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Medienkritik

Fernsehen, Zeitungen, Magazine und Internet

Nackt im Netz

Die Selbstentblößung im Internet nimmt weiter zu. Geert Lovink befasst sich in seinem Aufsatzband „Zero Comments“ kritisch damit Gastbeitrag von Walter Delabar Das World Wide Web hat seine eigenen Konjunkturen, die sich nicht notwendig nach ökonomischen Regeln richten. Nachdem die Internetblase mitsamt dem Neuen Markt 2000 platzte und danach in ihre jämmerlichen Reste versackte, explodierte im Netz die Blog-Kultur mit einer Gewalt, die sich vorher wohl kaum jemand hatte vorstellen können. Blogs sind zwar als Sekundär- und Feedbackmedien der professionellen Medienportale entwickelt und sind in diesem Zusammenhang bislang diskutiert worden.… Weiterlesen »Nackt im Netz

Der Darwin-Clan

Emma Darwin

Selten wird so augenfällig wie am Beispiel Charles Darwins, wie die Entwicklung eines Menschen zu einem Großtäter der Wissenschaft, einem „Genie“,  von einer optimalen Vernetzung früherer und lebenszeitiger sozialer, kultureller und genetischer Bedingungen beeinflusst wird. Machten hauptsächlich die Gene Darwin zu dem Genie mit der „besten Idee, die irgendwer je hatte“, wie der Philosoph Daniel Dennett meint? Oder hatte Darwin, wie Janet Brown in ihrer Biografie argumentiert, einfach nur das Glück und Geschick, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein – also unter optimalen Umweltbedingungen zu leben? Jedenfalls sprossen… Weiterlesen »Der Darwin-Clan

Von der Humorlosigkeit der Frauen

Sarah Silverman

Richtig frech und politically incorrect polemisiert Reinhard Mohr in SPIEGEL online  gegen die naturbedingte Humorlosigkeit des Weibes im Allgemeinen und der deutschen Kabarettistinnen im Besonderen und konstatiert (frei nach Kant): „Ohne Selbst- und Welterfahrung, ohne Abstand zum Dasein, entsteht auch keine Fallhöhe, jener Abgrund, der das Gelächter erst hervorruft.“ Gefährlich, denn noch sind die Protagonistinnen des Schwermetallfeminismus nicht ausgezählt und wer geistige Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu Recht oder Unrecht chauvinisiert, kriegt immer noch ziemlich schnell und humorlos was auf die Mütze. Mohrs Polemik ist in Wirklichkeit gar nicht ungerecht,… Weiterlesen »Von der Humorlosigkeit der Frauen

2008er Philosophie-Nachlese

Die Zeiten waren schon mal schlechter für die öffentliche Rezeption philosophischer Themen und Weltinterpretationen. So findet sich im rückblickenden Jahresranking 2008 auf Platz 1 der SPIEGEL-Sachbuch-Bestsellerliste das smalltalktaugliche Philosophie-Einsteigerbuch „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ von Richard D. Precht (SZ-Rezension von Jens-Christian Rabe) – immerhin vor einem TV-bekannten Wandervogel und einer altersweise vor sich hin kokelnden Polit-Ikone. Schon im Sommer hatte Richard Dawkins  „Gotteswahn“ mit wochenlangen Top-Ten-Platzierungen das Leser- und Kritikerfeld philosophisch beackert und bei den Kinderbüchern sorgte Schmidt-Salomons „Wo bitte geht’s zu Gott?“ für mächtig mediale… Weiterlesen »2008er Philosophie-Nachlese

Polylux, die letzte

Klappe, das war’s – zumindest im „Ersten“. 12 Jahre lang versuchte das selbsternannte Lifestyle-Magazin „Polylux“ den schon fast nachtschlafenden Hirnzellen des ARD-Publikums mit allerlei Belanglosigkeiten, Minderheiten-Marotten und dialektischen Fehlzündungen in einem sogenannten „Fight-Club“ ein Szene-Feeling einzuimpfen, das sich aber letztlich nur mit dem lasziv-süffisanten Lächeln und einem cool-bin-ich-hämischer-Jargon von Moderatorin Tita von Hardenberg etwas anfüttern ließ. SPIEGEL online nannte das Magazin „die letzte Seifenblase der New Economy“, was insofern zutrifft, als man jahrelang dem kleinen RBB die Produktionskosten abquatschen konnte mit dem (uneingelösten) Versprechen, den Senilitätsfalten der ARD durch kleine… Weiterlesen »Polylux, die letzte

Faszination Bewusstsein

„Liebe bedeutet nicht nur, sich gegenseitig narzisstisch anzuschauen, sondern vor allem die Antagonismen der Weltwahrnehmung in einer gemeinsam entwickelten Perspektive zu überwinden.“ (arte-Dokumentation) Sowas Schönes schaffen die Spiegelneuronen, die die Grenzen zwischen den Menschen (ihren ‚Ichs‘)  mit Hilfe der ‚Gehirnwäsche‘ des Oxytozins und der daraus entstehenden Empathie auflösen können. Zunehmend stimmen die Hirnforscher mit den Paläoanthropologen überein, dass wir eine soziale Spezies sind und unser Gehirn das Organ dafür ist. Für die dazu nötigen ständigen Anpassungsprozesse ist dabei das ‚Verlernen‘, also die Auflösung von überholten neuronalen Repräsentationen, genauso wichtig wie… Weiterlesen »Faszination Bewusstsein

Lehrer: Feindbild oder Führungs-Revoluzzer?

