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Musik

Jazz und Chansons, Musikvideos, GEMA

Pure Finger-Hexerei gegen religiöse Autoritäten

…und ein Buchtipp zur persischen Kulturgeschichte Nachdem’s hier schon länger keinen Beitrag gab, und noch viel länger keinen mit Musike, möcht ich euch heut für das geduldige Warten mit ein wenig abgefahrener Finger-Hexerei entschädigen. Während im westlichen Kulturkreis die Schlaginstrumente meist mit Stöcken, Fußpedalen oder ähnlichen grobmotorischen Hilfsmitteln bedient werden, haben sich vor allem in der mittelasiatischen Percussions-Tradition filigrane Fingertechniken entwickelt, die auch jeden Schreibmaschinen-Weltmeister ob ihrer Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer vor Neid erblassen lassen würden. Die Musik des iranischen Kulturraums (zu dem auch Afghanistan und Tadschikistan gehören) reicht nachweislich bis in… Weiterlesen »Pure Finger-Hexerei gegen religiöse Autoritäten

Axel Honneth plays Dylan

Axel Honneth

Noch vor wenigen Jahren hätte kaum jemand geglaubt, dass es für die Philosophie in den Medien eine andere Nische als die des Mauerblümchens geben könnte; doch mittlerweile wuchern philosophische und artverwandte Themen nicht nur auf den Bestseller-Tischen der Buchhandlungen, auch so ziemlich jeder öffentlich-rechtliche Fernsehsender hat da ein oder mehrere Angebote im Programm. Und das liegt nicht nur daran, dass die Produktion einer Philosophiesendung vergleichsweise billig ist (was allerdings manche Redaktion zu der Annahme verführt, dass auch die inhaltliche Vorbereitung billig sein dürfe). Zu den anständig gemachten gehört die SF-Gesprächsreihe… Weiterlesen »Axel Honneth plays Dylan

Vom (Un-)Wesen der Spielmannszüge

Ob es sich bei den jahresendlichen Aufmärschen der Fanfaren- und Spielmannszüge um gelebte oder im Zappa’schen Sinn verwesende Tradition handelt, sei zunächst dahingestellt. Jedenfalls trommelt sich seit gestern wieder dieses alljährliche Ritual durch unsere Kleinstadt, zunächst noch leise, aus der Ferne sich langsam heran arbeitend, doch mit der sehr konkreten Drohung, auch diesmal unsere Straße nicht zu verschonen. Aber weil man ja um die kommende Unbill weiß, lässt sich Vorkehrung zu einem erträglichen Überstehen treffen, ja sogar ein wenig pädagogischer Nutzen daraus ziehen. Zwar kann ich dem um die jeweilige Zeit… Weiterlesen »Vom (Un-)Wesen der Spielmannszüge

So was von Funk und Neues vom „Old Man“

Grad ist das diesjährige Jazzfest Berlin zu Ende gegangen, zum letzten Mal unter der künstlerischen Gesamtleitung von Nils Landgren, dem über die vielen Jahre mit viel Mut zum Risiko eine konzeptionell-stilistische Erweiterung gelungen ist, so dass Festivalbesucher Christian Broecking in der „SZ“ leicht überrascht feststellt: „Jazz ist heute so offen, dass er sich mit jedem musikalischen Thema auseinandersetzen kann.“ Na gut, das ist ja schon länger so, der „Jazz als Wille und Vorstellung“ hat in mäandernden Bahnen inzwischen frische Zuflüsse aus allen Musikkulturen der Welt aufgenommen, so dass den Neotraditionalisten… Weiterlesen »So was von Funk und Neues vom „Old Man“

Afrikanische Frauen-Power

Dass es hier nun nach längerer Zeit wieder mal Musik aus einer uns kulturell eher fremden Weltgegend, nämlich aus Westafrika gibt, hat auch a bisserl was mit der Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an drei Frauenrechtlerinnen zu tun. Zwei davon stammen aus dieser Ecke: Die nicht unumstrittene liberianische Staatspräsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und deren Landsfrau und Bürgerrechtlerin Leymah Gbowee. Dabei mag manch einer von uns Europäern seinen humanistisch gepflegten Ranzen zufrieden im Fernsehsessel gestreichelt haben „Ja ja, es geht voran auf der Welt!“ und sich vielleicht sogar das Kalendersprüchlein des Nobelpreiskommitees notiert… Weiterlesen »Afrikanische Frauen-Power

Die Eventisierung der Literatur beim Bachmann-Preis

Bachmannpreis

Er gilt spätestens seit der blutigen Rasiermesser-Schlitzerei von Rainald Goetz als das Event der literarischen SadoMaso-Szene im deutschsprachigen Raum. Nun geht der seit 1977 in Klagenfurt allsommerlich betriebene Ingeborg-Bachmann-Preis als medienwirksame Castingshow für Nachwuchsautoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in die 35. Runde, diesmal aber gleich richtig als Mega-Event mit fettem Rahmenprogramm, das schon eine Woche vor dem eigentlichen Bewerb mit Veranstaltungen wie Literatur after work (29.+30.6), dem 1.open-air Literaturfestival (1.+2.7.), einem ReadersCorner, einer Street-Art-Show und Exlibris-Ausstellung sowie etlichen Lesungen und allabendlichen Konzerten zahlreiches zahlungskräftiges Publikum ins Städtchen locken… Weiterlesen »Die Eventisierung der Literatur beim Bachmann-Preis

