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Buddhismus light und wellness-kompatibel

Als ich mich vor ein paar Tagen in unserer behäbig-puppigen Altstadt vorsichtig der ‚Mahnwache für Tibet‘ näherte, spürte ich schon von Weitem meinen Makel des Nicht-Weltverbesserers und schaltete mein Denkgetriebe auf Schleichfahrt, um in den Untiefen der zu erwartenden Platitüden nicht anzuschrammen.

Dalai Lama

Dalai Lama

Nichts gegen Gutmenschen, nicht einmal gegen vielleicht Reinkarnierte, wenn sie denn ihr Metier aus dem Karma der kritischen Reflexion betrieben statt billige Kalendersprüchlein einer medienwirksam und massenkompatibel lächelnden Pop-Pappnase nachzuplappern. Dabei ist kaum einem DalaiLamaisten klar, dass der Tibetische Buddhismus, durchsetzt von Bön-Religion und schamanistischen Praktiken, nur noch wenig mit der agnostisch-philosophischen Weltsicht Gautamas gemein hat; näher dran ist da noch der alte ‚Theravada‘ in Südostasien, mit dem sich allerdings der vajrayanische Klingelbeutel nicht gut füllen lässt, was das fehlende Engagement des ‚perfekten Heiligen‘ angesichts der grausigen Zu- und Aufstände in Birma hinreichend erklärt. Ganz zu schweigen von seiner Teilnahmslosigkeit angesichts der Menschenrechtsverletzungen und politischen Sauereien, die außerhalb seines geistigen Vorgartens stattfinden. Und für den Wohlfühl-Konsum seiner Millionen Mitläufer bringt die Stallwärme der World-Wellness-Buddhisten allemal den bequemeren Kick. Zum Eintritt ins Nirvana muss das Denken ja ohnehin erst der ‚Leerheit‘ weichen.

Wie viele Tibet-Demos Willi Winkler von der „Süddeutschen Zeitung“ besucht hat, weiß ich nicht, aber dass ihm dieser Brei auch nicht schmeckt, lästert er in dem sarkastischen Essay „Süßes Früchtchen“ aus der aktuellen SZ-Wochendausgabe. Naiv-religiös Wiedergeborene bitte vor der Lektüre über mögliches Dukkha aufklären!

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wf

13 Gedanken zu „Buddhismus light und wellness-kompatibel“

  1. Pingback: Tibet » Blog Archive » Buddhismus light und wellness-kompatibel

  2. Pingback: Philosophische Schnipsel

  3. Hallo, der Artikel ist echt sehr provokant, aber er ist war. Trotzdem mußte ich ihn mir dreimal durchlesen, bis ich überhaupt den Zusammenhang erkannt habe.Aber sehr informativ und er regt zum Nachdenken an.
    Gruß Gabi

  4. Hi,

    sehr schön, das sich mal jemand traut dieses Thema anzuschneiden. Ich dacht schon ich bin auf weiter Flur allein.

    Schon vor Jahren viel mir bei einer Fernseh-Talkshow auf, das der Dalai Lama eine Rolex am Handgelenk trägt. Das hat mir zu denken gegeben.

    Vielleicht ist das Tragen einer Rolex eine Art buddhistische Wellness-Weisheit die sich mir noch entschließt.

    Aber ich bin noch Jung „“ ich kann warten.

  5. Der Dalai Lama trägt ’ne Rolex!!!!eins!elf!!! Was für ein Wahnsinn.

    Ich muß ehrlich gestehen, daß mir das noch nicht aufgefallen ist. Wahrscheinlich, weil es mir sch…egal ist, weil es immer noch nichts über ihn aussagt. An etlichen Kommentaren über den Dalai Lama fällt auf, daß ihm vorgeworfen wird, nicht perfekt zu sein. Bei jedem anderen Menschen wird über den einen oder anderen Fehler hinweggesehen, er ist halt auch nur ein Mensch. Aber viele Gegner oder Kritiker des Dalai Lama werfen ihm auf eine geradezu lachhafte Art vor, nicht einem buddhistischen Ideal zu entsprechen – oder genauer, nicht dem zu entsprechen, was sie für das buddhistische Ideal halten. Ebenso ist es einfach absurd, dem Dalai Lama daraus einen Vorwurf zu konstruieren, was die Esoterik-Begeisterten aus seiner Lehre machen.

