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Jazz isn’t dead, but how does it smell?

Von einem Versuch, mit Retro und Erotik den Mainstream-Jazz zu reanimieren

Ganz schön gewagt, in Zeiten des allgemeinen Niedergangs der Musikindustrie und der Geschmacks-Zerfrickelung eines zunehmend genre-ungebundenen Auditoriums ein „Non-Profit Jazz Label With a Mission“ aufzumachen. Der Chef des neuen kalifornischen Labels Resonance Records (gegründet 2008), George Klabin, ist allerdings ein alter Hase in Sachen Jazz-Produktion und war schon in den 60ern und 70ern in der Szene mit Stars wie etwa Coltrane oder Jarrett als Soundengineer unterwegs, auch wenn sein persönlicher Musikgeschmack damals wie heute eher zu den ohrgefälligeren Jazz-Standards tendiert.

Mit der „Reaganisierung“ ging in den USA  seit Anfang der 80er auch eine Marginalisierung des Mainstream-Jazz als Hintergrundgedudel in den Shopping-Malls einher; abgesehen von einem überschaubaren Häuflein an Avantgarde-Musikern konnte kaum ein Jazzer seinen Lebensunterhalt mehr mit Live-Acts oder Plattenverkäufen bestreiten.
Hier setzt nun Klabins Mission ein: dem guten alten Mainstream- und Latin-Jazz wieder mehr Akzeptanz als anspruchsvolle, mit Leidenschaft und Können performte Unterhaltung zu verschaffen; dabei einerseits junge und unbekannte Künstler zu promoten und ihnen Zugang zu den lukrativen großen Jazz-Festivals zu verschaffen und sich andererseits gleichzeitig der Pflege des kanonisierten Repertoires zu widmen. Hochwertig produzierte und üppig ausgestattete physikalische Tonträger, hauptsächlich Live-DVDs, sollen mit neuen Arrangements bekannter Titel den warmen Sound und die Intimität eines Club-Konzerts rüberbringen und dadurch ein größeres Publikum erreichen; bei Neukompositionen will man nicht unbedingt musikalisches Neuland ausloten, Klabin mag’s auch da eher melodiös-swingend im Sinne von back to the roots, auf höchstem Niveau, versteht sich.

Und wenn man noch keine wirklich großen Namen im Stall hat, empfiehlt es sich auch im Jazz, ein paar Pferdchen auf dem Parcour des Sex Sells laufen zu lassen; wird dann schon jemand hinschauen. Die Talente der folgenden Lady lohnen jedenfalls auch das Hinhören…

Angela Hagenbach – You Turned The Tables on Me (orig. 1936)

 

wf

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