Die „Jazzpolizei“ mags kaum goutieren, wenn die jungen Eleven ihrer Kunst vom rechten Pfad abweichen und sich mit den melodiös-harmonischen Wohlfühl-Ingredienzen des Pop einem breiteren Publikum zuwenden. Das freut aber den Bundesverband Musikindustrie, dessen angeschlossene Plattenfirmen ja immer weniger physikalische Tonträger absetzen, und im Bemühen um den Käufernachwuchs hat man letztes Jahr einen „Echo Jazz“ an den Deutschen Musikpreis angehängt und mit angemessenem Medienrummel erstmals verliehen.
Getroffen hats das Tingvall Trio des in Hamburg lebenden schwedischen Pianisten Martin Tingvall (u.a. auch Komponist für Udo Lindenberg) für das Album „Vattensaga“. Und weil sich künstlerische Aktivitäten heute besser product-placen lassen, wenn die identity mit einem Blättchen save-the-world garniert wird, konnte man der Pressemitteilung entnehmen, dass das Tingvall Trio und ihr Label SKIP Records auch zum Thema Wasser aktiv mitwirken wollen: ein Teil der CD-Verkaufserlöse geht an die aus Hamburg heraus agierende Organisation Viva Con Agua, die weltweit Brunnen und Trinkwasseraufbereitungsanlagen aus Spendengeldern organisiert und finanziert.
Ah neh, ich bin da nicht wirklich gram deswegen, man darf in einer Zeit, die’s nötig hat, das Brave schon zum Guten fügen, kann sich die gefälligen Jungs durchaus anhören und mag vielleicht seiner Liebsten ein Glaserl Wein dazu einschenken. Immerhin klingts ganz romantisch und der Bass-Groove kommt sogar recht sexy daher…
wf