Zum Inhalt springen
Startseite » Archive für 2011 » Seite 3

2011

Zunehmender Narzissmus in den Pop-Lyrics

Wer vermutet, dass die Texte in der Popmusik immer dümmer und garstiger geworden sind, kann sich nun von einer sprachwissenschaftlichen Analyse bestätigt fühlen, die mit Hilfe von Computerauswertungen englischsprachige Songtexte aus drei Jahrzehnten unter die Lupe nahm. Dabei zeigte sich vor allem in Chart-Hits ein signifikanter Trend zu Narzissmus und Feindseligkeit, Worte wie „I“ und „me“ sind immer häufiger mit aggressiven Aussagen konnotiert, während gleichzeitig das Ausdrücken von „Wir“-Gefühlen und positiven Emotionen abnahm. Der Psychologe Nathan DeWall, der die nach Musikgenres aufgegliederte Studie zusammen mit ein paar Kollegen von der… Weiterlesen »Zunehmender Narzissmus in den Pop-Lyrics

Der Sound von Aserbaidschan – zu gut für den Eurovison Song Contest

Zumindest die mitteleuropäischen Geographielehrer dürften sich über den Sieg von Aserbaidschan beim Eurovison Song Contest gefreut haben, sollten nun doch einige ihrer Schüler wissen, wo dieses Land auf dem Globus in etwa anzusiedeln ist. Die ambitionierteren Musiklehrer hingegen dürfen ihren Schülern nun erklären, dass jene musikalische Performance  in Form eines Nordic-Pop-Imitats nicht mal annähernd was mit der originellen Musikkultur dieses Landes zu tun hat. Soviel Zeit ist’s aber wert, denn in Aserbaidschan wird abseits der eurospaßgesellschaftlichen Mainstream-Anbiederung richtig gute Musik gemacht – ist es doch auch einer jener Schmelztiegel, in… Weiterlesen »Der Sound von Aserbaidschan – zu gut für den Eurovison Song Contest

Bücherbus für Palästina

Wenn das Kind nicht zum Buche kommen kann, muss das Buch eben zum Kind. Deshalb geht seit Ende Februar in den Palästinensergebieten, wo keine öffentliche Bibliothek zugänglich ist, auf Initiative des Goethe-Instituts in Ramallah ein „Bibliobus“ des Deutsch-Französischen Kulturzentrums auf Tour. An Bord befinden sich rund 1.500 Medien in deutscher, französischer und arabischer Sprache. Ergänzt wird das Angebot durch zahlreiche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche sowie begleitende Workshops für Pädagogen. Durch Checkpoints und die 725 km lange Sperranlage, die Jerusalem von der Westbank trennt, ist die Bewegungsfreiheit in den Palästinensischen… Weiterlesen »Bücherbus für Palästina

Gier macht einsam – im Kurzfilm „Balance“

Wie lange kooperieren die Menschen mit anderen? Wann gerät die soziale Balance in Gefahr? Fünf Typen stehen auf einer frei schwebenden Plattform, die sie zunächst durch geschickt aufeinander abgestimmte Gewichtsverlagerungen im Gleichgewicht halten. Als einer eine geheimnisvolle Truhe aus dem ‚Nichts‘ angelt und auf die Plattform zieht, werden in den anderen Besitzgier, Egoismus und Neid wach. Das Gleichgewicht gerät immer mehr in Gefahr und droht zu kippen. Dieser vielfach ausgezeichnete Animationsfilm der Zwillingsbrüder Christoph und Wolfgang Lauenstein entstand an der Kunsthochschule Kassel und ist längst zum Kultfilm avanciert. Der knapp… Weiterlesen »Gier macht einsam – im Kurzfilm „Balance“

Auf der Ukulele wird nicht nur geschrammelt

Lange Zeit galt die Ukulele als Gag-Instrument von Musikclowns oder hing als billiges, aber dekoratives Urlaubsmitbringsel aus Hawaii an mancher Wohn- oder Kinderzimmerwand. Mittlerweile aber hat sich der bescheidene 4-Saiter zum akustisch-visuellen Trendsetter in Pop, TV-Werbung und auf YouTube gemausert, es gibt einen regelrechten Hype um die neuen „Uke-Stars“, dem nun auch Eddie Vedder, hauptberuflich Gitarrist bei Pearl Jam,  mit seinem neuen Soloalbum „Ukulele Songs“ Tribut zollt. Im 19. Jahrhundert brachten portugiesische Arbeiter einen Vorläufer des „hüpfenden Floh“, die Braguinha, nach Hawaii, von wo aus sie, etwas modifiziert und aus… Weiterlesen »Auf der Ukulele wird nicht nur geschrammelt

Kultur-Schmelztiegel Palästina

Seit Urzeiten war der Nahe Osten und insbesondere dessen Herz Palästina eine Region, in der sich wie nirgendwo sonst die Kulturen der (durchziehenden) Menschenstämme vermischten. In dieser „Wiege der Menschheit“ paarten sich wohl erstmals der Neandertaler und der Homo sapiens; in der Antike bekamen die frühen israelitischen und beduinischen Stammesgesellschaften immer wieder nachhaltigen Besuch von den Hethitern, Assyrern, Ägyptern, Babyloniern, Persern, Griechen und Römern, später von den Arabern, europäischen Kreuzrittern und den Osmanen, die nicht nur alle ihre Spuren hinterließen, sondern zum Teil auch gleich da blieben. Palästina war also schon… Weiterlesen »Kultur-Schmelztiegel Palästina

