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Experimentelle Philosophie, Teil II

Wenn Gott nicht grad puzzelt, dann würfelt er wahrscheinlich und so kann die Rolle der Würfel in der Geschichte der Philosophie als Instrument zur Verdeutlichung mystischen und transzendenten Erlebens kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Immerhin hat sie der Klügste aller Sterblichen, Palamedes, einst als Weisheitsgabe aus Athene’s Hand zu den alten Griechen gebracht. Doch nicht nur die Denker der Griechen, Germanen und Römer orientierten sich am „alea jacta“, auch Rousseau und Giacomo Casanova ließen sich von deren Zahlenbildern zu ausgedehnten Reisen inspirieren und der Franzose Pierre-Simon Laplace veredelte… Weiterlesen »Experimentelle Philosophie, Teil II

Epigenetik und Evolution

epigenetik

Soll man sich nun ärgern, wenn populärwissenschaftliche Sendungen wie „Abenteuer Wissen“ längst bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse und Standards wie etwas soeben von ihnen Entdecktes präsentieren? Oder sich doch lieber freuen, dass zwar mit Verspätung und in „light“-Version, aber immerhin, der Allgemeinbildung Vorschub geleistet wird? Sonderlich gut ist der gestrigen ZDF-Sendung in ihrer Oberflächlichkeit (sorry, Karsten Schwanke) der Einstieg in das spannende Thema Epigenetik jedenfalls nicht gelungen. Schon der Titel „Die Wahrheit jenseits der Gene“ klingt wie Enthüllungsjournalismus, mehr noch die Aussage, es würden die Grundsätze der Darwin’schen Evolutionslehre in Frage gestellt.… Weiterlesen »Epigenetik und Evolution

Engel verkündet Teufelsaustreibung

Tja, bevor ich dazu kam, hier mal als ehemaliger Ministrant mit meinen internen Kenntnissen über die geheimen Rituale bairischer Teufelsaustreiber und bistumseigene Exorzisten-Camps zu prahlen, hat nun schon die „Süddeutsche Zeitung“ das Treiben von Oberinquisitor Walter Mixa mit dem der Sache angemessenen Ernst ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Was der Paderborner Kronzeuge Ägidius Engel über die mittelalterlichen Praktiken nach dem „Ende des Lateins“ verkündet hat, könnt Ihr nun auch (nebst Kommentaren) hier im Brights-Blog nachlesen.

Gefeierte Lesetante im medialen Frauen-Ranking

Wie das Semi-Boulevard-Magazin Cicero nun im selbstrecherchierten „Frauen-Ranking 2008“ daherplappert, ist die TV-Literaturtante und Kitschbeschwörerin Elke Heidenreich (65) die „einflussreichste deutsche Intellektuelle“, noch vor der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Grundlage der Rangliste bildete die Präsenz von Frauen in den führenden (sic!) Medien sowie die Verweise im Munzinger-Personenarchiv. Ihren medialen Höhepunkt erreichte die studierte Religionswissenschaftlerin allerdings schon vor zwei Jahren mit ihrer altersblonden Stänkerei gegen „ekelhafte Altmännerliteratur“, was bei den betroffenen Herren Grass und Walser verständlicherweise zu unliebsamen Erregungsergüssen führte. Eine gewisse Nähe zur Satire pflegt die ehemalige… Weiterlesen »Gefeierte Lesetante im medialen Frauen-Ranking

Zeit nochmal

Klaus Mainzer Zeit

Das fette Lob für Klaus Mainzers unabgehobenen Gastauftritt in der vordem besprochenen scobel-Sendung gilt nicht uneingeschränkt für das einzige Buch, das ich bisher von ihm gelesen habe: „Zeit. Von der Urzeit zur Computerzeit“. Aus dem Klappentext: „Die Spannbreite des Buches reicht vom Begriff der Zeit im antiken und mittelalterlichen Weltbild, im Weltbild der klassischen Physik, der Relativitätstheorie und der Quantenwelt bis zu den Problemen der Zeit im Zusammenhang mit dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der Zeitentwicklung in Systemen fern des thermischen Gleichgewichts, von den Zeitrhythmen des Gehirns und der Computerzeit… Weiterlesen »Zeit nochmal

Evolution, Information und vernetzte Systeme

Möglicherweise gehören Sie auch noch zu den mittlerweile Belächelten, die glauben, sie seien Herr im eigenen Haus, sprich: Oberstübchen. So ’ne Art Chef, der sein Denken nach einem Plan, einem festen Algorithmus zu steuern glaubt, tatsächlich aber von seinen Neuronenknechten in jedem Augenblick durch kollektive Verschaltung und Clusterbildung neu zusammengebastelt wird. Und das nicht einmal linear, wie uns Erinnerung und Plänemachen vorgaukeln, sondern als nichtdeterminiertes Zwischenergebnis nichtlinearer Prozesse, die uns bestimmte Wahrnehmungen und deren Qualia-Empfinden überhaupt erst ermöglichen. Doch nicht nur in unserm Hirn sind komplexe, also dynamische und anpassungsfähige,… Weiterlesen »Evolution, Information und vernetzte Systeme

