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transzendentes bewusstsein

Zum letzten Blogeintrag über das ‚freundliche Universum‘ scheint mir ein hermeneutischer Hinweis nötig, da er neben der möglichen ironischen Lesart einen durchaus ernst gemeinten Gedanken zur Ontologie des Bewusstseins enthält. Nicht zufällig habe ich hinter dem Super-Novae-Foto mit der „Susy-Theorie“ einen der vielen naturwissenschaftlichen Ansätze zur Welterklärung, zu einer ToE („Theorie of Everything“) gelinkt. Der dahinterstehene, allgemein zum heutigen ‚Maß aller Dinge‘ erklärte genealogische Reduktionismus, dem sich auch viele zeitgenössiche Philosophen unterwerfen (man denke nur an die absurde Zersplitterung der philosophischen Fakultäten in fachwissenschaftliche Spezialgebiete), führt m.E. zu einer Art Wahnvorstellung, ja zu einem neuen ‚Götzen‘ (wie Nietzsche sagen würde), mit dessem materialistischen Empirismus man glaubt, die letzten Sinn- oder Nichtsinn-Zusammenhänge und somit auch das Phänomen ‚Bewusstsein‘ irgendwann erklären zu können.
Natürlich streite auch ich nicht ab, dass jede geistige Aktivität einer wie auch immer gearteten bio-physikalischen Grundlage bedarf, wie etwa das Erklingen eines Musikstückes die entsprechende Instrumenten-Hardware und das Know-How eines Interpreten voraussetzt, aber der entscheidende ‚Kick‘, der zu einer frei gewählten Originalität und Schönheit, zu neu geschaffenen Konnotationen und evolutionärer Avantgarde führt, bleibt auch bei genauester Kenntnis sämtlicher neurobiologischer und anderer materialistischer Strukturen ein Geheimnis. Daran wird auch eine ‚String-Theorie‘ oder andere ToE nichts ändern – insofern ist nicht nur das menschliche ‚Bewusstsein über das Bewusstsein‘, sondern auch die Existenz und ontologische Sinnhaftigkeit unseres (und vielleicht unendlich vieler anderer) Universums transzendent innerhalb unserer beschränkten Wahrnehmungsfähigkeit.

In diesem Gedanken sehe ich eine Nahtstelle von Kants Freiheitsbegriff, Heideggers Interpretation des ‚Sein‘ und des ‚Seienden‘, Gautamas ‚Anatman‘, der ‚Soheit‘ des Mahayana und Husserls Gedanken von einer ‚Transzendenz im Immanenten‘.

wf

Ein Gedanke zu „transzendentes bewusstsein“

  1. Eine anschauliche Variante von Husserls Gedanken hat der Philosoph Peter Sloterdijk im aktuellen SPIEGEL beim Gespräch über Doping in der Welt des Sports formuliert:

    „Dort ist der Gedanke der reinen Leistung bedeutsamer als überall sonst. In der Grauzone des Normalen ist der Betrug normal, in der Modellwelt muss er verpönt sein. … In ihr feiert die meritokratische Gesellschaft ihre Grundsätze. Sie ist darum, wenn man so will, eine immanent transzendente Zone.“

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