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Naturkatastrophe zerstört Fortschrittsglauben

+++  1. November 1755      +++    Erdbeben zerstört Lissabon    +++    Feuersturm und Tsunami    +++     bis zu 100.000 Tote     +++     Stärke auf der Richterskala von etwa 8,5 bis 9    +++    das christliche Europa ist in den Grundfesten seines Denkens erschüttert    +++   Voltaire verliert seinen Glauben an „die beste aller möglichen Welten“   +++

erdbeben von lissabon
Ein Kommentar von Immanuel Kant:

„Die Betrachtung solcher schrecklichen Zufälle ist lehrreich. Sie demütigt den Menschen dadurch, dass sie ihn sehen lässt, er habe kein Recht, von den Naturgesetzen, die Gott angeordnet hat, lauter bequemliche Folgen zu erwarten.
– Der Mensch ist nicht geboren, um auf der irdischen Schaubühne der Eitelkeit ewige Hütten zu erbauen.
– Alle diese Verheerungen scheinen uns zu erinnern, dass die Güter der Erde unserem Triebe zur Glückseligkeit keine Genugtuung verschaffen können.“

(aus der „Geschichte und Naturbeschreibung des Erdbebens am Ende des 1755sten Jahres“)


wf

2 Gedanken zu „Naturkatastrophe zerstört Fortschrittsglauben“

  1. An der Machbarkeits-Hybris der Menschen hat das ja damals auch nichts geändert, heut wirds kaum besser sein. Und ein Atomkraft-Fetischist wird sich kaum mit irgendwelchen Einlassungen von Kant beschäftigen, das erscheint mir a priori ausgeschlossen…

  2. @Szusza: Die Optimisten werden wohl eher mit dem alten Fichte vorliebnehmen und weiter hoffen:

    „Jener Widerstand [der Natur] muß allmählich schwächer, und endlich erschöpft werden […]; jene Ausbildung muß endlich vollendet, und das uns bestimmte Wohnhaus fertig werden. Die Natur muß allmählich in die Lage eintreten, daß sich auf ihren gleichmäßigen Schritt sicher rechnen und zählen lasse und daß ihre Kraft unverrückt ein bestimmtes Verhältnis mit der Macht halte, die bestimmt ist, sie zu beherrschen, „“ mit der menschlichen.“

    (Aus: Johann Gottlieb Fichte, Die Bestimmung des Menschen, 1800)

    Wirklich zu hoffen bleibt, dass fundamentale strukturelle Veränderungen auf globaler Ebene die unausrottbare Risiko-Blindheit Einzelner langfristig unterlaufen können. Echte Alternativen („Einsicht und Vernunft für Alle“) scheinen ja letztlich doch zu unwahrscheinlich.

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