Lehrer

Zum gegenwärtig unvermeidlichen Großthema „Bildung“ (s.u.)  gabs im letzten ZDF-Nachtstudio einen erwähnenswerten Nachschlag unter dem Titel „Feindbild Lehrer“. Man möchte ja meinen, dazu sei an deutschen TV-Stammtischen alles tausendfach durch- und wiedergekäut; thematisch etwa im dialektischen Spannungsfeld von Gesprächteilnehmerin Enja Riegels pessimistischem Credo: „Auch ein sehr motivierter Lehrer kann in den deutschen Schulstrukturen kein guter Lehrer sein“ und Bernhard Buebs Knallbonbon: „Die Unkündbarkeit der Lehrer ist ein Verbrechen an den Kindern.“ Wie? Ja, ihr habt schon richtig gelesen, mit dem letzten Satz provoziert jener Bueb (Autor des aktuellen Pädagogik-Bestsellers „Von… Weiterlesen »Lehrer: Feindbild oder Führungs-Revoluzzer?

Vernetztes Wissen bei Scobel

„Ich begreife Fernsehen als ein Medium der Bildung, das auch dazu da ist, Erkenntnis zu vermitteln und Orientierung in einer zunehmend komplexeren Welt zu bieten.“ Gert Scobel kann man diesen pädagogischen Anspruch durchaus abnehmen, da er sich in seiner eigenen Sendung (jeden Donnerstag, 21.00h auf 3sat) ernsthaft und meist gelungen um dessen Erfüllung bemüht. Einige seiner Folgen zu jeweils einem bestimmten Thema aus Wissenschaft oder Kultur wurden ja hier schon kommentiert/ kritisiert/ gelobt und besonders auf die Möglichkeit zum Nach-Schauen der einzelnen Beiträge in der 3sat-Mediathek hingewiesen. Das böte sich… Weiterlesen »Vernetztes Wissen bei Scobel

ARTE’s ‚Philosophie to go‘

Courbet - der Ursprung der Welt

Erinnert durch eine Notiz im Philosophieblog hab ich mir heut Nacht zum ersten Mal einen Viertelstünder aus der neuen arte-Philosophiereihe angesehen. Das Konzept der Sendung: der fast noch jugendliche Gastgeber, Philosophieprofessor Raphaël Enthoven (33), schlendert mit einem Gesprächspartner durch ein zum jeweiligen Thema passendes Ambiente aus der Literatur- oder Kunstszene und plaudert in einem scheinbar mäandernden Assoziationsstil ohne allzu akademisches Fachgedöns über einen ‚philosophiewürdigen‘ Begriff. Diesmal war Gwenaëlle Aubry zu Gast, um das Wesen und die Wirkung von Hässlichkeit in ontologischer, historischer und  ästhetischer Hinsicht zu betrachten. Bemerkenswert, dass die Erstausstrahlung… Weiterlesen »ARTE’s ‚Philosophie to go‘

Die Avantgarde der Demokratie

Eine „Zumutung Demokratie“ war diese so betitelte polit-philosophische Gesprächsrunde des ZDF-nachtstudio gestern Nacht wirklich nicht – höchstens die Tatsache, dass es sich um eine Wiederholung  vom  12. Oktober (also aus dem ‚Prä-Obamarikon‘) handelte. Ziemlich harmlos diskutierte Volker Panzer mit seinen Gästen Klaus Harpprecht, Miriam Meckel, Christoph Möllers und Frank A. Meyer über angebliche Demokratieverdrossenheit und überging dabei konsensbeflissen Frau Meckels eigene Kritikaufforderung: „Alles ist heutzutage Mitte. Wir brauchen Positionen und klare Differenzen.“ Erwähnung findet dieses TV-Gespräch hier nur wegen eines notablen Zitates des Schweizer Publizisten und Philo-Talkers  Frank A. Meyer,… Weiterlesen »Die Avantgarde der Demokratie

Der Jazz als Wille und Vorstellung

„Ich improvisiere, also bin ich.“ Hätte Gert Scobel als Motto für seine letzten „Musikalischen Gespräche“ mit einigen Spitzenkönnern der deutschen Jazzszene wählen können, wenngleich der philosophische Anspruch dieser 3sat-Sendung sich im Wesentlichen auf die allegorische Deutung der Improvisation als Sinnbild für das permanente selbstorganisatorische Werden des Lebens beschränkte. Dabei hätte sich der Brückenschlag zu Fragen der Determiniertheit unserer Willensentscheidungen und  den entsprechenden neurophysiologischen Grundlagen geradezu angeboten. Flüssige und kreative Improvisation auf höchstem Niveau setzt die blitzschnelle Antizipation des nächstmomentigen Klangbildes voraus, wobei die Umsetzung dieser Vorstellung dem Musiker einige Wahlfreiheit… Weiterlesen »Der Jazz als Wille und Vorstellung

Reich-Ranicki lehnt Fernsehpreis ab

Da warn wohl einige von den Socken, als Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki gestern abend den ihm zugedachten Deutschen Fernsehpreis ablehnte. Endlich mal ein süffisant-griffiges Gesprächsthema auf der After-Show-Party! „Blödsinn“ nannte der greise Poltergeist von der Ehrungsbühne aus diese vollkommen beliebige Preisabwurfparade. „Ich nehme diesen Preis nicht an! Ich kann nur diesen Gegenstand, der hier Vielen überreicht wird, von mir werfen!“ Das alte Kampfschwein MRR war im Zustand der Angewidertheit schon immer unberechenbar und tobte gegen (vermeintlichen) Kitsch und geistige Niederungen in der Literatur. Dass er jahrelang selber eine Gallionsfigur des Unterkomplexen-Mediums… Weiterlesen »Reich-Ranicki lehnt Fernsehpreis ab