Zunehmender Narzissmus in den Pop-Lyrics

Wer vermutet, dass die Texte in der Popmusik immer dümmer und garstiger geworden sind, kann sich nun von einer sprachwissenschaftlichen Analyse bestätigt fühlen, die mit Hilfe von Computerauswertungen englischsprachige Songtexte aus drei Jahrzehnten unter die Lupe nahm. Dabei zeigte sich vor allem in Chart-Hits ein signifikanter Trend zu Narzissmus und Feindseligkeit, Worte wie „I“ und „me“ sind immer häufiger mit aggressiven Aussagen konnotiert, während gleichzeitig das Ausdrücken von „Wir“-Gefühlen und positiven Emotionen abnahm. Der Psychologe Nathan DeWall, der die nach Musikgenres aufgegliederte Studie zusammen mit ein paar Kollegen von der… Weiterlesen »Zunehmender Narzissmus in den Pop-Lyrics

Der Sound von Aserbaidschan – zu gut für den Eurovison Song Contest

Zumindest die mitteleuropäischen Geographielehrer dürften sich über den Sieg von Aserbaidschan beim Eurovison Song Contest gefreut haben, sollten nun doch einige ihrer Schüler wissen, wo dieses Land auf dem Globus in etwa anzusiedeln ist. Die ambitionierteren Musiklehrer hingegen dürfen ihren Schülern nun erklären, dass jene musikalische Performance  in Form eines Nordic-Pop-Imitats nicht mal annähernd was mit der originellen Musikkultur dieses Landes zu tun hat. Soviel Zeit ist’s aber wert, denn in Aserbaidschan wird abseits der eurospaßgesellschaftlichen Mainstream-Anbiederung richtig gute Musik gemacht – ist es doch auch einer jener Schmelztiegel, in… Weiterlesen »Der Sound von Aserbaidschan – zu gut für den Eurovison Song Contest

Auf der Ukulele wird nicht nur geschrammelt

Lange Zeit galt die Ukulele als Gag-Instrument von Musikclowns oder hing als billiges, aber dekoratives Urlaubsmitbringsel aus Hawaii an mancher Wohn- oder Kinderzimmerwand. Mittlerweile aber hat sich der bescheidene 4-Saiter zum akustisch-visuellen Trendsetter in Pop, TV-Werbung und auf YouTube gemausert, es gibt einen regelrechten Hype um die neuen „Uke-Stars“, dem nun auch Eddie Vedder, hauptberuflich Gitarrist bei Pearl Jam,  mit seinem neuen Soloalbum „Ukulele Songs“ Tribut zollt. Im 19. Jahrhundert brachten portugiesische Arbeiter einen Vorläufer des „hüpfenden Floh“, die Braguinha, nach Hawaii, von wo aus sie, etwas modifiziert und aus… Weiterlesen »Auf der Ukulele wird nicht nur geschrammelt

Kultur-Schmelztiegel Palästina

Seit Urzeiten war der Nahe Osten und insbesondere dessen Herz Palästina eine Region, in der sich wie nirgendwo sonst die Kulturen der (durchziehenden) Menschenstämme vermischten. In dieser „Wiege der Menschheit“ paarten sich wohl erstmals der Neandertaler und der Homo sapiens; in der Antike bekamen die frühen israelitischen und beduinischen Stammesgesellschaften immer wieder nachhaltigen Besuch von den Hethitern, Assyrern, Ägyptern, Babyloniern, Persern, Griechen und Römern, später von den Arabern, europäischen Kreuzrittern und den Osmanen, die nicht nur alle ihre Spuren hinterließen, sondern zum Teil auch gleich da blieben. Palästina war also schon… Weiterlesen »Kultur-Schmelztiegel Palästina

Auch Wale haben manchmal den Blues

Wenn ein Männchen irgendwo (mit)singt, kann das ja zwei Gründe haben: Es will seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe zeigen oder die Weibchen damit beeindrucken. Oder auch beides zusammen, wie langjährige Beobachtungen an der Spezies der pazifischen Boygroups nahelegen, die nun von der australischen Biologin Ellen Garland unter dem einwandfreien Titel „Dynamic Horizontal Cultural Transmission of Humpback Whale Song at the Ocean Basin Scale“ veröffentlicht wurden. Zehn Jahre lang studierte die  Walforscherin die Hitparade der Buckelwale und entdeckte dabei, dass die meisten Songs nur eine Saison lang gut bei den Meeressäugern… Weiterlesen »Auch Wale haben manchmal den Blues

Die Frith-Experimente

Ein Fundstück von Urb Urbens Fred Friths Gitarrenbehandlung ist gewöhnungsbedürftig – aber was erkennen wir schon noch in unseren Hörgewohnheiten? Die Grenzen der Musik erweitern, Klänge suchen und Instrumente ausloten, das ist das Ziel des britischen Ausnahmemusikers zwischen Artrock und humorvollen Klangcollagen, Avantgarde-Folk und Jazz-Improvisation. Seit ich 1990 den preisgekrönten Film »Step Across the Border« der Schweizer Dokumentarfilmer Nicolas Humbert und Werner Penzel in einem alternativen Programmkino gesehen habe, ließ mich die Friths Musik nicht mehr los. Als Frith seine Gitarre mal wieder mit Bändern, Stöcken und Knabbersachen traktierte, riefen… Weiterlesen »Die Frith-Experimente