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Smalltalk

Partygeplauder, Klatsch, Boulevardthemen

Ein kleiner Exkurs in die opaken Untiefen des Ironismus

Es gehört ja schon lang zur feuilletonistischen Folklore, dass die ironische Brechung von Zeichen, Texten und Tönen etablierter Kulturformen ein Hauptmerkmal der sog. Postmoderne sei. Und weil Folklore auch von ihren Helden lebt, feiert man die Ironiker gern als kulturphilosophische Dekonstrukteure des Falschen, Hässlichen & Schlechten. Nun sind die Ironiker allerdings eine weitverzweigte Familie mit recht unterschiedlichen Talenten und Qualitäten, und nicht alle erfüllen bei ihrem Tun die Hoffnung auf eine Verfeinerung der Deutungs-Verhältnisse. Und eher sinds die Grobschlächtigeren, die zum Helden taugen, die sich vor einem größeren Publikum als… Weiterlesen »Ein kleiner Exkurs in die opaken Untiefen des Ironismus

Der Teufels-Pakt der Rolling Stones

Brian Jones

„Durchschnittsgesichter mit einem leichten Stich ins Vulgäre allerdings, aber eben junge Leute mit Sinn für Publikumswirkung, …, Zitterer und Schüttler mit widerspenstigen Haarmähnen, Symbolfiguren eines pubertären Anarchismus … Sie sind mit Absicht ein Bürgerschreck.“ (Der „Rheinische Merkur“ über die Rolling Stones, 1965 / via) Brian Jones, Mitbegründer der Rolling Stones, war schon tot, im Rausch ertrunken oder mit Gift ermordet (man weiß es ja bis heute nicht), als zu dem Stones-Song „Under my Thumb“ auf dem Altamont-Rockfestival 1969 in Kalifornien der Afroamerikaner Meredith Hunter bei einer Messerstecherei direkt vor der Bühne… Weiterlesen »Der Teufels-Pakt der Rolling Stones

Warum nicht mal Musik machen beim Eurovision Song Contest?

Kaum zu glauben, aber es gibt auch was Positives vom diesjährigen Eurovision Song Contest zu berichten: die Einschaltquoten in Deutschland waren rückläufig. Das lag vielleicht weniger an einer Proteststimmung gegen das Aserbaidschanische Regime als an der wachsenden Einsicht eines kritischer gewordenen Publikums, dass derartiger Kitsch-as-Kitsch-can kein fröhlicher Beitrag zur europäischen Völkerverständigung ist, sondern nur dem Stopfen einer zunehmend abgehalfterten Popkulturindustrie, den Eitelkeiten einiger Medien-Cliquen und dem tribalistischen Selbstbeweihräucherungsbedürfnis so manch tumber Nationaldünkler dient. Kein Grund also, euch hier zu Demonstrationszwecken mit einer Klangprobe von jenem Zirkusgedudel zu belästigen; da bleiben… Weiterlesen »Warum nicht mal Musik machen beim Eurovision Song Contest?

Vom bairischen Grantler zum Begriffsanalytiker

Gerhard Polt

Kleine Laudatio zu Gerhard Polts Siebziger Der bairische Grant ist als humoristischer Exportartikel in die nicht-bajuwarische Unterhaltungswelt nur bedingt geeignet, auch wenn böse Zungen behaupten, der Grant sei nur eine Erfindung der Tourismusindustrie. Stimmt natürlich nicht, denn der Grant gehört seit jeher zum kulturellen Habitus des Bayern und speist sich einerseits aus einem naturgegebenen Querdenken in Fragen der sozialen Rollenverteilung und andererseits aus einer leicht depressiven, aber warmherzigen Melancholie, die von wahren Bayern-Verstehern mit Recht auch als  „Blues des Südens“ bezeichnet wird. Wenn ein bairischer Grantler aber über sein angestammtes… Weiterlesen »Vom bairischen Grantler zum Begriffsanalytiker

Zur Typologie der Dilettanten

Georg Christoph Lichtenberg

Ach, könnt die Welt nicht eine bessre sein, wenn’s keine Dilettanten gäbe? Die Beispiele, wie durch Inkompetenz und Ignoranz politischer, sozialer und wirtschaftlicher Unsinn angerichtet wurde und wird, sind unzählig. Doch andererseits: wo kämen wir denn hin, wenn’s keine Dilettanten gäbe? Die Beispiele, wie leidenschaftliche Amateure in Kunst, Philosophie und Wissenschaft großartige Werke und bahnbrechende Entdeckungen in den Mem-Pool der Menscheit eingebracht haben, sind unzählig. Nun wäre aber die simple Einordnung eines Dilettanten auf die eine oder andere Seite dieses Gut-Böse-Schemas ein Zeichen dilettantischer Komplexitätsreduktion, weshalb wir, die sich gern… Weiterlesen »Zur Typologie der Dilettanten

Vom (Un-)Wesen der Spielmannszüge

Ob es sich bei den jahresendlichen Aufmärschen der Fanfaren- und Spielmannszüge um gelebte oder im Zappa’schen Sinn verwesende Tradition handelt, sei zunächst dahingestellt. Jedenfalls trommelt sich seit gestern wieder dieses alljährliche Ritual durch unsere Kleinstadt, zunächst noch leise, aus der Ferne sich langsam heran arbeitend, doch mit der sehr konkreten Drohung, auch diesmal unsere Straße nicht zu verschonen. Aber weil man ja um die kommende Unbill weiß, lässt sich Vorkehrung zu einem erträglichen Überstehen treffen, ja sogar ein wenig pädagogischer Nutzen daraus ziehen. Zwar kann ich dem um die jeweilige Zeit… Weiterlesen »Vom (Un-)Wesen der Spielmannszüge

Steckt im Okkultismus Innovationspotential?

