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Beten für’s WM-Finale

Spielvorbereitung Argentinien - Deutschland

Aus Sicht der Philosophischen Anthropologie speist sich der kollektive Fussball-Fanatismus hauptsächlich aus zwei Quellen: Einerseits aus dem Tribalismus (mitsamt seinen Inclusions-/Exclusions-Mechanismen, Überlegenheitsdünkel und Nationalstolz) und andererseits aus dem Bedürfnis nach metaphysischer Sinnstiftung für die elende Daseins-Geworfenheit, nach Trost durch die Religion.
Und weil der Mensch mit einem abstrakten ‚Gott‘ wenig anfangen kann, hat er sich ihn zu allen Zeiten phänomenologisch abgerichtet, mal in der einen, mal in einer anderen Erscheinungsweise, und heute eben in Gestalt des Fussballs.

Spielvorbereitung Argentinien - Deutschland

Spielvorbereitung Argentinien – Deutschland

Welche positiven synergetischen Effekte sich daraus ziehen lassen, haben auch die beiden Spielmacher der Katholischen Kirche begriffen und ihre jeweiligen Landsmannschaften ins Finale gebetet. Dagegen hatten ihre Halbfinalgegner mit ihren nicht mehr zeitgemäßen Spiel-, also Glaubens-Systemen keine Chance.
Den Holländern hatte die Anbetung der Tulpe (geht wohl auf die pantheistische Vorstellung ihres Landsmannes Spinozoa „Gott = die Natur“ zurück) auch diesmal nix genützt und bei den Brasilianern ließ der vielfältige Synkretismus afrobrasilianischer Religionen wie des Candomblé mit seinen spiritistischen Ritualen erst gar keine rechte Ordnung aufs Spielfeld kommen.

Was dabei rauskommt, wenn der Franzl und der Bene für das Endspiel weiterbeten, lässt sich nicht so leicht voraussagen, denn weder wissen wir, wer der Stärkere im Glauben ist, noch wie ernsthaft sie das Konzept der christlichen Nächstenliebe verinnerlicht haben.

Für die Unterlegenen, die sich dann auch um die Investition ihrer Gebete geprellt fühlen, und für alle Agnostiker, die diesen Quark eh nicht glauben, bleibt der Trost des fussballspielenden Schweizer Pfarrers Josef Hochstrasser: „Religion ist heilbar“.

wf

4 Gedanken zu „Beten für’s WM-Finale“

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