Da staunte der überzeugte Radel-Bayer in mir nicht schlecht, als heute in der Süddeutschen Zeitung auf Seite eins vermeldet wurde, dass Mannheim als erste deutsche Großstadt eine Abwrackprämie für Fahrräder eingeführt hatte: 50 Euro für jedes alte Zweirad, das aber bei der Rückgabe noch einigermaßen fahrtauglich sein muss. Ausgerechnet Mannheim, wo man laut Joy Fleming doch über de Brück‘ geht statt zu radeln!
Denn eigentlich sind ja wir Bayern in Radelangelegenheiten seit Jahrzehnten führend, von der Erfindung der „Radlermaß“ durch den sozialdemokratischen Radlerklub auf dem Oktoberfest von 1894 bis hin zu den philosophischen Radfahrerbetrachtungen des Münchner OB Christian Ude in seiner „Kleinen Philosophie der Passionen“.
Na gut, sein «Stadtradeln» ist ja kein (verkehrs)politisches Programm und schon gar keine Wirtschaftsbelebungs-Utopie, sondern das Bekenntnis eines Schönwetter-Radlers «aus purer Genusssucht»: Beim Er-Fahren der Stadt lässt er recht g’spassig Fassaden und Szenen, Stimmungen, Gerüche und auch Erinnerungen auf sich wirken, trifft den Oan und ratscht mit’m Andern und reflektiert beim Velocipedieren a wengerl über Lebensstile und Moden, ja sogar über soziale Gerechtigkeit und Liebessehnsüchte. Und hätt er des Bücherl grad erst gschrieben, wär bestimmt was zur ersten, selbstverständlich Münchner Fahrrad-Abwrackprämie dabei.
Aber allein der Münchner im Himmel wirds wissen, warum grad der Ude bei fast einer halben Million Münchner Fahrradlern so an fetten politischen Stich ausg’lassn hat, der hätt ja fast zua gmacht! Allerdings fährt man in München unter der Bruck aa ned mit’m Radl, sondern mit’m Floß auf der Isar …