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Afrikanische Frauen-Power

Dass es hier nun nach längerer Zeit wieder mal Musik aus einer uns kulturell eher fremden Weltgegend, nämlich aus Westafrika gibt, hat auch a bisserl was mit der Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an drei Frauenrechtlerinnen zu tun. Zwei davon stammen aus dieser Ecke: Die nicht unumstrittene liberianische Staatspräsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und deren Landsfrau und Bürgerrechtlerin Leymah Gbowee.

Dabei mag manch einer von uns Europäern seinen humanistisch gepflegten Ranzen zufrieden im Fernsehsessel gestreichelt haben „Ja ja, es geht voran auf der Welt!“ und sich vielleicht sogar das Kalendersprüchlein des Nobelpreiskommitees notiert haben: „Es kann auf der Welt keine Demokratie und keinen dauerhaften Frieden geben, solange Frauen nicht dieselben Chancen wie Männer haben, auf Entwicklungen in allen Bereichen der Gesellschaft einzuwirken.“ Und vielleicht fiel ihm dann noch ein, dass ja schon 2004 Wangari Maathai, die kürzlich verstorbene „Mutter der Bäume“, für ihr Engagement als erste Afrikanerin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Nun könnten zwar diese symbolischen Akte den Eindruck erwecken, dass Afrika sich in Sachen Gender-Gerechtigkeit in Riesenschritten unseren ‚zivilisierten‘ Standards annähere, doch in der staubigen Wirklichkeit haben afrikanische Frauen auf politischen, sozialen und kulturellen Entscheidungsebenen in den allermeisten Staaten, von solchen herausgehobenen Ausnahmen mal abgesehen, nach wie vor wenig Einfluss in den patriachalisch strukturierten Stammesgesellschaften.

frauen in afrika

(Quelle: Welthungerhilfe)

Frauen leisten viel – für weniger Geld

Vor allem in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara hängt der Kampf gegen die Armut entscheidend von mehr Gleichberechtigung der Frauen ab. Dort leisten Frauen rund 70 Prozent der Arbeit in der Landwirtschaft, doch sie verfügen nur über ein Achtel der Landtitel. Rund drei Viertel der unbezahlten Arbeit in Schwarzafrika wird von Frauen geleistet. Die Männer dagegen besetzen fast drei Viertel aller entlohnten Arbeitsstellen.

Noch drastischer wird die Benachteiligung von Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen deutlich. Nur 12 Prozent der Spitzenjobs werden von Frauen besetzt. Genauso hoch ist ihr Anteil in den Parlamenten.

In der afrikanischen Musikszene sieht es ähnlich aus. Zwar entstand nach der Dekolonisierung ab den 1960er Jahren vor allem in den afrikanischen Großstädten eine vielfältige und auch kommerziell erfolgreiche Musikszene, die aus root-music kombiniert mit westlichen Einflüssen spannende neue Styles hervorbrachte, doch die Bühnen wie auch Management und kommerzielle Verwertung waren und sind Männersache. Frauen spielten als Choristinnen und Tänzerinnen in den Clubs lange nur sexistisch konnotierte Nebenrollen, es sei denn, sie verließen den Kontinent, wurden in Europa oder den USA mit einem gewissen Exoten-Bonus zu Solo-Stars und danach als gefeierte Kulturträgerinnen re-importiert.
So wurden Miriam Makeba, Abéti Masikini, Tshala Muana, Charlotte Mbango, Angélique Kidjo und Dutzende andere zu Wegbereiterinnen für eine neue Generation junger afrikanischer Musikerinnen, die sich weder von den Zwängen afrikanischer Männerwirtschaft noch von den Erwartungshaltungen des worldwide Pop-Bizz gängeln lassen wollen.

Eine davon ist die 29-jährige Sängerin, Schauspielerin und Menschenrechtlerin Fatoumata Diawara aus Mali, die ihre hochrhythmischen und von eigenwillig-wunderbaren Melodien getragenen Songs in der Tradition der Wassulu-Musik selber schreibt und arrangiert, wobei sie sich stilistisch vor der grossen Oumou Sangaré verneigt – und wenn ich mir auf sehr sinnliche Art eine Vorstellung von der ‚positiven Energie‘ afrikanischer Frauen-Power machen möcht, hör und schau ich mir sowas richtig gern an:

wf

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