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Herbstlese – Kurzrezensionen Teil II (Lyrik)

Nun also nach den fünf Prosa-Kurzrezis „Sommerlektüre“ ein paar Takte zu sechs ausgewählten Lyrikbänden, die miteinander verbindet, dass sie sich mit gesellschaftlichen Stimmungen und individuellen ‚Geworfenheiten‘ um die Jahrtausendwende beschäftigen. Da man gute Lyrik ja immer wieder und wieder lesen kann, um all ihre ‚verdichteten‘ Feinheiten und Facetten zu entdecken, dürfte das schon mal den Herbst durch reichen ;-)


Mircea Dinescu – „Ein Maulkorb fürs Gras“

Vielleicht errinnern sich noch manche daran, dass es Mircea Dinescu war, der den Sturz des rumänischen Diktators CeauÅŸescu im Dezember 89 als erster im rumänischen Fernsehen verkündete.
Er war vorher monatelang von dem Regime wegen seiner kritischen Artikel und Interwiews unter Hausarrest gehalten worden, doch für die Killer des Geheimdienstes „Securitate“ war er tabu, weil er zum einen der im Westen bekannteste Autor des Landes und zum zweiten ein Volksheld, ein Symbol für die Hoffnung auf Veränderung war.


In den ausgewählten Gedichten des vorliegenden Bandes (rumänisch/ deutsch) ist diese hinter der Kritik stehende Spannung zwischen individueller Freiheitssuche und Einkerkerung durch ein pathologisches Gesellschaftssystem spürbar, ohne dass Dinescu es nötig hat, sich auf die „triviale“ Plattform sogenannter „Politischer Lyrik“ zu begeben und agitatorische Parolen von der Rostra zu lassen.
Mit feinsinnigen, manchmal zornig-zärtlichen, oft metaphorisch überbordenden Tonlagen schafft er eine sehr persönliche, unmittelbare Atmosphäre zwischen Text und Leser.
Auch seine manchmal kühne Rhythmik unterstreicht den Widerstand des einzelnen gegen jegliche Zwänge der Gleichmacherei; den Paradoxien der Welt hält er die Poesie privater Lebens-Wahlmöglichkeiten entgegen.

    „Mit einer Spitzhacke brech ich die Wand auf / und laß euch hineinschaun.“

 

Mircea Dinescu – „Ein Maulkorb fürs Gras“
Fischer Taschenbuch Verlag
128 Seiten, ISBN 978-3250010388

wf


Martin Dragosits – „Der Teufel hat den Blues verkauft“

Wenn Sie süffisant-witzigen Reflexionen über Gesellschaft, Kultur – Kirche, über Zwerge mit Strapsen und gefärbten Bärten, tote Rockstars und Außerirdische etwas abgewinnen können, finden Sie bei dem Wiener Lyriker Martin Dragosits Gedanken- und Lachfutter satt.


In „Der Teufel hat den Blues verkauft“ funkelt feinsinniger Humor, der immer wieder auf der Grenze zum Zynismus balanciert, und der erfrischend subjektive Sprachduktus spiegelt eine ‚unverstandene Künstlerseele‘ in ironischen Selbst- und Alltagsbeobachtungen.
In seinem rhythmisch und semantisch stimmigen Bilderfluss verzichtet er auf das Gängelband des Reims – seine Metaphern sind nicht wolkenabgehoben und nur auf der dritten Assoziationsebene vermutbar, sondern der „konkreten Poesie“ angelehnt ohne die billige Effekthascherei der „Pop-Lyrik“ zu strapazieren.

Bei einem echten Wiener hat natürlich auch der Schmäh seinen Platz, meistens dann, wenn Dragosits vom lyrischen Ton in die aphoristische Grantelei wechselt und gschead-selbstbewusst austeilt:

„Aus meinem Grab pinkle ich auf euch / auf eure dogmatischen Vorurteile.“

Dem Feuilleton-Kritikus, der ja gern nach Papperl sucht, schlage ich vor, diese Schreibe „Philosophische Lyrik“ oder „Lyrische Philosophie“ zu nennen, wenn er denn nur etwas davon versteht.
Auch den versönlichen Ton:

„In mir ist Sternenstaub.

Die ganze Welt.

Zum Träumen und Fliegen.“

Martin Dragosits – „Der Teufel hat den Blues verkauft“
Arovell Verlag
174 Seiten, ISBN 978-3902547446

wf


Saskia Fischer – „Scharmützelwetter“

Von Scharmützeln am Rande eines größeren Kampfgeschehens wird meist nur spärlich berichtet. Sie begleiten die unvermeidbare Niederlage ebenso wie sie als Auslöser einer verheerenden Schlacht vorausgehen könnnen, manchmal nur als wort- und waffenklirrendes Geplänkel der Drohung, oft als regelloser, unübersichtlicher Ausbruch blutiger Gefechte ohne klare Frontlinien.

