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Der Dalai Lama als Schachfigur des CIA im Kalten Krieg?

Dalai Lama

Die „Süddeutsche Zeitung“ und PANORAMA recherchieren das Treiben des CIA in Tibet im Schatten des Heiligen Scheins

Wer bisher den Dalai Lama und die weltweite Schar der Free-Tibet-Freunde kritisierte, handelte sich leicht Ärger ein, galt als China-gesteuert oder zumindest als profilneurotischer Spinner – zu groß schien die Reputation und die Glaubwürdigkeit des tibetischen Religionsoberhaupts und Friedesnobelpreisträgers, als dass man ihn ernsthaft hinterfragen dürfte. Nun aber scheint der Glanzlack des Heiligenscheins auch in der öffentlichen Wahrnehmung weiter abzublättern, da auch ’seriöse‘ Medien mit Breitenwirkung wie die „Süddeutsche Zeitung“ in Gemeinschaftsarbeit mit dem ARD-Magazin „Panorama“ über die Verflechtungen des „Gottkönigs“ in den bewaffneten und offenbar von der CIA mitorganisierten Kampf der Tibeter gegen die chinesischen Besatzer (mit Tausenden von Toten) berichten. Die Basis zu diesen Recherchen lieferte ein gerade entstehender Dokumentarfilm der amerikanischen Filmemacherin und Bloggerin Lisa Cathey, die auch viele Zeitzeugen interviewt hat. Der „Süddeutschen“ war das Thema in der Printausgabe vom 8.6.12 sogar die Seite Drei, ihr Aushängeschild für investigativen Journalismus, wert.

Dalai Lama

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Demnach ließ sich der Dalai Lama schon im Jahr 1958 von zwei tibetischen Freiheitskämpfern demonstrieren, wie gut sie mit einer Panzerfaust umgehen können. Diese und andere Waffen nebst einer umfassenden Guerillero-Ausbildung zum Töten, Minenlegen und Bombenbauen hätten sie auf einer Südseeinsel vom CIA bekommen. Auch der Gottkönig selbst habe, wie aus vertraulichen Unterlagen des Geheimdienstes hervorgehe, jährlich 180.000 $ „Geldhilfe“ erhalten aus dem „Tibet-Programm des CIA, basierend auf Verpflichtungen der US-Regierung, die 1951 und 1956 gegenüber dem Dalai Lama gemacht wurden.“
Der bewaffnete Kampf der Tibeter gegen die chinesischen Besatzer war einer der ‚heißen‘ Teile des Kalten Krieges und seine eigene Involviertheit darin wird von dem Mann, der 1959 mit Hilfe von CIA-Agenten ins indische Asyl geflüchtet war und sich seitdem „Gewaltlosigkeit“ unter seinen Namen schreibt, bis heute verleugnet; er habe erst im Nachhinein die ganze Wahrheit über den bewaffneten Kampf seiner tibetischen Landsleute erfahren, denn „meine Brüder hielten es für weise, diese Informationen von mir fernzuhalten.“ (der D.L. in seiner Autobiographie).
Tatsächlich? Der Mann hat mitsamt seiner angeschlossenen Vermarktungsmaschinerie ja Einiges zu verlieren und da verwundert sein Rumlavieren, Verschweigen, Verdrängen der eigenen unvorteilhaften Geschichte nicht wirklich. Macht euch bitte selbst ein Bild von den Vorgängen und Zusammenhängen und besorgt euch den ausführlichen Artikel der genannten „SZ“-Ausgabe (gibt’s leider nicht online), sichtet das Originalmaterial in Lisa Catheys Blog, und/oder schaut euch diesen zusammenfassenden, in etwa inhaltsgleichen Beitrag von „Panorama“ an – den übrigens 3sat/ Kulturzeit am 12. 6. als Wiederholung gezeigt hat…

    (Auch nebst einigen Kommentaren auf der

Panorama-Website

    – bitte erst gucken vor’m Weiterlesen!)

Nochmal, um nicht wieder falsch verstanden zu werden: Mir geht es nicht darum, hier den Buddhismus insgesamt zu diskreditieren – im Gegenteil haben sich mir durch die Beschäftigung mit der buddhistischen Philosophie nicht erst seit meinen Recherchen zu Schopenhauers buddhistischen Roots interessante, sowohl anschauliche wie auch abstrahierende andere Sichtweisen eröffnet, die die abendländische Akademie-geschulte Philo-Denke erweitern und manchmal sogar ersetzen können. Aber es gibt unter den hunderten buddhistischer Schulen und Nebenströmungen eben auch esoterischen Hirnkleister wie den tibetischen Vajrayana-Buddhismus, der sich zu wesentlichen Teilen aus Bön-Religion und schamanistischen Praktiken speist und nur noch wenig mit der agnostisch-philosophischen Weltsicht Gautamasgemein hat.

