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Der Sound von Aserbaidschan – zu gut für den Eurovison Song Contest

Zumindest die mitteleuropäischen Geographielehrer dürften sich über den Sieg von Aserbaidschan beim Eurovison Song Contest gefreut haben, sollten nun doch einige ihrer Schüler wissen, wo dieses Land auf dem Globus in etwa anzusiedeln ist. Die ambitionierteren Musiklehrer hingegen dürfen ihren Schülern nun erklären, dass jene musikalische Performance  in Form eines Nordic-Pop-Imitats nicht mal annähernd was mit der originellen Musikkultur dieses Landes zu tun hat. Soviel Zeit ist’s aber wert, denn in Aserbaidschan wird abseits der eurospaßgesellschaftlichen Mainstream-Anbiederung richtig gute Musik gemacht – ist es doch auch einer jener Schmelztiegel, in dem sich die Traditionen mehrerer Kulturen begegnen und mit der musikalischen Moderne zu neuen Ausdrucksformen verbinden; am spannendsten in einem Sound, der Vielen fremd und ‚unerhört‘ erscheinen mag, weil er sich dem zugeschmalzten Hörvermögen der meisten kulturindustriell gestylten Pop-Konsumenten entzieht.

In Aserbaidschan entwickelte sich schon vor Jahrhunderten durch die wechselnde Herrschaft der Perser, Araber, Mongolen und Russen die stilverbindende Improvisationsmusik des MuÄŸam, die sich dann Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst mit der europäischen Tradition sinfonischer Musik verknüpfte und ab den 1960ern auch die Fusion mit dem Jazz einging.
So konnten am Konservatorium in Baku schon etliche „Crossover“-Weltklassemusiker heranreifen, zu deren jüngerer Generation auch die Pianistin, Sängerin und Komponistin Aziza Mustafa-Zadeh gehört. Ihre stilistische Eigenständigkeit zeigt die Princess of Jazz in der Symbiose von jazzig-klassischer Harmonik mit orientalisch anmutenden Gesangslinien und virtuoser Scat-Technik, wovon’s hier nun was zum Schmalzentfernen auf die Ohren gibt:

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4 Gedanken zu „Der Sound von Aserbaidschan – zu gut für den Eurovison Song Contest“

  1. Als erstes Gratulation an Aserbaidschan, denn das hätte ja keiner erwartet, dass der ESC nächstes Jahr in Baku stattfindet und viele kennen bestimmt nicht mal die Haupstadt von Aserbaidschan;-) Der Sieg von Aserbaidschan kam so unerwartet wie der Sieg letztes Jahr von Lena mit Satellite und es war auch gut so, dass Lena dieses Jahr nicht gewonnen hat, denn so kommt sie wieder bissl runter von ihrem hohen Ross und wir können uns nächstes Jahr auf ein Neues Gesicht für Deutschland beim ESC in Baku freuen. Auf jeden Fall ein sehr cooles Video aus dem Jazz Center in Baku und das ist eine Reise wert;-)Congrats to Aserbaidschan

  2. @Björn: Vielleicht kriegt Baku ja für unsere Jazzer mal so’n Stellenwert wie New York, wo sie bisher immer zur Weiterbildung rüber sind – billiger wär der Lebensunterhalt für arme Künstler in Baku allemal. Auftritts- und Aufnahmemöglichkeiten in den dortigen Clubs, Radiostationen und dem renommierten Jazz-Festival gäbs zudem.
    @Tony: Möcht da schon auch mal hin, allerdings nicht während des nächstjährigen ESC ;-)

  3. Pingback: Philosophische Schnipsel » Warum nicht mal Musik machen beim Eurovision Song Contest?

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