    Sicherlich hat sich der Tibetische Buddhismus durch die Vermischung mit dem Bön teilweise erheblich von der ursprünglichen Lehre entfernt, wie sie sich im Pali-Kanon darstellt, doch wwas ist da schlimm dran? Es ist lediglich eine Variante des Buddhismus, so wie es auch zahllose Versionen des Christentums gibt. Zahlenmäßig stellt der tibetische Buddhismus nur eine kleine Sekte innerhalb aller buddhistischen Schulen dar. Warum die die Esoterik-Begeisterten so für den Dalai Lama schwärmen wird mir wahrscheinlich immer verschlossen bleiben. Daß die Kritiker sich so an ihm festbeissen hinterläßt bei mir manchmal das Gefühl, daß sie seinen Fans beweisen müssen, daß sie die Schlaueren sind, die seine Fehler aufdecken. Wirklich ernst nehmen kann ich beide Gruppen nicht.

    Und wer da glaubt, der Theravada, so wie er heute in Asien gelebt wird, sei näher an der ursprünglichen Lehre des Buddha dran, dem möchte ich „The Broken Buddha“ von Ven. S. Dhammika empfehlen. Die Abhandlung ist gut geeignet, die letzten Illusionen zu verlieren und zu erkennen, daß das buddhistische Ideal nie in Gänze erreichbar ist – eben weil es nur von Menschen interpretiert und gelebt wird.

  6. @lästermaul
    Na, immerhin sagt es aus, dass auch nach 14 freiwillig auf sich genommenen Wiedergeburten, die das erleuchtete Wesen bisher auf sich genommen hat, um das Leid anderer fühlender Wesen zu mindern, diese immer noch nicht dazu geführt haben, dass es diese Rolex umgehend einem Bedürftigen schenkte.
    Was verblüfft, denn zu solcher Tat, welche der Rede nicht wert wäre, ist schon jeder nicht erleuchtete Mensch bereits in seinem einzigen Leben fähig, so er auch nur halbwegs über Empathie verfüge.
    Hoffe, Sie werfen mir diese meine lachhafte Art nicht vor, und falls doch: wäre es ihnen möglich, über diesen meinen Fehler hinwegzusehen? ;-)

  7. @be:

    Ich finde es lachhaft, sich überhaupt darüber Gedanken zu machen, was der Dalai Lama für eine Uhr trägt und warum er sie nicht verschenkt. Wenn das die Kritik an ihm ausmachen soll, dann scheint er ja sonst in Ordnung zu sein.

    Leider vermisse ich eine wirklich sachliche Kritik an dem Dalai Lama. Statt dessen stößt man auf den Vortrag von Goldner, der auf übelste Art Halbwahrheiten zusammenrührt, man stößt auf solche Kindereien wie das Thema seiner Uhr, oder es werden nur Sprüche produziert, wie im obigen Artikel über den „vajrayanischen Klingelbeutel“. Die Erwähnung dieses „klingelbeutels“ ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie das seltsame Handeln der Esoterik-Fans indirekt dem Dalai Lama zur Last gelegt wird, obwohl er darauf doch überhaupt keinen Einfluß hat. Sachlich begründete Kritik sieht jedenfalls anders aus.

    Zum Schluß erbitte ich mir eine Erklärung von „be“, wie denn das Handeln eines wahren Erleuchteten aussieht. Um den Umgang des Dalai Lama mit einer Uhr mit Erleuchtung in Zusammenhang zu bringen, da sollte man schon wissen, wie denn ein richtiger Erleuchteter damit umgehen würde. Ich wäre auch für Zitate aus dem Pali-Kanon oder der Sekundär-Literatur dankbar, die diese Kritik untermauern.

