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Rezensionen

Buchbesprechungen Philosophie, Geistes- und Kulturwissenschaften

„Haben oder Sein“ – Fromms aktuelles Vermächtnis

Fromm Haben oder Sein

Schon Anfang der 1970er Jahre hat Erich Fromm, Mitbegründer der Analytischen Sozialphilosophie und einst Weggenosse Adornos, in etlichen Essays Lebensmöglichkeiten einer künftigen Gesellschaft entworfen, vieles davon wirkt wie gerade erst verfasst; etwa der Aufruf zum Verbraucherboykott als gesellschaftspolitischem Druckmittel oder die Forderung nach einem garantierten Grundeinkommen für jeden Bürger, womit er neben dem Philosophen André Gorz zur wichtigsten Stimme der gesellschaftspolitischen Umdenker, auch zum Vordenker der damals langsam aufkeimenden „Grünen“-Bewegung wurde. Als das Buch „Haben oder Sein“ 1976 erschien, begann die westliche Industriegesellschft gerade zögernd, über die „Grenzen des Wachstums“… Weiterlesen »„Haben oder Sein“ – Fromms aktuelles Vermächtnis

Leben lernen: eine philosophische Gebrauchsanweisung

Ne, trotz des verdächtigen Titels kommt dieses philosophische ‚Survival-Kit‘ nicht aus der Ratgeberecke der unterkomplexen Weltanschauungen leicht konsumierbarer Sinnerklärer, sondern ist ein geistreicher und gelungener Versuch, jedem philosophisch interessierten ‚Einsteiger‘, vor Allem Jugendlichen, Freude an der Selbstreflexion und erweitertem Denken zu vermitteln. Dazu unternimmt der Autor Luc Ferry, vielfach preisgekrönt und französischer Erziehungsminister von 2002-04, eine Exkursion durch die Ideen- und Wirkungsgeschichte der (europäischen) Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart, wobei er neben die historischen Rahmenbedingungen die Frage nach dem konkreten Nutzen der jeweiligen Weltanschauungen in den Mittelpunkt stellt.… Weiterlesen »Leben lernen: eine philosophische Gebrauchsanweisung

Ludwig Hohls Notizen oder Von der unvoreiligen Versöhnung

Ludwig Hohl - die Notizen

Weil grad die richtige Lesezeit losgeht und man ja nie genug guten Stoff auf’m Nachtkastl haben kann, möcht ich euch heute einen außergewöhnlichen, trotz Petrarca-Preis einer breiten Leserschaft kaum bekannten, dafür von Kennern schon fast als ‚Klassiker‘ geschätzten Schweizer Autor vorstellen. Ludwig Hohl gehört nach wie vor zu meinen Favoriten, wenn ich ’n Kick im Schreib- oder Lese- oder Unruhe-Kopf suche. Sein Hauptwerk „Die Notizen oder Von der unvoreiligen Versöhnung“ liegt bei mir immer im Nachtkästchen – für den Fall kopfmäßiger Leere bei gleichzeitiger Lust auf’n Schuß Boshaftigkeit… Hohl hat… Weiterlesen »Ludwig Hohls Notizen oder Von der unvoreiligen Versöhnung

Philosophie-Hörbücher

Zu den angenehmen Seiten einer längeren Bahnfahrt gehört ihr meditativer, nachdenklich stimmender, die umtriebige Alltagswelt an-sich-vorbei-ziehen lassender Charakter, der die innere Achtsamkeit des Reisenden wie von selbst auf philosophische Reflexionen lenkt. Kürzlich hatte ich dabei die Möglichkeit, während der physikalischen auch auf eine solche geistige Reise zu gehen und in ein neu erschienenes Philosophie-Hörbuch des ‚auditorium maximum‘-Verlags zu Immanuel Kants Moralphilosophie zu lauschen. Schon nach wenigen Hör-Minuten wird klar, dass diese Doppel-CD mehr ist als ein rezitatives Sammelsurium Kant’scher Werke und stattdessen in einer durchdachten redaktionellen Aufbereitung die Genealogie und… Weiterlesen »Philosophie-Hörbücher

