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Sommerpreisrätsel 2016: Als Wittgenstein Karl Popper in den Keller schickte

Hohe Intelligenz schützt den Menschen nicht unbedingt davor, gelegentlich skurriles Verhalten an den Tag zu legen und die beiden Hauptdarsteller unseres  diesjährigen Sommerferienrätsels galten sogar, jeder auf seine Weise, als einigermaßen schwierige, strapaziöse Zeitgenossen hinsichtlich ihrer sozialen Interaktionen. Zur Lösung des Rätsels braucht Ihr diesmal keine mathematischen Fähigkeiten (wir haben die diesbezüglichen Beschwerden der geneigten Leserschaft zur Kenntnis genommen), logisches Denken und ein wenig Alltags-Physik reichen aus (es muss halt, diesmal sogar im Wortsinne, „Klick!“ machen) „“ und natürlich gibt“™s auch wieder was zu gewinnen“¦

 

wittgenstein-popperWahrscheinlich haben einige von Euch schon von der Geschichte gehört, dass Ludwig Wittgenstein seinen Kollegen Karl Popper eines Abends im Oktober 1946 in einem Appartment des King’s College Cambridge mit einem glühenden Feuerhaken bedroht haben soll. Es hätte eigentlich eine gesellige Runde mit lockeren Debatten werden sollen, bei der neben weiteren Philosophen angeblich auch Altmeister Bertrand Russell anwesend war. Was dann genau geschah, ist auf Grund widersprüchlicher Zeugenaussagen im Nachhinein schwierig zu klären, doch die BBC-Journalisten David J. Edmonds und John A. Eidinow haben es immerhin versucht und ihre Recherchen in der amüsanten Philo-Krimigroteske „Wie Ludwig Wittgenstein Karl Popper mit dem Feuerhaken drohte“ veröffentlicht. Sicher scheint zu sein, dass die beiden Exil-Wiener, die sich an jenem Abend zum ersten und einzigen Mal begegneten,  in Streit darüber gerieten, ob philosophische Probleme nur therapiebedürftige sprachliche Krampfzustände seien oder ob die eher durch einen auf Empirie und Falsifikationsmöglichkeit beruhenden kritischen Rationalismus lösbar seien. Es kam offenbar zu Missverständnissen, und als Popper frozzelte, Wittgenstein sei selber die Fliege, die den Ausweg aus dem Fliegenglas nicht finde, soll also dieser Feuerhaken ins Spiel gekommen sein.

Nun werden in diesem hübschen Büchlein zwar ausführlich die philosophischen und privaten Befindlichkeiten der Protagonisten (und überhaupt der Philo-Szene jener Jahre) vor dieser vermeintlichen Untat geschildert, doch wie es letztlich ausging, bleibt auch dort – wie meistens in der Philosophie – im Spekulativen. Hat Wittgenstein doch noch klein beigegeben und – wie meistens in solchen Fällen – geäußert „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“? Wie lang hat der Feuerhaken noch nachgeglüht? Hat sich Popper ob einer gelungenen Falsifikation die Hände gerieben? Der Feuerhaken jedenfalls war danach verschwunden.

Was den beiden Journalisten verborgen blieb, wurde aber uns – wie meistens in solchen Rätselfragen – aus anonymer Quelle zugetragen und der zufolge entwickelte sich der weitere Abend etwa so:

Es war schon nach Mitternacht, als sich die Runde auflöste, nur Wittgenstein und Popper waren noch übrig geblieben. Da meinte Wittgenstein: „So, Karl, eigentlich möchte ich ja ohne Groll mit dir auseinandergehn, aber dafür musst du mir beweisen, dass dein empirisches und falsifikatorisches Denkvermögen sich auch in der Lebenspraxis bewährt.“ Dabei drohte er erneut Popper mit dem Feuerhaken und bugsierte ihn in den Keller, wo drei Lichtschalter nebeneinander an der Wand hingen. „Einer dieser drei Schalter knipst die blanke Glühbirne oben in meinem Arbeitszimmer an, wo ich nun im Dunkeln auf dich warten werde“, sagte Wittgenstein, „Und wenn du wieder herauf kommst und du hast den richtigen Schalter umgelegt, so dass die Glühbirne bei mir oben leuchtet, werde ich dich für glaubwürdig halten. Wenn du mehr als einen Schalter gleichzeitig auf on stellst, wird es dunkel bleiben. Aber du darfst einmal vorher zum Abchecken hochkommen, bevor du dich endgültig auf einen Schalter festlegst.“ Als Popper zum Einverständnis nickte, stellte Witttgenstein den Feuerhaken nun doch in einer Ecke des Kellers ab (wo man ihn letztlich vergaß) und begab sich in sein dunkles Arbeitszimmer, wo er auf Popper wartete. Und ja, Ihr habt es sicher schon geahnt, die Glühbirne leuchtete, als Popper zum zweiten Mal aus dem Keller ins Arbeitszimmer kam, sich noch ein Glas Wein einschenkte und dann friedlich von Wittgenstein verabschiedete.

Rätselfrage: Mit welcher Vorgehensweise (ohne technische Hilfsmittel) konnte Popper sicherstellen, dass er den richtigen Schalter betätigte, bevor er nach nur einem Ausprobierer zum zweiten Mal nach oben kam?

literarische cartoonsWer die richtige Lösung ausgetüftelt hat und was gewinnen möchte, kann sie uns gern per email zusenden (bitte nicht hier in den Kommentaren posten!) – unter allen richtigen Einsendungen werden dieses Mal drei Exemplare derLiterarischen Cartoons  verlost, die uns der Holzbaum-Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Und gebt bitte auch eure postalische Adresse für eine mögliche Gewinnzusendung mit an.
Einsendeschluss ist wie immer das Ferienende in Bayern, heuer also Montag, der 12. September 2016.

Und übrigens: Wer sich mal selber eine originelle Philo-Rätselstory ausdenkt, die hier zur Veröffentlichung taugt, immer her damit! Dank & Belohnung garantiert…

wf

6 Gedanken zu „Sommerpreisrätsel 2016: Als Wittgenstein Karl Popper in den Keller schickte“

  1. Die bisherigen Rätsel haben wir alle in unserer kleinen Runde geknackt, aber diesmal fällt uns keine plausible, realistische Lösung ein. Obwohl wir mit Mathe- und Physiklehrer an Bord sicher nicht zu den Logikabstinenzlern gehören, die „die diesbezüglichen Beschwerden der geneigten Leserschaft“ teilen. Ist da nicht doch sowas wie Elektrosensibilität, Telekinese, übersinnliche Wahrnehmung im Ratespiel?

    1. Ne, das funktioniert ganz bodenständig, aber da bisher nur eine richtige Lösung eintrudelte, hier ein kleiner Tipp: Man bedenke die physikalischen, allgemein bekannten Eigenschaften der im Setting vorkommenden Materialien ;-)

    1. So so, Detlef, du traust dich also an so eine gewagte Aussage, wo du doch weißt, dass ich eher Wittgensteinianer bin ;-) – alldings einer des späten Wittgenstein, dem der „Philosophischen Untersuchungen“. Das war auch die Crux für Popper bei dem oben erwähnten Streit, dass er von Wittgenstein zu dem Zeitpunkt wohl nur den tatsächlich eher gspinnerten „Tractatus“ kannte. Ansonsten wäre es zwischen den beiden wahrscheinlich zu einem Annäherungs-Diskurs über die pragmatistischen Aspekte ihrer Sprach- bzw. Wissenschaftsphilosophie gekommen…

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