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Zur sozialen Funktion der Musik

Lang bevor die Mädels & Jungs in den Höhlen Knochenpfeiferl schnitzten und sich damit was bliesen, war das gemeinsame Singen ohne Instrumente der soziale Kitt am Lagerfeuer oder auf der weiten Wanderung – ein Transzendieren des Ich aus seiner einsamen Geworfenheit in die metaphysische Geborgenheit der common vibrations einer peer-group und Sehnsucht nach der Utopie vom friedlich-fröhlichem Zusammenleben, so wie’s die Burschen von Naturally 7  hier mit einem spontanen G’stanzl bei einer modernen Höhlenwanderung demonstrieren: (N7 Live in the subway, cold parisian folks get slowly but surely turned on by… Weiterlesen »Zur sozialen Funktion der Musik

„Die Zeit“ und die „intellektuelle Finsternis“

Bei den brisanten Themen Urheber- und Verwertungsrechte, Creative Commons und Open Access geht es nicht nur um wirtschaftliche, juristische und technologische Interessen, sondern auch um kulturphilosophische Fragen und politische Weichenstellungen für die künftige Verbreitung von Wissenschaft und Kunst (nicht nur) im Internet und um nicht weniger als die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung einer offenen, kreativen Gesellschaft im „Informationszeitalter“. Der Londoner / Wiener Medienkünstler und Journalist Armin Medosch hat die aktuellen Entwicklungen und den Stand der hochkomplexen Diskussion in dem folgenden scharfzüngigen Essay für „The Next Layer“ zusammengefasst und diese durchdachte Arbeit hier… Weiterlesen »„Die Zeit“ und die „intellektuelle Finsternis“

Dodo für Bischof Mixa – eine Stilkritik

Dodo des Monats

Gelegentlich weise ich hier auf den „Dodo des Monats“ hin, der von den deutschen „Brights“ regelmäßig an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen wird, die sich mit restriktiven und geistig flügellahmen, also dem Aussterben nahen Redens- und Verhaltensweisen gegen die Entwicklung einer offenen Gesellschaft und eines reflektierten evolutionären Humanismus aufmandeln bzw. aufweiberln. Bin diesmal auch mit der Wahl des Augsburger „Hasspredigers“ Mixa zum Preisträger einverstanden und sympathisiere mit dem Ziel der Brights, einer naturalistisch aufgeklärten Weltsicht im öffentlichen Raum mehr Geltung zu verschaffen – grad deshalb finde ich es etwas schade,… Weiterlesen »Dodo für Bischof Mixa – eine Stilkritik

Der Soundtrack für Schachfreaks

Erstaunlich hohe Einschaltquoten erzielt das BBC Symphony Orchestra jedesmal, wenn es im hauseigenen Radiosender das Stückerl  4’33“ von John Cage (1912-1992) live spielt. Immerhin zählt es zu den Schlüsselwerken der Neuen Musik und Cage gilt nicht nur als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, sondern auch als Impulsgeber für intellektuelle Abstraktionen in der Philosophie und der Kunst. Mit dem surrealistischen Konzeptkünstler Marcel Duchamp verband den Musiker eine lebenslange Freundschaft, die nicht nur auf der gemeinsamen Leidenschaft zur Provokation, sondern auch auf ihrem Faible für nächtelange Schach-Sessions basierte. Duchamp… Weiterlesen »Der Soundtrack für Schachfreaks

„Pro Reli“ klar gescheitert

Wie die ARD soeben in den Hauptnachrichten meldete, ist der Volksentscheid zur Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion/Ethik in Berlin gescheitert. Bei dem Volksentscheid der Initiative „Pro Reli“ wurde darüber abgestimmt, ob Religion neben Ethik den Status eines Wahlpflichtfachs erhält. Derzeit ist Ethik ein Pflichtfach, Religion ein freiwilliges Zusatzangebot. Die Mehrheit der Abstimmenden habe gegen die Initiative „Pro Reli“ gestimmt. Immerhin ein kleiner Erfolg für den Geist der Aufklärung, dass  Ethik als Pflichtfach wenigstens in  Berlin eine Grundlage zur Wertediskussion für Oberschüler aller Weltanschauungen garantiert und dass dieser Schritt zur klareren Trennung… Weiterlesen »„Pro Reli“ klar gescheitert

Fahrrad-Abwrackprämie

Ude Stadtradeln

Da staunte der überzeugte Radel-Bayer in mir nicht schlecht, als heute in der Süddeutschen Zeitung auf Seite eins vermeldet wurde, dass Mannheim als erste deutsche Großstadt eine Abwrackprämie für Fahrräder eingeführt hatte: 50 Euro für jedes alte Zweirad, das aber bei der Rückgabe noch einigermaßen fahrtauglich sein muss. Ausgerechnet Mannheim, wo man laut Joy Fleming doch über de Brück‘ geht statt zu radeln! Denn eigentlich sind ja wir Bayern in Radelangelegenheiten seit Jahrzehnten führend, von der Erfindung der „Radlermaß“ durch den  sozialdemokratischen Radlerklub auf dem Oktoberfest von 1894 bis hin… Weiterlesen »Fahrrad-Abwrackprämie