Auch Wale haben manchmal den Blues

Wenn ein Männchen irgendwo (mit)singt, kann das ja zwei Gründe haben: Es will seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe zeigen oder die Weibchen damit beeindrucken. Oder auch beides zusammen, wie langjährige Beobachtungen an der Spezies der pazifischen Boygroups nahelegen, die nun von der australischen Biologin Ellen Garland unter dem einwandfreien Titel „Dynamic Horizontal Cultural Transmission of Humpback Whale Song at the Ocean Basin Scale“ veröffentlicht wurden. Zehn Jahre lang studierte die  Walforscherin die Hitparade der Buckelwale und entdeckte dabei, dass die meisten Songs nur eine Saison lang gut bei den Meeressäugern… Weiterlesen »Auch Wale haben manchmal den Blues

Altruismus in der buddhistischen Philosophie

Von der gutgemeinten Sendereihe ARTE PHILOSOPHIE bin ich nicht sonderlich angetan, weil, kurz gesagt, die dort betriebene Mischung von begriffsanalytischen und hermeneutischen Deutungsversuchen der jeweiligen Themen meistens in metaphysisch-spekulatives Geplapper mündet. Dem lässt sich allerdings zugute halten, dass Moderator Raphaël Enthoven und seine jeweiligen Gäste selbiges nicht immer mit allzu seminaristischem Ernst betreiben, sondern bei ihren dialektischen Umkreisungen auch leicht mal durch die Luke der (selbst-)ironischen Perspektive blinzeln. Dass ich hier grad heut wieder mal auf die Reihe zu sprechen komm, liegt daran, dass nun statt einer der Wiederholungen ein… Weiterlesen »Altruismus in der buddhistischen Philosophie

Wer bin ich und für welche Maschine?

Essay zum Projekt „Die Untoten. Life Sciences & Pulp Fiction.“ – von Oliver Müller Der Mensch gestaltet mit seiner Technik schon längst nicht mehr nur die äußere Natur, sondern auch sich selbst. Neben der biotechnologischen Manipulation des Genoms sind es zunehmend die Neurotechnologien, mit denen der Mensch tief in das eigene Selbst eingreift.Vier Entwicklungen sind hier zu nennen, die die technische Formung des Menschen in den nächsten Jahren prägen werden: (1) Durch die Erkenntnisse der Neurowissenschaften (und deren bildgebenden Verfahren) wird das Gehirn und seine Funktionen immer präziser kartiert. Die… Weiterlesen »Wer bin ich und für welche Maschine?

Evolutionäre Robotik, Embodyment und Emergenz

Neuronen

Neuro-Cybernetics oder wie lebendige Systme lernen – Neues vom Robo sapiens Beginnt nun, nachdem der Supercomputer „Watson“ das Wissens-Kombinations-Quiz Jeopardy souverän gewonnen hat, die Ära der selbstlernenden KI-Systeme? Längst sind weltweit Millionen Industrie- und Militärroboter im Einsatz, die allerdings, vollgestopft mit mathematischen Algorithmen, als programmierte „˜Handlanger“™ kein auf sich selbst zentriertes Wirklichkeitsmodell haben, kein „Körper-Ich“ als Kern eines Selbstbewusstseins. Da dieses aber die Grundlage für autonomes Handeln, selbstständige ‚Vernetzungs-Intelligenz‘, Intuitionen und Reflexionsfähigkeit ist, konzentriert sich die aktuelle Erforschung der Künstlichen Intelligenz auf neuronale Netze, in denen die Abläufe des menschlichen Gehirns… Weiterlesen »Evolutionäre Robotik, Embodyment und Emergenz

Die Frith-Experimente

Ein Fundstück von Urb Urbens Fred Friths Gitarrenbehandlung ist gewöhnungsbedürftig – aber was erkennen wir schon noch in unseren Hörgewohnheiten? Die Grenzen der Musik erweitern, Klänge suchen und Instrumente ausloten, das ist das Ziel des britischen Ausnahmemusikers zwischen Artrock und humorvollen Klangcollagen, Avantgarde-Folk und Jazz-Improvisation. Seit ich 1990 den preisgekrönten Film »Step Across the Border« der Schweizer Dokumentarfilmer Nicolas Humbert und Werner Penzel in einem alternativen Programmkino gesehen habe, ließ mich die Friths Musik nicht mehr los. Als Frith seine Gitarre mal wieder mit Bändern, Stöcken und Knabbersachen traktierte, riefen… Weiterlesen »Die Frith-Experimente

Naturkatastrophe zerstört Fortschrittsglauben

+++  1. November 1755      +++    Erdbeben zerstört Lissabon    +++    Feuersturm und Tsunami    +++     bis zu 100.000 Tote     +++     Stärke auf der Richterskala von etwa 8,5 bis 9    +++    das christliche Europa ist in den Grundfesten seines Denkens erschüttert    +++   Voltaire verliert seinen Glauben an „die beste aller möglichen Welten“   +++ Ein Kommentar von Immanuel Kant: „Die Betrachtung solcher schrecklichen Zufälle ist lehrreich. Sie demütigt den Menschen dadurch, dass sie ihn sehen lässt, er habe kein Recht, von den Naturgesetzen, die… Weiterlesen »Naturkatastrophe zerstört Fortschrittsglauben