Zum Inhalt springen
Startseite » Lyrik » Seite 2

Lyrik

Bertold Brecht, Michael Zoch, Hilde Domin, Werner Friebel

Die Wortmagierin des Dennoch

Hilde Domin

Zum 100. Geburtstag von Hilde Domin „Ein Gedicht ist ein gefrorener Augenblick, den jeder Leser für sich wieder ins Fließen, ins Hier und Jetzt bringt.“ Derart pointiert verteidigte die 2006 verstorbene Lyrikerin Hilde Domin schon 1968 in dem Essay „Wozu Lyrik?“ die Poesie gegen ihre Widerredner. Und hielt sich selbst bis zu ihrem Abschiedsband „Der Baum blüht trotzdem“, den die zarte Wortmagierin noch voll auf der Höhe ihrer Kunst 1999 im Alter von 90 Jahren veröffentlichte, an den damit selbstgestellten Anspruch: Ein Dichter muss sein Erleben und sein Leid mit… Weiterlesen »Die Wortmagierin des Dennoch

Buchmessen-Nachlese

„Beim Besuch einer Buchmesse ergriff mich eine sonderbare Beklemmung“, schrieb Adorno 1963. „Als ich suchte zu verstehen, was sie mir anmelden wollte, ward ich dessen inne, dass die Bücher nicht mehr aussehen wie Bücher.“ Wenn also schon die Bücher von 1963 nicht mehr wie Bücher aussahen, weil sie „anfangen,  dramatisch Reklame für sich selbst zu machen“, wie hätte es den Mitbegründer der Kritischen Theorie wohl gegraust bei einem Rundgang über die diesjährige Frankfurter Buchmesse – nicht nur wegen der weiter fortgeschrittenen Degenerierung des Buches zum massenkompatiblen Konsumartikel mit allem denkbaren… Weiterlesen »Buchmessen-Nachlese

Ein Anarchist der Liebe

Brecht - Liebesgedichte

In der öffentlichen Rezeption wurde und wird Bertolt Brecht hauptsächlich als gesellschaftskritischer, oft dogmatisch agierender marxistischer Bühnenautor wahrgenommen, der das epische Theater des 20. Jahrhunderts revolutionierte und dessen Lehrstücke heute noch zu den weltweit am häufigsten gespielten zählen. Der für ihn notwendige Gebrauchswert seiner Texte zielte auf politische Veränderung, und so folgen auch viele seiner Gedichte, vor allem die von Kurt Weill und Hanns Eisler vertonten, der unmittelbaren Wirkungsabsicht leicht verständlicher Sinn- und Bildhaftigkeit. Nachdem der Suhrkamp Verlag 1976 Brechts „Gesammelte Gedichte in vier Bänden“ herausgegeben hatte, erschien dort 2006… Weiterlesen »Ein Anarchist der Liebe

Kontrapunktierte philosophische Melodie-Dialektik und zirkuläre bitonale Harmonik im Jazz

Sommernachmittag, leicht angetrunken Sommernachmittag, leicht angetrunken by Dirty Fingers Johannes Enders – Saxophon Achim „Wotan“ Juhl – Bass Werner Friebel – Gitarre, © Sommernachmittag, leicht angetrunken Der Nachmittag wiegt sich lasziv lässig lächelnd an mir vorüber / flimmert nonchalant den Brudergruß, zieht sich ein paar Wölkchen durchs Hirn … träumt … vielleicht von women on the rocks und brennt mir seine Geilheit unter die heiße Haut wf

fette zeiten

konsumartikel vergnügen hurt mit der bürgerlangeweile lude mammon lacht sich eins ins fetischlein: gefressen wird, was konten schmiert – gewohnheit kühlt das letzte kleine mütchen ungelebter ausbruchsträume… in satter stimmviehglotzigkeit verfaulen phantasie & geist & die moral wird breit und feist im wiederkäuen der zufriedenheit   wf (aus „Balanceakt“)