Eine Göttin bläst sich was

Aus unserer beliebten Reihe zur ‚Experimentellen Philosophie‘: Die Schöpfungsgöttin bläst das Universum auf So also sieht Gott weiblich aus, wenn sie sich grad wieder mal mit der Schöpfung neuer Universen vergnügt. Diesmal allerdings nicht durch die Sisyphusarbeit bei der Loop-Technik der Schleifenquantengravitation, gemäß der sie den Kosmos immer neu aufblasen muss, wenn ihm wieder mal die Raumzeit-Teilchen zusammengeschrumpft sind, sondern nach dem überraschungsgefüllten Viele-Welten-Modell, hier im ineinandergeschachtelten Matrjoschka-Style: wf

Philosophischer Blick auf die News

„Es ist erstaunlich, dass auf der Welt jeden Tag grad so viel passiert wie in eine Zeitung passt.“ (Karl Valentin) Der misanthropische Münchner Komiker und Volks-Philosoph macht damit das Dilemma aller seinerzeitigen und heutigen Nachrichtenpräsentation klar: Die notwendige Reduktion des Weltgeschehens durch eine subjektive redaktionelle Auswahl, bei der die Stereotypen und Erwartungshaltungen von ‚Normalität‘ im Geschmacksempfinden ihres Kulturkreises bedient werden. Die Frage, ob das, was uns die Nachrichten täglich liefern, in Philosophie übersetzt werden kann, stellte kürzlich Scobel seinen drei Gästen Frank Hartmann, Kurt Flach und Martin Kaluza. Ihre Aufgabe… Weiterlesen »Philosophischer Blick auf die News

Vormarsch der Evangelikalen

Klingt paramilitant – ist es auch. Und so brisant, dass sich mittlerweile vermehrt auch die öffentlich-rechtlichen Medien, heute in Form einer „Kulturzeit“-Reportage,  mit dem Vormarsch der ca. 1,4 Millionen deutschen Evangelikalen auseinandersetzen. Sie verstehen sich als Missionare, aber nicht von der harmlosen Art der rein rhetorischen Glaubensverteidiger, sondern als fundamentalistische Aktivisten, die in jedem Gegenüber ein Bekehrungsopfer sehen, Abtrünnige in den „sozialen Tod“ hineinisolieren und auch vor Morddrohungen nicht zurückschrecken. Ungläubigen wird mit der „Ewigen Verdammnis“ gedroht, die Bibel gilt ihnen als irrtumsfreie Anleitung zum richtigen Leben und natürlich halten… Weiterlesen »Vormarsch der Evangelikalen

YouTube und die Knebelverträge der GEMA

Jetzt also auch YouTube.  Die GEMA versucht abzugreifen, wo und was nur geht, ohne sich um die veränderten kulturellen Realitäten in unserer Gesellschaft zu scheren. Statt sich um eine zeitgemäße Verwertungspraxis zu bemühen, werden die alten Knüppel ausgepackt und immer feste druff! Als ob wir musikalisch gesehen noch eine Operetten- oder Hitparaden-Nation wären. Eine lausige Aussicht ohne erkennbaren Horizont offenbart diese Urheberrechts- und damit verbundene Aufführungs-Diskussion. Hab ja kürzlich schon mal erwähnt, dass ich beruflich öfter mit dieser Musikverwertungsgesellschaft zu tun habe, sowohl als Veranstalter (Lizenznehmer) wie auch als Werkurheber… Weiterlesen »YouTube und die Knebelverträge der GEMA

Was bleibt vom New Journalism?

Gay Talese

In den frühen Sechziger Jahren begründete der New York Times -Journalist Gay Talese mit seinen literarischen Reportagen in den USA den anfänglich als unjournalistisch geltenden Stil des  New Journalism  und brachte damit einen Stein ins Rollen. Vor Allem seine im Esquire erschienenen Portraits von Joe DiMaggio, Dean Martin und Frank Sinatra entfachten eine ‚Kulturrevolution des journalistischen Schreibens‘, eine ‚Literatur der Wirklichkeit‘, in der die Kunst des Beobachtens und realen Teilnehmens Voraussetzung für eine Überwindung der Grenzen zwischen Journalismus und Literatur war. Dahinter stand (und steht) die konzeptionelle Idee, die fiktionale… Weiterlesen »Was bleibt vom New Journalism?

Musikalische Feinkost zur Prime Time

Also, weil grad „Wetten, dass..?“ aus der Münchener Olympiahalle in der Glotze läuft: Das gäb wohl ein schönes Gejammer und Wegzappen am deutschen Familienlagerfeuer, wenn in einer deutschen Spiel-  oder Late-Night-Show zur besten Sendezeit statt der üblichen Pausenclowns des Dödel-Pop oder Mainstream-Rock mal richtig moderne, frische und sinnliche Musik präsentiert würde. Wer glaubt, dass auch an dieser deutschen Kulturmisere hauptsächlich das Vorbild der vermeintlich seichten US-Unterhaltungsindustrie schuld sei, mag doch mal einen genaueren Blick über den Teich und in die dortige Prime Time werfen: da sind es nicht nur Nischenprogramme… Weiterlesen »Musikalische Feinkost zur Prime Time