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Gott und die Schwarzen Löcher vom CERN

schwarzes Loch

Was tausende Physiker am CERN, dem größten Hitec-Bauwerk der jüngeren Menschheitsgeschichte, im Halbverborgenen treiben, erscheint Uneingeweihten meist so diffus wie die Befindlichkeit der Teilchen, die man dort wie einzelne Stecknadeln in Millionen Heuhaufen sucht. Es geht um ein besseres Verständnis unserer Welt im Großen wie im Kleinen, um unseren kosmologischen Ursprung und somit die Frage nach einem (vielleicht) Ersten Grund, der die Kausalkette unseres physikalischen Determinismus in Gang setzte.

Am Anfang war offenbar die pure Energie, aus der sich in den Sekundenbruchteilen der Inflation Materie und damit Raum und Zeit entwickelte. Diese Urknall-Theorie gilt heute als gesichert, auch wenn dabei 95% Dunkle Materie und Dunkle Energie als für uns (noch) unfassbare ‚kosmische Geister‘ entstanden sein müssen, um die herrschenden Gravitationsverhältnisse in unserem Universum zu erklären.

schwarzes Loch

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In der gestrigen 3sat Scobel-Sendung versuchten der Teilchenphysiker Rolf Landua, der Astrophysiker Günther Hasinger und Michael von Brück, Professor für Vergleichende Religionswissenschaft, diese Entstehung der Welt aus dem ‚Nichts‘ für unser eingeschränktes menschliches Vorstellungsvermögen aufzubereiten und dabei dem CERN die Rolle des Instruments der Erkenntnis zuzuweisen.
Zwar geht es am CERN auch um die Existenz von Schwarzen Löchern (ein solches wurde 2003 im Zentrum unserer Milchstrasse nachgewiesen) – die vom Boulevard geschürte Angst, bei dem Teichenbeschuss könne ein künstliches Schwarzes Loch generiert werden, das gleichsam wie ein Monster-Engerling im Schweizer Mutterboden die Erde von innen her auffresse, wäre dabei höchstens ein fiktionales Konstrukt für eine Thriller-Geschichte á la Dan Brown.

Aus den irrsinnig hohen Datenmengen der Riesendetektoren am 27km-Beschleuniger-Ring hofft man etwa das vermutete ‚Higgs-Teilchen‘ rauszufiltern, das für die Massengebung verantwortlich gemacht wird oder die Vakuumfluktuationen, die Umwandlung von Energie in Materie und Antimaterie, empirisch zu untermauern.
Dabei scheint, wie der gottlose Buddhismus schon seit zweieinhalb Jahrtausenden annimmt, das Innerste der Materie ‚leer‘ zu sein (vgl. Anatman) und einem von uns noch nicht verstandenen Strukturierungsprozess von Information zu unterliegen.
Ähnliches postulierte ja schon der geniale Gödel mit seiner Behauptung, er könne mittels formaler Logik einen ontologischen Gottesbeweis führen (das hinterließ er dann aber doch als bisher ungelöstes Rätsel). So war es fast naheliegend und von den anwesenden Naturwissenschaftlern unwidersprochen, dass von Brück diese Transzendenz-Spekulationen auf die saloppe Formel „Gott = Information“ brachte. Verbunden mit dem Hinweis, dass die philosophische Betrachtungsweise des Buddhismus alles Werden und die Entstehung von Bewusstsein auf informationsgesteuerte Energie- und Materiezustände zurückführe.
Und auch dem Hinduismus könne man bei rein metaphorischer Lesart seiner Schöpfungsgeschichten ein Urverständnis des Unverständlichen zugestehen, denn „als Brahma auf einer Lotusblüte aus dem Wasser tauchte, öffnete er ein Auge und schuf damit Millionen Welten. Und als er es wieder schloss, vergingen Millionen Welten.“

wf

7 Gedanken zu „Gott und die Schwarzen Löcher vom CERN“

  1. Dabei scheint, wie der gottlose Buddhismus schon seit zweieinhalb Jahrtausenden annimmt, das Innerste der Materie „˜leer“ zu sein (vgl. Anatman) und einem von uns noch nicht verstandenen Strukturierungsprozess von Information zu unterliegen.

    Ohne jetzt auf die theologische Diskussion eingehen zu wollen (oder die Sendung gesehen zu haben, ich komm zu nichts mehr): auf der Ebene scheint es mir nicht mehr besonders sinnvoll zu sein, zwischen Materie, Strukturierungsprozess und Information zu unterscheiden, weil unsere Anschauung da kaum noch ernsthaftes Objekt finden kann. Energie ist Prozess ist Materie ist Information, in jeder gewünschten Reihenfolge, und war es auch eigentlich schon eine ganze Weile. Sorry, dass wir Physiker euch in den Medien immer was von Teilchen erzählen ;-)

    Was wir sehen, sind eh nur Prozesse, und daraus können wir Beziehungen ableiten, die oft auf Teilchenform verdichtet daherkommen. Das allerdings können wir wirklich gut. Sodass z.B. für die saloppe Thesen „Gott=Information“ da wenig Platz ist. Kommt mir eh eher wie eine Entlehnung aus der Evolutionsdebatte vor.
    Jetzt bin ich doch drauf eingegangen.

  2. CERN macht mir persönlich doch schon nen wenig Angst. Niemand weiß, was wirklich passiert. Alle sprechen in Wahrscheinlichkeiten. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, dass etwas „Unschönes“ passiert gegen 0,00999 tendiert, sollte man die Finger von solch einem folgeschweren Versuch lassen. Der Versuch wird ja irgendwie millionenfach wiederholt…

  3. Man muss sich schon sehr sicher sein, dass der Herr im Rollstuhl sich nicht abermals geirrt hat. Wenn es immer so schön heißt „nach Hawking“ würden sie unverzüglich zerstrahlen, klingt mir das doch mehr wie eine Hoffnung als eine Gewissheit.

  4. Hallo, ich habe mir gestern eine Reportage angesehen wo es um den Aufbau von CERN geht, das war schon interessant und hat einen auch beruhigt, das die lieben Leute da wissen was sie machen. Wenn ich mir das hier durchlese kommt wieder die alte Angst hoch, die man am Anfang von CERN hatte, ein riesiges schwarzes Loch das alles in sich ineinsaugt. Ich kann verstehen das Menschen nach dem Forschen wollen was sie nicht vertsehen um es zu verstehen, aber muß man das auf der Erde machen??? Ich mein die können auch noch eine Zeit warten und das in einer anderen Galaxie machen auf jedenfall weit, weit weg wo es nicht riskant ist.
    Gruß Laura

  5. Pingback: Philosophische Schnipsel » Der Stoff aus dem der Kosmos ist

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