Das Okkulte

Weil ja kürzlich Halloween und Allerheiligen war und grad geisterhafte Herbstnebel durch unsere Vorgärten und Gemüter wabern, hatte Volker Panzer im letzten ZDF-Nachtstudio (am 6.11.2011) wieder mal ein paar Gäste zum Gespräch über „Okkultismus“ ans elektronische Kaminfeuer eingeladen – ein volksnahes Thema, denn schließlich glaubt jeder siebte Deutsche (zwei Drittel davon Frauen) an Magie, Hexerei und andere übersinnliche Manifestationen. Da wärs keine Schande, wenn auch Sie schon mal Stimmen aus dem Jenseits gehört oder zu Zwecken der Geisteraustreibung einen „Hausentstörer“, so ein Art Kammerjäger für Spukerscheinungen,  bestellt hätten. Nun gibt… Weiterlesen »Steckt im Okkultismus Innovationspotential?

Nichts als Katzen-Content

kater_paul

Der Katzenkulturkenner Detlef Bluhm gibt „Kater Paul – Das Facebook-Tagebuch“ heraus Der Katzenliebhaber Kurt Tucholsky beschwerte sich einmal, die Katze sei das einzige Tier, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber nichts dafür zu tun. Dabei wusste er natürlich sehr wohl, was er an ihr hatte, denn wie vielen anderen Literaten und Künstlern schnurrte die Katze auch ihm als Muse ins Handwerk, gern trat er auch mal als Theobald Tiger oder Peter Panter unter ihrem Namen auf und seinem Kater Mingo schrieb „Tucho“ gelegentlich launige… Weiterlesen »Nichts als Katzen-Content

Die Eventisierung der Literatur beim Bachmann-Preis

Bachmannpreis

Er gilt spätestens seit der blutigen Rasiermesser-Schlitzerei von Rainald Goetz als das Event der literarischen SadoMaso-Szene im deutschsprachigen Raum. Nun geht der seit 1977 in Klagenfurt allsommerlich betriebene Ingeborg-Bachmann-Preis als medienwirksame Castingshow für Nachwuchsautoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in die 35. Runde, diesmal aber gleich richtig als Mega-Event mit fettem Rahmenprogramm, das schon eine Woche vor dem eigentlichen Bewerb mit Veranstaltungen wie Literatur after work (29.+30.6), dem 1.open-air Literaturfestival (1.+2.7.), einem ReadersCorner, einer Street-Art-Show und Exlibris-Ausstellung sowie etlichen Lesungen und allabendlichen Konzerten zahlreiches zahlungskräftiges Publikum ins Städtchen locken… Weiterlesen »Die Eventisierung der Literatur beim Bachmann-Preis

Zunehmender Narzissmus in den Pop-Lyrics

Wer vermutet, dass die Texte in der Popmusik immer dümmer und garstiger geworden sind, kann sich nun von einer sprachwissenschaftlichen Analyse bestätigt fühlen, die mit Hilfe von Computerauswertungen englischsprachige Songtexte aus drei Jahrzehnten unter die Lupe nahm. Dabei zeigte sich vor allem in Chart-Hits ein signifikanter Trend zu Narzissmus und Feindseligkeit, Worte wie „I“ und „me“ sind immer häufiger mit aggressiven Aussagen konnotiert, während gleichzeitig das Ausdrücken von „Wir“-Gefühlen und positiven Emotionen abnahm. Der Psychologe Nathan DeWall, der die nach Musikgenres aufgegliederte Studie zusammen mit ein paar Kollegen von der… Weiterlesen »Zunehmender Narzissmus in den Pop-Lyrics

Causa Guttenberg: Internet gewinnt gegen „Bild“

Wahrscheinlich hätte Sir Karl Popper einige Freude daran, dass sich mit der Beschleunigung des intellektuellen Meinungsaustausches durch das Internet eine wichtige Voraussetzung für die Realisierung einer ‚Offenen Gesellschaft‚ entwickelt. Auch in der Causa Guttenberg hat das Web einen wichtigen Beitrag geleistet, als „das Licht des Internet in seine Hütte fiel“ (Theo Koll). Zwar nicht als Hauptursache für seinen Fall (die hat sich der Lügenbaron schon selber gebastelt), aber doch als ‚Transparentizer‘ und Katalysator. Nun ist das endlose Nachtarocken meine Sache nicht und aus künftiger historischer Perspektive mag sich Manches anders… Weiterlesen »Causa Guttenberg: Internet gewinnt gegen „Bild“

In der Höhle des Musikantenstadl

Wenn Heimat da wär, wo für den Schunkelfreund des „Gfui“ is, dann könnte man den „Musikantenstadl“ und ähnliche volkstümliche Verwahranstalten als solche fensterlosen, aber lagerfeuergemütlichen Orte des reflexionsfreien Dahindämmerns ansehen. Böse Zungen behaupten, die bairische CSU habe diese Form des Wegsperrens nur erfunden, um ihr Wahlvolk vor dem gleißenden Licht der Erkenntnis zu schützen und mit dumpfbackigen Vorstellungen von „Heimat“, „Gfui“ und „Volksmusik“ einzulullen, von denen man in diesen Höhlen nur unscharfe Schatten sehen könne. Nun bin ich kein ausgewiesener Freund des öffentlich-rechtlichen deutschen Kabaretts, denn das ist mit dem Rückzug… Weiterlesen »In der Höhle des Musikantenstadl