Die Lyrikerin Saskia Fischer, 1971 in Schlema/ Erzgebirge geboren, übersiedelte 1986 nach Nordrhein-Westfalen, wo sie Theaterwissenschaften und Germanistik studierte und lebt seit 2006 als freie Schriftstellerin in Berlin.
In ihrem neuen, bei Suhrkamp erschienenen Gedichtband „Scharmützelwetter“ sieht sie genauer hin, welche oft unheilbaren Gefühlswunden sich Menschen gegenseitig zufügen können und wagt sich auf das gefährliche Terrain verminter Nebenkriegsschauplätze, streitbarer Wortwechsel und vergifteter „Liebessuchpartikel“ – mit der larmoyanzfreien Melancholie einer aus dem Paradies Vertriebenen, die den Geschmack des Apfels sehr wohl kennt, denn „Die Frucht verführt zu nichts als dem Ende / eine simple Sorte Gala / eröffnete die Vertreibung.“
Doch die Klage über Verluste mündet bei Fischer nicht in einen Weltschmerz weiblich, sondern in „glaswollspitzen Zorn“, mit dem sie die „liebesmüh an neujahr verlorne“ und andere Vergeblichkeiten seziert, mit einer oft an Sarkasmus grenzenden Ironie: „In den Eimer voll Müll das teure Träumlein / gegen den sexuellen Baum.“ Dabei werden die Männer zwar nicht geschont, kommen aber mit Teilschuld davon, denn zur erotischen Dynamik gehören immer zwei: „Die Achseln / rochen wie es sich gehört Mann / flog ich Kolibri in sie hinein!“.
Für Dauerhaftigkeit allerdings reicht es nie, denn „bei Ja-Wort-Gabe Materialverdichtung / auf Sargniveau. Aus diesem Holz ist Liebe gemacht.“
Fischer zieht sich aber nicht selbstbezogen zum Lecken der eigenen Liebeswunden auf ihr lyrisches Alter Ego zurück, sondern zettelt ihre Scharmützel auch in den Gefechtsgebieten zeitgeistiger Weltbefindlichkeiten an. Sie lästert über das Wohligwarmgefühl falsch verstandener Gutmenschen-Nächstenliebe in „Pullis für Pinguine“, wenn mit „Pauken Trompeten die Wohltäter kommen Wohltäter Rätä!“, attackiert böse den kosmetikkonzerngesteuerten Weißheitswahn dunkelhäutiger Frauen „Die Massai weißgefleckt / Sieht Aufstiegschancen: Rohmaterial / Für Artikel in Elle Black Beauty und / Schwärzer Wohnen statt Sehen.“, gießt ihren Spott über die Pseudo-Avantgardegeilheit der Modeschickeria „Die nächste Saison wird Aufsehn erregen / durch Ekel. Ein Fetzen Kotz am Revers / Der letzte Schrei quillt aus einem blauen / Müllsackumwickelten Kopf.“ Dabei sind doch eh schon alle „Schubladen ramschkrank plundergeschwollen“.
Da möchte frau doch manchmal lieber verrückt werden und „Kugelschreiberzusammenbaun“ oder sich im Kassiererinnen-Dasein ein dickes Fell zulegen mit dem Trost „Abzutauchen die weiße Haarausfall / Haube tief in die Stirn. Und abends nur am Leben / Weil man einen Fernseher hat Iris Berben / Bewundert Menschen die etwas aushalten.“
Oder sich „Ende Dreißig: gebeutelt / von vorwurfsprallen Einkaufstüten“ in der hochglänzenden Frauenzeitschriftenwelt einer „Miesepetra“ die eigene „Cinderella Rolle rückwärts“ zu „Kuchen macht in Kinderkram“ eingestehen und sich mit der „Wahrheit steht dir gut zu Gesicht“ geschlagen geben.