Utopist der Gegenentwürfe

Andre Gorz

Der berühmte Philosoph und Soziologe André Gorz hat im September 2007 gemeinsam mit seiner Frau Dorine Selbstmord begangen. Als ‚Utopist der Gegenentwürfe‘ kritisierte er die ‚Defizite des Menschlichen‘, insbesondere die ‚Degradierung des Menschen zum flexiblen Arbeitstier‘. 3sat „Kulturzeit“ widmete dem Denker heute einen intelligenten und einfühlsamen Beitrag anlässlich des Erscheinens seines „Brief an D.“, die Geschichte der Liebe zu seiner Frau, eine der schönsten veröffentlichten Liebeserklärungen seit langem. Um das Menschliche geht es dem 83 Jahre alten Kapitalismuskritiker in all seinen Schriften. In der Hoffnung auf ein Ende der inhumanen… Weiterlesen »Utopist der Gegenentwürfe

„Ein Gott der Angst“

Das egoistische Gen

Es gab seit Darwin wohl keinen Evolutionsbiologen, der so vorausweisend dachte und dabei natürlich beim „Establishment“ bis heute so umstritten ist, wie den Briten Richard Dawkins. Schon 1976 gelang ihm mit dem Bestseller „Das egoistische Gen“ eine Provokation gegen eine religiös verbrämte Auffassung der ‚Menschlichen Evolution‘ als Blueprint eines moralisch wirkenden Schöpferplans. Nicht wie seinerzeit bei Nietzsche auf Pathos und Ahnung gestützt, sondern auf empirische Belege der beginnenden Neuro- und Genwissenschaften. Nun, dreissig Jahre später und rechtzeitig zum Erscheinen seines neuen Buches „Der Gotteswahn“ gewährt er dem „SPIEGEL“ in einem… Weiterlesen »„Ein Gott der Angst“

Menschliches, Allzumenschliches

Nietzsche

Manchmal kann man beim Sinnieren über seine Mitmenschen ja schon versucht sein, Nietzsche’s Gedanken zu folgen, dass die ‚tumbe Masse‘ trotz aller Aufklärung immer eine solche bleiben wird und die ‚wahre‘ menschliche Kultur nur von den wenigen ‚Übermenschen‘ mit einem schicksalsgegebenen ‚Willen zur Macht‘ weitergegeben wird. Aber hinter diesem arrogant erscheinenden Duktus steht die genaue Beobachtung menschlicher Schwächen und Leiden, auch unbarmherzig bei sich selbst, da ein „freier Geist“ nur in ironischer Distanz zu sich und der Welt die überlieferten Illusionen überwinden könne. Und dass Nietzsche dabei kein ‚Frauenverächter‘ war,… Weiterlesen »Menschliches, Allzumenschliches

Nach dem Besuch des Dalai Lama

Die Verwirrung darüber, was man unter „Buddhismus“ eigentlich zu verstehen habe, ist seit dem kürzlichen Besuch des Dalai Lama in Deutschland nicht geringer geworden. Eine Differenzierung zwischen der tibetisch-religiösen „Entartung“ des ursprünglichen Buddhismus und der eigentlichen, durchwegs agnostischen Lehrmeinung Gautamas (die ich am ehesten als ‚Psychologische Erkenntnistheorie‘ bezeichnen möchte) fand in der öffentlichen Rezeotion kaum statt – „DER SPIEGEL“ verstieg sich gar zu der Behauptung, Gautama wollte die Welt nicht verändern und predigte weltabgewandte Innerlichkeit ohne gesellschaftspolitschen, soziokulturellen Anspruch. Das Gegenteil war (und ist) der Fall: Zwar forderte Gautama weder… Weiterlesen »Nach dem Besuch des Dalai Lama

Was ist der Mensch?

Michael Pauen – Die Entdeckung der Natur des Geistes Wer von der Modernen Philosophie erwartet, dass sie uns (momentan) plausible Sichtweisen für immer komplexer werdende Welt- und Sinnzusammenhänge und somit Modelle des „Mensch-Seins“ anbietet, dem liefert dieses Buch Gedankenfutter satt. Die Ergebnisse der Neurobiologie und aktuellen Hirnforschung stellen unser Menschenbild in Frage – die „Seele“ als materialistisch determiniertes Synapsengeflacker? Wir sind verunsichert, ob wir weiterhin von einem Ich, einem Selbstbewusstsein oder von Willensfreiheit sprechen können. Der Wissenschaftsphilosoph Michael Pauen bringt Klarheit in die verwirrende Debatte. Er erzählt die spannende Geschichte… Weiterlesen »Was ist der Mensch?