  8. Geschätztes Lästermaul, die von dir geforderte „sachlich begründete Kritik“ findest du hier unter der Rubrik „Buddhismus“ mehrere Male, z.B. das da: http://oxnzeam.de/2012/06/12/der-dalai-lama-als-schachfigur-des-cia-im-kalten-krieg/
    Des weiteren gäbs Aufklärung über die Person und die Art der „Erleuchtung“ des D.L., wenn du dir per Klick aufs Bild den Wikipedia-Artikel nebst Folge-Links gibst.
    Abgesehen davon bedient sich, wie du mit etwas Lesekompetenz sicher schon bemerkt hast, die literarische Schminke (zu Zwecken der geistigen Aufhellung) in vielen dieser Blogtexte (wie in obigem) zweier opak changierender Färbungsmittel: der Polemik und der Ironie

  9. @wf Danke, ist bekannt. Es geht mir nur manchmal auf die Nerven, daß so viele Leute sich dazu äußern, was eine „Erleuchteter“ tun dürfe und was nicht. Bei ganz vielen stellt man beim nachfragen fest, daß sie zwar gern über Buddhismus im allgemeinen und den Dalai Lama im besonderen äußern, aber vom Thema eigentlich keine Ahnung haben. Genau deshalb habe ich oben geschrieben, daß viele menschen dem Dalai Lama vorwerfen, einem buddhistischen Ideal nicht zu entsprechen. Aber in Wirklichkeit ist es kein buddhistisches Ideal, sondern nur das, was sie dafür halten. Ich beschäftige mich seit etwa 20 Jahren mit dem Theravada, nicht als mein persönliches Hauptthema, aber mehr oder weniger regelmäßig. Deswegen weiß ich auch, daß diejenigen, die glauben beurteilen zu können, was ein Erleuchteter tut und was nicht, nur ihre persönlichen Vorurteile pflegen. Ich kenne eine Menge Menschen, die sich mehr oder weniger regelmäßig mit dem Theravada beschäftigen und darunter ist niemand, der wirklich glaubt, einen Erleuchteten erkennen oder beurteilen zu können. Das glauben nur die, deren Kenntnis des Buddhismus primär aus Wikipedia stammt.

    Und mit Verlaub. Ich bin ein großer Freund der Ironie, deshalb konnte ich hier keine entdecken. Ironie ist sozusagen das Florett der Worte, aber Polemik ist nur ein Holzhammer, geeignet für diejenigen, denen die notwendige Feinmotorik für das Florett fehlt.

  10. @lästermaul
    Gerne erfülle ich Ihre abschließende Bitte. Wie Sie bereits zutreffend festgestellt haben, bin ich kein Erleuchteter. Bin daher per se auch außerstande beurteilen zu können, wer oder was ein Erleuchteter ist oder nicht. Daraus resultierte auch meine eingestandene Verblüffung.
    Zudem hatte ich seine Heiligkeit keineswegs kritisiert. Was Sie als eine Kritik auffassten, ist tatsächlich – bei genauer Lesart „“ nur die Beschreibung eines Sachverhalts.

  11. @be
    Nur die Beschreibung eines Sachverhalts? Ganz sicher? Und was ist dann mit folgendem Satz über die nicht verschenkte Rolex:
    „Was verblüfft, denn zu solcher Tat, welche der Rede nicht wert wäre, ist schon jeder nicht erleuchtete Mensch bereits in seinem einzigen Leben fähig, so er auch nur halbwegs über Empathie verfüge.“
    Da wird die Behauptung aufgestellt, daß jeder nicht erleuchtete Mensch, der auch nur halbwegs über Empathie verfügt, dazu fahig wäre, seine Rolex zu verschenken, was ich für eine gewagte Behauptung halte. Ich wäre an einem Beweis für diese Behauptung sehr interessiert. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Kritik am Dalai Lama, der das trotz n Inkarnationen nicht tut, denn genau so haben Sie es formuliert. Versuchen Sie doch bitte nicht, sich da jetzt rauszuwinden.

    Und ja, ich bleibe dabei, daß ich es lachhaft finde, die Kritik am Dalai Lama an Äußerlichkeiten wie einer Uhr festzumachen. Wenn das alles ist, was es an ihm zu kritisieren gibt ….

  12. Nach der Selbstentlarvung des Trolls lästermaul durch argumentative Redundanz und dem Beharren auf dem infiniten Regress von Beweisen für Beweise möge er sich bittschön woanders einen abkichern – die Rolex des Dalai Lama (die im Artikel ja eh nicht vorkommt) kann er als Trophäe seiner Anwesenheit in diesem Blog gern mitnehmen…

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