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Rezensionen

Buchbesprechungen Philosophie, Geistes- und Kulturwissenschaften

Verringert die Evolution das menschliche Gewaltpotential?

Der Evolutionsbiologe Steven Pinker glaubt, dass die Menschheit dazulernt und Gewalt als Option für Konfliktlösungen eine immer geringere Rolle spielt Möchte man angesichts der jüngeren Geschichte der Menschheit mit ihren Weltkriegen, Tyrannenherrschaften, Völkermorden und Terrorakten wirklich an die (schöne) These glauben, die Gewalttätigkeit unter humanoiden Artgenossen sei im Lauf der kulturellen Evolution zurückgegangen? Dafür versucht der Evolutionsbiologe Steven Pinker, Professor für Psychologie an der Harvard University und regelmäßiger Autor der „New York Times“,  in seinem neuen Buch „Gewalt – Eine neue Geschichte der Menscheit“ (S. Fischer Verlag) Belege zu liefern.… Weiterlesen »Verringert die Evolution das menschliche Gewaltpotential?

Nichts als Katzen-Content

kater_paul

Der Katzenkulturkenner Detlef Bluhm gibt „Kater Paul – Das Facebook-Tagebuch“ heraus Der Katzenliebhaber Kurt Tucholsky beschwerte sich einmal, die Katze sei das einzige Tier, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber nichts dafür zu tun. Dabei wusste er natürlich sehr wohl, was er an ihr hatte, denn wie vielen anderen Literaten und Künstlern schnurrte die Katze auch ihm als Muse ins Handwerk, gern trat er auch mal als Theobald Tiger oder Peter Panter unter ihrem Namen auf und seinem Kater Mingo schrieb „Tucho“ gelegentlich launige… Weiterlesen »Nichts als Katzen-Content

Schlicht sind Säufer nie

Ken Bruen - jack taylor

Mit „Jack Taylor fährt zur Hölle“ setzt Ken Bruen die Reihe seiner ‚hard-boiled novels‘ fort Ken Bruens Krimireihe um den versoffen-abgewrackten Ex-Polizisten und Privatdetektiv Jack Taylor ist auf mittlerweile acht Bände angewachsen und hat in Irland und Großbritannien längst Kultstatus. Nun erschien mit „Jack Taylor fährt zur Hölle“ die dritte Folge im Züricher Atrium-Verlag, wie die ersten beiden „Jack Taylor fliegt raus“ und „Jack Taylor liegt falsch“ von Harry Rowohlt ins Deutsche übertragen. Wieder ist der Plot dieser hard-boiled novel in der irischen Kleinstadt Galway angesiedelt, in der auch der… Weiterlesen »Schlicht sind Säufer nie

Alle Menschen sind Philosophen

Das ist der Titel eines Auswahlbandes mit zentralen Texten aus dem großen Gesamtwerk Karl Poppers, die einen profunden und gut verständlichen Einblick in die Themenbereiche des 1994 verstorbenen Philosophen und Wissenschaftstheoretikers vermitteln. Um dabei aber kein Missverständnis aufkommen zu lassen: diesen Buchtitel hat nicht Popper selbst gewählt, sondern den hat sich der Verlag posthum aus einem Bonmot Poppers rausgeschnitzt, mit dem er eigentlich nur ‚gut gemeint‘ zu mehr Reflexionsbereitschaft anspornen wollte: „Ich glaube, daß alle Menschen Philosophen sind, wenn auch manche mehr als andere.“ Also eher im Beuys’schen Sinne zu… Weiterlesen »Alle Menschen sind Philosophen

Der Stoff aus dem der Kosmos ist

„Wer weiß, was der Alte sich da ausgedacht hat…“ staunt Harald Lesch am Ende seines wie immer lockeren und dabei gehaltvollen Vortrags über das bisher bekannte Universum, über dessen „Flächigkeit“, die dunkle Energie, den Vorhang der kosmischen Hintergrundstrahlung und Anderes, was die Astrophysik über unseren Kosmos heute als glaubhaft oder zumindest wahrscheinlich annimmt (Februar 2010, Deutsches Museum München). In unserem neugierigen „Was können wir erkennen?“, „Wie sind die Dinge (an sich) beschaffen?“ und „Wie hängt was zusammen?“ sind wir weit davon entfernt, aus unseren epistemologischen und ontologischen Verwirrungen, Denkweisen und… Weiterlesen »Der Stoff aus dem der Kosmos ist

Im Klaustall der Literatur: Auch ein Axolotl nährt sich von Plagiaten

axolotl roadkill

Gern hört und erzählt man die Geschichten von den kreativen Wunderkindern, die uns als Genies mit ihren scheinbar originären Schöpfungen beglücken, die der Menschheit das Schöne, Wahre & Gute, den Fortschritt in Wissenschaft und Künsten bescheren, als kämen sie als auserwählte Königskinder auf einem Strahl des Hegelschen Weltgeists dahergeritten. Soeben wieder mal geschehen mit der Jungautorin Helene Hegemann, deren 200-seitiger Roman „Axolotl Roadkill“ in den letzten Wochen von vielen Feuilletons sensationsgeil vorschnell zur literarischen Sensation, zum Szene-Kultbuch hochgejazzt wurde, die nun aber nach ‚investigativen Enthüllungen‘ dummerweise als  ‚Fall Hegemann‘ die… Weiterlesen »Im Klaustall der Literatur: Auch ein Axolotl nährt sich von Plagiaten