Mir wurde übrigens auch schon mal die Ehre zuteil, von den Tibet-Freunden im real life angegiftet zu werden. Denn die gibts auch bei uns im bairischen Oberland, und da die sich teilweise aus der Friedens- und Alternativbewegung der 80er Jahre rekrutieren, kennt man sich von anno dunnemal, zumindest flüchtig. Vor ein paar Jahren erreichte die Zahl der regelmäßigen öffentlichen Mahnwachen für Tibet auch in mehreren Städtchen unserer Region einen Höhepunkt, woraufhin das Oberland-Kulturmagazin „LeonArt“ (ein Ableger der „Süddeutschen“) bei mir angeklopft hat, ob ich nicht eine kleine Glosse zu diesen ‚Umtrieben‘ absondern wolle. Hab ich gern gemacht, aber danach galt’s, einige Anfeindungen der Tibetbewegten am Telefon, in mails und zweimal sogar face-to-face zu überstehen, wenngleich nicht von so derber Art wie’s dem Colin Goldner widerfuhr.
So hat etwa eine ‚alte Bekannte‘, die nun hauptberuflich Meditatives Trommeln in Freier Natur organisiert (wer genehmigt denn so was?) mir Verrat an der friedensbewegten Solidarität unterstellt; ein anderer, gelernter Sauna-Installateur, der nun in Tibetischen Schwitzhütten macht (gibts wohl nur in Oberbayern), diagnostizierte bei mir zähfließendes Qi und somit unausgeschwitzte Boshaftigkeit – derweil das Gschichterl doch fast versöhnlich, ja beinah mit einem alltagstauglichen Happy End ausgeht:

„Gutmenschen“ – Glosse aus dem Oberland-Kulturmagazin LeonArt (Juni 08)


Außer ein paar chinesischen Politfunktionären wird ja kaum jemand was gegen den Dalai Lama haben. Dazu ist das alte Honigkuchenpferd einfach zu nett und knuddelig. Weil er auf Alles die gleiche Antwort hat, ist er der Popstar der Unterkomplexen und Gutmenschen, ganz ohne Sex und Blut, langlebiger als die Schiffer und Knut. Und weil er zur gefährdeten Art der Tibeter gehört und die Tibeter grad massenmedienkompatibel sind, rotten sich sogar in unserem braven Oberland vielerorts die Schläfertrupps der Menschenrechtsaktivisten, Naturschützer und Bruno-Veteranen zusammen, um mit ihren hochgehaltenen Heiligenbildchen für die freie Umrundung des Kailash zu demonstrieren. Als ob der Reinhold Messner oder der Schmied von Kochel hinter ihnen her wären.

Als ich mich vor ein paar Tagen in unserer puppenstubigen Altstadt vorsichtig der Mahnwache für Tibet näherte, spürte ich schon von Weitem meinen Makel des Nicht-Weltverbesserers und schaltete mein Denkgetriebe auf Schleichfahrt, um in den Untiefen der zu erwartenden Platitüden nicht anzuschrammen.
So bekam ich denn unter Anderem zu hören, dass die Seelenwanderung nun wissenschaftlich mit der Quantenmechanik bewiesen sei und dass laut String-Theorie jederzeit direkt vor meiner Nase ein neues Universum aus der Soheit aufploppen könne. Na gut, das könnte ich dann aber wahrscheinlich niemand mehr erzählen.
Ich hab ja eigentlich auch nichts gegen Gutmenschen, nicht einmal gegen vielleicht Reinkarnierte, wenn sie denn ihr Metier aus dem Karma der kritischen Reflexion betrieben statt hausfrauenkompatible Kalendersprüchlein einer pseudoreligiösen Esoterikindustrie nachzuplappern. Dabei ist kaum einem DalaiLamaisten klar, dass sich der Tibetische Buddhismus mit seinen schamanistischen Praktiken Lichtjahre von der agnostischen Weltanschauung Gautamas entfernt hat. Näher dran ist da noch der alte Theravada in Südostasien, mit dem sich allerdings der tibetische Klingelbeutel nicht gut füllen lässt, was das fehlende Engagement des „˜perfekten Heiligen“™ angesichts der grausigen Zustände in Birma hinreichend erklärt. Und für den Wohlfühl-Konsum seiner Millionen Mitläufer reicht die geistige Kleingärtnerei des World-Wellness-Buddhismus allemal aus. Zum Eintritt ins Nirvana muss das Denken ja ohnehin erst der Leerheit weichen.
Aber nett waren sie wirklich an dem Stand, bekam ich doch zum Abschied eine Kinokarte geschenkt. „10 Fragen an den Dalai Lama“, so eine Art „Buddhismus für Anfänger“. Werd ich mir sogar ansehen, obwohl das wahrscheinlich an meinem gefühlten Dukkha nix ändert „“ das packt mich nämlich täglich beim immergleichen Samsara, jeden Morgen wieder beim Aufstehn.

© Oxnzeam & „Leonart“

Buddhismus für Ungläubige

Wer den Buddhismus bisher nur vom HörenSagen kennt, dem seien diese beiden, sehr unterschiedlichen, Lektüren empfohlen:

„Buddhismus für Ungläubige“
von Stephen Batchelor – Fischer TB, 144 Seiten

„Geschichte der buddhistischen Philosophie“
von Volker Zotz – Rowohlt, 372 Seiten

wf

2 Gedanken zu „Der Dalai Lama als Schachfigur des CIA im Kalten Krieg?“

  1. Der Bruno, lieber Keuner, das war der bairische Problembär, den der damalige Umweltminister Schnappauf von der CSU anno 2006 wegen illegalem Grenzübertritt hat hinrichten lassen. Gegen die Erschießung hatte sich damals eine „Pro-Bruno“-Bewegung gebildet, da warn die Tibetfreunde nix dagegen. Ja und seitdem gings bergab mit der CSU in Bayern ;-)

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