Zum Inhalt springen
Startseite » Die Künstliche Intelligenz auf dem Weg zum ‘Embodiment’

Die Künstliche Intelligenz auf dem Weg zum ‚Embodiment‘

KI Embodiment

Die aktuelle Erforschung der Künstlichen Intelligenz konzentriert sich auf neuronale Netze, die den Funktionsweisen des menschlichen Gehirns entsprechen. Robotik-Forschungsgruppen und viele Neurowissenschaftler vermuten, dass diese die Grundlage für autonomes Handeln, intelligente Leistungen und vielleicht auch Intuitionen und eigenes Bewusstsein sind. Zwar ist es bislang nur eine Vision, eine Künstliche Intelligenz zu erschaffen, die der des Menschen ebenbürtig ist (ein mit mathematischen Algorithmen vollgestopfter Schachcomputer taugt nicht zum Vergleich), aber das darin steckende enorme wirtschaftliche (und militärische!) Potential schiebt die weitere Entwicklung der KI kräftig an.
Mittlerweile sind weltweit schon mehr als eine Million Industrieroboter im Einsatz und ihre Zahl steigt jährlich um circa zehn Prozent; die Anzahl an Militärrobotern wird naheliegenderweise geheim gehalten. Beinahe jeder Computer und jedes Auto wird von Robotern montiert, zusammengeschweißt und lackiert. Noch haben diese ‚Handlanger‘ kein auf sich selbst zentriertes Wirklichkeitsmodell, kein „Körper-Ich“ als Kern eines Selbstbewusstseins.
KI Embodiment Der ‚ultimative‘ Schritt zur Menschenähnlichkeit läge also irgendwann, in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft, in der Entwicklung des „Embodiment“ von Maschinen, also von Systemen, die eine bestimmte Form der leiblichen Selbstwahrnehmung besitzen, wie man sie bisher nur aus der Science Fiction-Kultur kennt.
Sie wäre dann erreicht, wenn zur virtuellen auch die phänomenale Ebene hinzukommt. Solche Systeme könnten wie wir Körperlichkeit bewusst erleben, gekoppelt mit eigenen kognitiven Prozessen, eigenen Gefühlen, Zielen und einem eigenen Willen. Aber:

„Die Erschaffung künstlicher Selbstmodelle würde auch künstliches Leiden erschaffen. Wir sollten uns darauf einigen, dass wir die Gesamtmenge des Leidens im Universum nicht künstlich erhöhen sollten.“ (Thomas Metzinger)

Der Philosoph Thomas Metzinger war zusammen mit dem Bio-Kybernetiker Holk Cruse und Luc Steels (Artificial Intelligence Laboratory der Freien Universität Brüssel) zu Gast in der Scobel-Sendung zur Künstlichen Intelligenz, die gestern auf 3sat wiederholt wurde.

Da ich die Erstausstrahlung vom Juni 09 verpasst hatte, soll also hier nun mit dem obigen kurzen Anschnitt auf die spannenden und gleichzeitig mulmig machenden Aspekte dieses interdisziplinären Themas hingewiesen werden – am 28. April 2010 wird die Sendung wiederholt, allerdings morgens um 4.15 Uhr.
Wer da nicht mehr wach oder noch nicht aufgestanden ist, kann sie in der 3sat-Mediathek komplett oder in Ausschnitten nachsehen; dort gibts dazu auch noch Interviews zum Thema mit einigen Experten vom Wissenschaftskolleg Berlin.
Lohnt sich nicht nur für Robotik-Freaks!

wf / 3sat

3 Gedanken zu „Die Künstliche Intelligenz auf dem Weg zum ‚Embodiment‘“

  1. Auch wenn ich nicht an diese Weltuntergangsszenarios glaube, ist die Abhängigkeit des Menschen von der Maschine oder dem Roboter, sehr beunruhigend. Um sich das klar zu machen muss sich nur vorstellen, was passieren würde, wenn all der Hightech eines Tages unbrauchbar wäre.

    1. Was passiert, wenn all der Hightech eines Tages nicht verfügbar ist, konnten all jene feststellen, die an jenem Tag sich in ísafjörður aufhielten, an dem das Internet nicht zur Verfügung stand. Die Banken wurden geschlossen, die Geldautomaten waren außer Betrieb, und es war den ganzen Tag nicht möglich, in den Geschäften die notwendigen Güter zu kaufen, da in dieser Stadt es Sitte war, nur noch elektronisch zu bezahlen, und die Bezahlungssysteme ausfielen: kein Benzin, kein Geld, kein Getränk, und keine ausreichenden Münzen in der Hosentasche, um sich wenigstens ein Brot beim Bäcker kaufen zu können.

      Mit dem Begriff „Intelligenz“ wird Lernfähigkeit bezeichnet, mit “ Lernfähigkeit “ die Fähigkeit, jeden Fall auf der Ebene „Einzelfall“ zu behandeln, auf der Grundlage, dass jeder behandelte Einzelfall nichts anderes ist als eine erstmalig auftretende „Ausnahme“, und diese auch als eine solche behandelt. Insofern beschäftigt sich „Intelligenz“ ausschließlich mit der adäquaten Behandlung von „Ausnahmen“, denn alles andere wäre nur Wiederholung einer vorgegebenen Simplifizierung auf Grundlage einer Formel, welche ex cathedra Bedeutung und Wichtigkeit einer Sache formularisiert, und nichts darüber hinaus kann, als eben diese anzuwenden.

      Was da irrtümlich „Intelligenz“ genannt, um darüber zu punkten, und die Leute in ehrfurchtsvollem Staunen zu halten, ist nichts weiter als eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines ganz bestimmten Problems mittels Ausschluss aller weiteren damit verbundenen und existierenden Problemstellungen. Mit anderen Worten: ein Wiederkäuer mit Scheuklappen; vom Algorithmus „Garbage in, garbage out“ betrieben.

  2. Pingback: Philosophische Schnipsel » Einen Robot für die Rente

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.