Der Systemgedanke ist keine billige Ausflucht

Bürokratische Maschinen entmündigen uns Von Dirk Kaesler Es war die markante Überschrift, die sowohl meine Aufmerksamkeit als auch meinen spontanen Widerspruch weckte: „Der Systemgedanke als billige Ausflucht“. In einer Rezension des neuen Buches von Peter Koslowski, „Ethik der Banken. Folgerungen aus der Finanzkrise“, wurde referiert, dass es darin um die grundsätzliche Frage gehe, ob die Finanzkrise eine „Systemkrise“ oder eine „Handlungskrise“ sei. In seinem Buch vertritt der Philosoph Koslowski von der Fakultät für Philosophie der Freien Universität Amsterdam die Meinung, dass sich „die Beteiligten“ „“ wer auch immer das ist… Weiterlesen »Der Systemgedanke ist keine billige Ausflucht

Ausweidung der Übungszone

Benito Salvarsani zu Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern In seinem Buch Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie unterscheidet Wolfgang Stegmüller vier Stufen des diskursiven Nichtverstehens philosophischer Systeme. Diese Unterscheidung darf man auch als Lebenshilfe für schwankende Geister verstehen, die im Leben nicht weiterwissen, und nach Orientierungen im Dickicht des Denkens suchen, in dem so oft nicht der Geist herrscht sondern vielfache Varianten der Dummheit und der Eitelkeit. In den Stegmüllerschen Seminaren wurde strenges logisches Denken geübt, der Gebrauch von Wahrheitstafeln und das Erreichen der sogenannten L-Wahrheit, eine Art philosophischer Orgasmus, und… Weiterlesen »Ausweidung der Übungszone

Gegenwartslyrik in allen Facetten

der gelbe akrobat

In der Anthologie „Der gelbe Akrobat“ präsentieren Michael Braun und Michael Buselmeier 100 Gedichte mit poetologisch reflektierten Kommentaren So schlecht kann heutzutage die Zeit für Gedichte in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht sein, wenn sogar Bundespräsident Horst Köhler anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von „lyrikline.org„, dem Internetprojekt für Gedicht-Originalrezitationen, im Oktober 2009 medienwirksam die Bedeutung der Poesie würdigte: „Warum sind für viele Menschen Gedichte so wichtig „“ und vorgelesene Gedichte erst recht? Weil Gedichte die dichteste, anspruchsvollste und subjektivste Art sind, Sprache zu gestalten, die Welt ins Wort zu fassen, die… Weiterlesen »Gegenwartslyrik in allen Facetten

Wer verlegt denn heut noch Gedichte?

Fixpoetry Lesehefte

Die Suche nach interessanter Lyrik gehört heutzutage zu den Kontingenzerfahrungen des real existierenden Poesiefreundes, denn wenn er „Gedichte“ mit der Option „Seiten auf Deutsch“ googelt, spuckt der digital umhergeisternde Suchroboter über fünf Millionen Treffer aus „“ doppelt so viele wie etwa unter „Lotto“. Besorgten noch in der Guten-Alten-Zeit der Deutungsmonopole die Türsteher des feinen Feuilletons oder elitär-hermetische Anthologie-Clans die (natürlich oft ungerechte) Vorsortierung der Dichterhimmel-Anwärter fürs literarisch (ein)gebildete Lesevolk und schöngeistige Buchverlage, kann heute auf dem öffentlichen Krümelacker der Worte jeder Spatz sein Verslein tschilpen und darauf hoffen, für eine… Weiterlesen »Wer verlegt denn heut noch Gedichte?

Journalisten-Vorurteile gegen die Philosophie des Geistes

Metzinger Ego-Tunnel

Es ist ein überholtes Vorurteil, eine mittlerweile einfach falsche Behauptung, der Gegenwartsphilosophie zu unterstellen, sie habe „die Naturalistische Wende im Menschenbild durch die Neurowissenschaften verpasst“. Im Gegenteil: die Diskussion zu den Erweiterungen der Selbst- und Welterkenntnis hat sich in den letzten Jahrzehnten in zahlreichen Interaktionen zwischen den Neurowissenschaften, der Philosophie und anderen Fachbereichen entwickelt – vor allem zwischen Neurowissenschaften und der Kognitionswissenschaft, der Psychologie und insbesondere der Philosophie des Geistes, die beispielsweise im Bereich der Selbstbestimmungstheorie der Motivation auf Erkenntnisse der Neurowissenschaften zurückgreift. Das Interesse der Philosophen an der Funktionsweise… Weiterlesen »Journalisten-Vorurteile gegen die Philosophie des Geistes

Völkermord ist schlimmer als Krieg

Der Soziologe und Politikwissenschaftler Daniel Jonah Goldhagen untersucht in seiner Film- und Buchdokumentation „Schlimmer als Krieg“ politische und massenpsychologische Ursachen und Zusammenhänge von organisierten Genoziden Einer der grausigsten und unvorstellbarsten Völkermorde ereignete sich 1994 in Ruanda, als in nur knapp 100 Tagen Angehörige der Hutu-Mehrheit fast eine Million Männer, Frauen und Kinder der Tutsi-Minderheit abschlachteten. Das ist wörtlich zu verstehen, da noch vielen Verwundeten, die sich davonschleppen wollten, die Glieder eins nach dem anderen mit Macheten abgehackt wurden bis sie verblutet waren. Obwohl damals vor Ort Friedenstruppen der Vereinten Nationen… Weiterlesen »Völkermord ist schlimmer als Krieg