Pfingstfreuden

Giotto

Pfingsten war schon immer cool. Richtig zum Relaxen, wie etwa bei den alten Israeliten, bei denen es noch Schawuot hieß, der Tag des Lesens, an dem Milch und Honig floss. Die Christen hatten ja dann die gute Idee, diesen Bildungsgedanken aufzunehmen und alle Jesusfans mit Erleuchtung durch den Geist und die Macht der Sprache zu erfüllen. So wie’s der moderne Schüler auch gern hätt, mit „einem plötzlichen Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind.“ („“ Apostelgeschichte 2,1-4) Schon damals klang die Einladung Gottes zu dieser Fete ziemlich ‚amtlich‘ und… Weiterlesen »Pfingstfreuden

Per Hubschrauber zu Sokrates

Werner Simon

Werner Simon – „Philo auf der Suche nach dem Sinn des Lebens“ Wer Jugendliche oder „Quereinsteiger“ für das scheinbar so altväterlich-trockene Thema ‚Philosophie‘ begeistern will, sollte sich neben einer zeitgemäßen Sprache auch einen pfiffigen Aufhänger einfallen lassen. Jostein Gaarder hat es mit seinem Bestseller „Sophies Welt“ vorgemacht, dass man 15-, 16-jährige im Ethikunterricht nicht „durchhegeln“ muss, um sie auf den Geschmack der geistigen ‚Haute Cuisine‘ zu bringen und damit Anfang der 1990er Jahre eine richtige ‚Philomania‘ losgetreten. Auch der promovierte Philosoph Werner Simon hat für sein ‚Einsteigerbuch‘ einen fiktionalen Rahmen… Weiterlesen »Per Hubschrauber zu Sokrates

Phänomenales Bewusstsein

Sigmund Freud

Weiter im Text ging’s diese Woche in 3sat bei Gert Scobel, der in seiner nach ihm selbst benannten delta-Nachfolgesendung diesmal zum Thema „Das Gehirn auf der Couch“ eingeladen hatte. Das Zusammenwachsen von Psychoanalyse und Neurowissenschaften firmiert unter dem neuen Etikett ‚Neuropsychotherapie‘, obwohl ja Freud selber schon als Neurowissenschaftler begonnen und gehirnanatomische Studien durchgeführt hatte. Ziemlich erstaunlich, dass jahrzehntelang sowohl von konservativen Philosophen als auch Naturwissenschaftlern das ’naturalistische Missverständnis‘ gepflegt wurde, es handle sich dabei um zwei völlig getrennte Vorstellungen über menschliches Bewusstsein. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts wiesen der… Weiterlesen »Phänomenales Bewusstsein

Ach du liebes Seelchen

Von wem, glauben Sie, stammt das Bonmot „Wenn der Glaube nicht durch das Nadelöhr der Vernunft geht, hat er verloren“? Ha, wahrscheinlich falsch geraten! Das sagte nämlich die katholische (!) Theologin Saskia Wendel im gestrigen ZDF-Nachtstudio zum Thema „Ist die Seele unsterblich?“ Das glauben laut einer aktuellen SPIEGEL-Umfrage immerhin 52% der Deutschen, was für Volker Panzer und seine Gäste eine prima Diskussionsvorlage bot, um den Mem-Komplex „Seele“ auf Bedeutungsgehalt, kulturhistorische Genealogie und naturwissenschaftliche Rezeption abzuklopfen. Konkreter Anlass war die Buchveröffentlichung des SPIEGEL-Kulturredakteurs Mathias Schreiber „Was von uns bleibt. Über die… Weiterlesen »Ach du liebes Seelchen

mens sana in corpore sano

Die Schachweltmeister Kasparov und Karpov taten’s mit Tennis, der fast 80-jährige Victor Kortschnoi schlägt als Ausdauerschwimmer immer noch eine scharfe Klinge auf Großmeisterturnieren – der Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und geistiger Leistungsfähigkeit ist seit langem, ja schon seit der Antike bekannt und spätestens mit dem Naturfreak und Langstreckenwanderer Rousseau sogar in der Philosophie angekommen. Neu und interessant sind die sportmedizinischen und neurologischen Studienergebnisse, die der Psychiater Manfred Spitzer von der Uni Ulm jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt hat: Er konnte insbesondere die wichtige Rolle des körpereigenen Botenstoffs Dopamin bei der Signalübertragung… Weiterlesen »mens sana in corpore sano

Kein Reibach mit Alzheimer

Niemand wird ernstlich erwarten, dass sich die Pharmaindustrie aus ethischen Erwägungen um das gesundheitliche Wohl der Menschheit kümmert. Aber wenn materielle Interessen die Entwicklung von kostengünstigen Therapien, auf die keine exklusiven Neupatente erteilt werden, verhindern, darf das nicht einfach der Entscheidungsfindung von Konzernmanagern überlassen werden. Die WDR-Dokumentation „Das Rätsel Alzheimer“ stellt wissenschaftliche Untersuchungen aus den USA, Kanada und Deutschland vor, die ein neues Licht auf die Entstehung der Alzheimerkrankheit und mögliche Therapien werfen. Sie berichtet aber andererseits auch über Versuche, vielversprechende Forschungsansätze aus Profitgründen zurückzuhalten. So untersuchte etwa Pat McGeer… Weiterlesen »Kein Reibach mit Alzheimer