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Wie man einen fetten Literaturpreis gewinnt

Möglicherweise haben ja Sie, lieber Blogleser, eh schon einen Literaturpreis. Schließlich werden jährlich in Deutschland, in Frankreich, Italien oder Spanien jeweils etwa 1000 derartige Ehrungen von Autorenclubs, Literaturmagazinen, Schreibinstituten und Automobil-Zulieferbetrieben unterm schreibenden Volk verteilt, auf dass der Preisverleiher eine günstige Presse habe und sich anlässlich eines dabei auszurichtenden Festbanketts seiner Teilhabe an der Kulturelite vergewissern darf.
Ein wenig hatten Sie natürlich auch dazu beigetragen, vielleicht sogar mit viel Herzblut ein respektables Werk verfasst und irgendwie zur Drucklegung gebracht (ist ja heut nicht mehr so teuer), und dafür mindestens eine befreundete positive Besprechung eingeheimst.
Nur die Verkaufszahlen ihrer Bücher bei VHS- oder Altenheim-Lesungen hielten sich trotz des vorher in der lokalen Presseankündigung erwähnten Preises in überschaubaren Grenzen; da wär ein etwas fetterer Preis, den zumindest der örtliche Buchhändler kennt, schon von Vorteil.

Nun haben die investigativen Kulturjournalisten von „Metropolis“ recherchiert, wie man den allerfettesten aller europäischen Literaturpreise, den Prix Goncourt gewinnen kann, wenn man nur einige Tipps beherzigt; denn mit Hilfe von Statistiken, Diagrammen und Gleichungen mit zwei Unbekannten kommt man den geheimnisvollen Vergabekriterien auf die Spur. Die kleine Mühe lohnt sich, denn von jedem preisgekrönten Werk werden mit Sicherheit 300 000 Stück verkauft.
Und natürlich lassen sich die aus dem Filmbeitrag gewonnenen Erkenntnisse auch auf die anderen Fressnäpfe in der europäischen Literaturlandschaft übertragen. Gutes Gelingen mit ihrem sicher preisverdächtigen Manuskript!

(Leider hat arte die Sendereihe „Metropolis“ mittlerweile eingestellt und auch das hier ursprünglich eingebundene satirische Video ist nirgends mehr auffindbar…)

wf

4 Gedanken zu „Wie man einen fetten Literaturpreis gewinnt“

  1. Den „Prix Goncourt 2010“ erhielt Michel Houellebecq für seinen neuen Roman „La carte et le territoire“, wie soeben bekannt wurde.
    Und ja, es lohnt tatsächlich, Houellebecq zu lesen, auch die deutsche Verfilmung seiner „Elementarteilchen“ (Regie Oskar Roehler) ist sehenswert und läuft diese Woche zufällig(?) auf 3sat, am 11.11.2010 um 22:25 Uhr – Moritz Bleibtreu erhielt dafür übrigens den „Silbernen Bären“ als bester Darsteller.

  2. Der Prix Goncourt ist nur mit 10€ dotiert, also eher ein symbolischer als ein finanziell wirklich reizvoller Wert. Dennoch ist er der begehrteste Literaturpreis Frankreichs. Was Houellebecq angeht, wird es seine Popularität sicherlich noch einmal mehr steigern. Seine Umstittenheit scheint der eingestrichene Preis jedenfalls bisher nicht gemildert zu haben.

  3. Interessant ist die Kunst-Definition, die H. liefert. Ein Künstler ist für Jed – Houellebecqs Ich-Erzähler – ein Mensch, der seinen Eingebungen fast willenlos unterworfen ist – eine Art Sklave der Inspiration. Das und nur das mache die misere des Künstlers aus, so H.

  4. Aktuell aus der Lit-Szene: Der Biologielehrer Alexis Jenni hat für seinen ersten Roman „L’art franí§ais de la guerre“ gerade den Prix Goncourt erhalten, Frankreichs renommiertesten Literaturpreis. Dabei hat sich der Lyoner bisher eher als Hobbyautor gesehen, aber möglicherweise hat er die Tipps aus diesem Video beherzigt ;-)

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