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Kryptographie als gewaltloser digitaler Widerstand

… und bei der ITU in Dubai wird über eine weltweite Internetregierung verhandelt

Ist es noch eine Dystopie der Fortschrittspessimisten oder schon Realität, dass das Internet uns als eine riesige, allgegenwärtige Überwachungsmaschine in einer post-Orwellschen Dimension kontrolliert? Eingelullt von den soziopsychologischen Streicheleinheiten eines ‚Mitmachmediums‘ posten & plappern die User im Netz, als ob sie noch mit ein paar Kumpels in der Stammkneipe säßen. Ordentlich überwacht werden doch immer nur die Anderen, die Bösen oder denen man solches zutraut, und dann mit Gerichtsbeschluss und natürlich nur zum Wohle der Gesellschaft. Aber was habt ihr denn für eine Vorstellung, wer euch was zutraut in diesem angeblichen Kampf gegen Terror und Kriminalität?

In einem Exclusiv-Interview mit TTT bezeichnete Wikileaks-Gründer Julian Assange (der immer noch als politischer Asylant in der Ecuadorianischen Botschaft in London festsitzt) die geheime Datensammelei als „den größten Diebstahl der Weltgeschichte. Die Machtverhältnisse werden von der Mehrheit der Gesellschaft hin zu wenigen intransparenten Geheimdiensten und Behörden verschoben. Das ist die Realität.“ Und behauptet weiter, wir hätten bereits die komplette Infrastruktur für den totalitären Staat, mit einer milliardenfachen Überwachung, die es schon täglich gibt. Jetzt müsse nur noch der Schlüssel ganz umgedreht werden für den großen Knall.

In seinem neuen Buch „Cypherpunks – Freedom and the Future of the Internet“ (nicht bei Amazon erhältlich!) fordert Assange deshalb zum digitalen Widerstand im Internet auf, durch anonymes Surfen und Verwischen der eigenen Datenspuren: „Kryptografie ist der ultimative gewaltlose Widerstand, den jeder von uns leisten kann. Zwar hat ein Staat viele Möglichkeiten, Menschen zu disziplinieren. Aber selbst eine Supermacht ist machtlos gegen Kryptografie, wenn es eine Massenbewegung wird.“ Und dafür gäbe es ja schon jetzt viele kostenlose Anbieter im Netz.
Tja, lieber Herr Assange, dann hätten wir also wieder mal die Freiheit, uns zu verstecken…

Heute beginnt in Dubai die Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion, bei der es um die Macht, die Zugangskontrolle, die Verwaltung der Daten und also um Bespitzelungsmöglichkeiten und das viele gute Geld im Internet geht. Da gabs schon im Voraus einige Aufregung über die divergierenden Interessen, über die mögliche Einrichtung einer weltweiten ‚Internetregierung‘ und welche Claims einige repressive Staaten, die Kommunikationskonzerne und andere Player da gern für sich abstecken würden.
Einen ausführlichen und sehr lesenswerten Hintergrundbericht dazu findet ihr hier im Deutschlandradio.

wf

In der Kathedrale des Don’t Be Evil

server

Ein Gedanke zu „Kryptographie als gewaltloser digitaler Widerstand“

  1. Pingback: Henning Uhle | 2012 / 2013 – ein Traum für George Orwell

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