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Kultur-Schmelztiegel Palästina

Seit Urzeiten war der Nahe Osten und insbesondere dessen Herz Palästina eine Region, in der sich wie nirgendwo sonst die Kulturen der (durchziehenden) Menschenstämme vermischten. In dieser „Wiege der Menschheit“ paarten sich wohl erstmals der Neandertaler und der Homo sapiens; in der Antike bekamen die frühen israelitischen und beduinischen Stammesgesellschaften immer wieder nachhaltigen Besuch von den Hethitern, Assyrern, Ägyptern, Babyloniern, Persern, Griechen und Römern, später von den Arabern, europäischen Kreuzrittern und den Osmanen, die nicht nur alle ihre Spuren hinterließen, sondern zum Teil auch gleich da blieben.
Palästina war also schon immer ein Schmelztiegel der Gene und Kulturen und trotz der gegenwärtigen staatlich-religiösen (Un-)Ordnung, die in dieser Form als willkürliches Konstrukt auf dem Reißbrett der Weltpolitik nach dem 1. Weltkrieg entstand, macht die in Jahrtausenden erworbene Fähigkeit zur Symbiose der Vielfalt ein wenig Hoffnung auf ein zukünftiges friedliches Miteinander, wie es einst schon mal der Kosmopolit Friedrich der II. mit Sultan al-Kamil für Palästina ausgehandelt hatte.

Die herrschenden offiziellen Lebens-Grenzen durch die Besinnung auf die gemeinsamen kulturellen Wurzeln zu überwinden, war und ist das Ziel der Zusammenarbeit vieler Künstler aus der Region, gleich welcher Staats- oder Religionszugehörigkeit, doch immer wieder wird diese doch so natürlich anmutende Berührung von den Fanatikern der verfeindeten politischen Lager grausam bestraft, soeben wieder geschehen am 4. April mit der Ermordung von Juliano Mer-Khamis, einem israelischen Friedensaktivist, Performer und Gründer des Freedom Theatre im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin.

Doch den Aufbruch der Menschen im Nahen Osten und Nordafrika aus Unterdrückung und Zwangstrennung werden die noch verbliebenen irren Autokraten-Clans und politisch-militärischen Hardliner nicht mehr aufhalten und auch die meisten kulturverbindenden und grenzüberschreitenden Künstler lassen sich durch solch sinnlose Rest-Gewalt nicht einschüchtern.

Kürzlich hab ich euch hier schon den ‚Multikulti‘-Musiker und Schriftsteller Gilad Atzmon in den „Arabischen Impressionen“ vorgestellt; heute gibt’s was von dem Jazz-Bassisten, Bandleader und Komponisten Avishai Cohen (*1970) zu hören, der in israelisch-arabischen Bandprojekten seine nahöstlichen Roots mit osteuropäischen Einflüssen, Fusion und zeitgenössischem Jazz kombiniert. Letzteres kommt nicht von ungefähr, denn seit vielen Jahren arbeitet er auch mit internationalen Größen wie Bobby McFerrin, Roy Hargrove, Herbie Hancock und Alicia Keys zusammen, ist bei den Klassikern des Israel Philharmonic Orchestra ebenso zuhause wie beim Jazzfest Berlin und den Leverkusener Jazztagen, woher auch der folgende Live-Mitschnitt stammt. Mag sein, dass der einigen von euch zu ‚gefällig‘ klingt, aber den hab ich ausgesucht, weil das zweiminütige Intro mit der traditionellen arabischen Oud richtig gut zum Kennenlernen dieses satt klingenden Instruments taugt und weil später ein ‚verhextes‘  Darabouka-Solo zeigt, dass man für abgefahrene Grooves grad mal eine Trommel und a paar flinke Finger braucht – und weil schließlich der ekstatische Gesang von Karen Malka so was von Auferstehungs-Pathos hat ;-)

AVISHAI COHEN – bass, vocals
KAREN MALKA – vocals
SHAI MAESTRO – piano
AMOS HOFFMAN – oud, guitar
ITAMAR DOARI – percussion

wf

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