Die emotionale Grundstimmung ihrer 54 Gedichte in fünf Teilabschnitten ist Unversöhntheit – es sind keine Rückzugsgefechte mit Bitte um Schonung, sondern nadelspitze Attacken gegen die Einschläferungsrituale der Desillusionierung, sinnlicher Aufruhr gegen die „Unterwürfigkeitsüberdosis“ einer Erduldermoral.
Dabei merkt man Fischer das Vergnügen an, mit ihrem intellektuellen Sprachspiel die semantischen Erwartungshaltungen des Lesers zu verunsichern; Subjekte, Objekte, Adverbien und gelegentlich verstümmelte Prädikate wechseln unkonventionell, jedem Deutschlehrer zum Graus, die Satzbau-Gefechtsstellungen, verursachen Querschläger und Mehrfach-Konnotationen in den Nominalitätsbezügen und überlappenden Assoziationen. Trotz einer hohen Dichte an Wortneuschöpfungen verschwimmen diese nicht in Beliebigkeit, sondern bewirken durch ihre metaphorische Stimmigkeit eine kohärente Sinnführung und also Treffergenauigkeit im Gedankenfeld des Lesers.

Saskia Fischers Sprache bezaubert bei all dieser feinsinnigen Kompositionsarbeit mit einem lockeren, sehr melodiösen und groovigen Ton – aber bitte nicht eintüten ins Zeitgeist-Genre unterkomplexer Pop-Lyrik, denn mit spannungserzeugenden Alterationen, kontrapunktierter Sinn-Stimmführung und bluesiger Intonation erzeugt Fischers einen ganz individuellen Sound mit höchster Klangdichte: hier zeigt sich die Lyrik als der Jazz der Literatur.

Saskia Fischer. Scharmützelwetter. Gedichte
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2008.
80 Seiten, ISBN 978-3-518-12557-1

wf /Rezi für „literaturkritik.de“


Jörg Neugebauer – „Die langen Ruder“

Alter schützt vor Aufmüpfigkeit nicht, vor allem, wenn man nicht „mit dem Hund geht“ und sich traut „jetzt wo’s gilt / ’s Maul aufreissen / wenn’s sein muß / bis zum Hosenladen hinunter / weil’s sein muß“.
Jaja, Jörg Neugebauer, das alte Meer, wirft seinen Fans im neuen Lyrikband „Die langen Ruder“ nicht nur Feingebäck zum Knabbern hin, sondern überrascht immer wieder mit irritierenden Wendungen in einer fast „trockenen“ Metaphorik.
Ziemlich gelassen, dafür umso intensiver taucht er seine langen Ruder ins Endliche, Vergängliche ohne zu jammern, denn „schließlich hat man / mit gar nichts gerechnet“.


Eine gehörige Portion Spott und Selbstironie flunkert durch die 52 Gedichte des Neu-Ulmers und mag auch seine Tinte zwischen königsblau und schwarz wechseln, vernimmt man doch hinter dem Anschein der Melancholie das amüsierte Kichern eines Fauns, dem so manches gelungen ist.

Vielleicht fehlt „traditionellen“ Gedichteliebhabern in manchen Texten beim wiederholten Lesen die „Tiefgründigkeit“ und rhythmische Stringenz, was aber dem Assoziationsreichtum und folglich Genuss dieser ausdrucksreichen Sprache nichts wegnimmt.
Das verdächtige Etikett „Pop-Lyrik“ kann man Jörg Neugebauer jedenfalls nicht ans „geputzte Gewehr“ heften – dazu sind seine Stückerl auch einfach zu schlau.
Und bei einem Anfall von „Alters-Depri“ dope ich mich gern mal „Katze und Mond“ und ahne dann, was ich vielleicht alles noch kann ;-)

Katze und Mond

Rundlich geworden streichelt der Mond seine Katze
und erzählt ihr was Schnurriges von den Gezeiten

Das Meer lauscht heimlich mit
und tauscht Ebbe und Flut

Nur so um die Katze zu amüsieren

Vielleicht aber auch um ihr Eindruck zu machen
was ein so altes Meer alles noch kann

Jörg Neugebauer – „Die langen Ruder“
Wiesenburg Verlag
72 Seiten, ISBN 978-3939518242

wf


Armin Steigenberger – „Gebrauchsanweisung für ein Vaterland“

Ja, Sie haben den Titel schon richtig verstanden: Hier wird scharf geschossen…
Aus der unenttarnbaren Deckung des Sub-Subtextes heraus feuert Armin Steigenberger seine slam-kompatiblen Wortgranaten gegen die feiste Unbefindlichkeit des Deutschen Gedichteliebhabers und erweitert das Arsenal des lyrischen Guerilla-Krieges um etliche Dutzend Neuschöpfungen, deren semantische Wirkung sich meist erst nach mehrmaligem Synapsen-Drehen als die versprochene „Gebrauchsanweisung“ entpuppt.
In 14 „Angriffswellen“ finden die meisten der 69 Texte ihr Ziel in des Spießers geistiger Hausmannskost und verblüffen gar den selbsternannten literarischen Gourmet.

Das kann natürlich nur gelingen, weil der Münchner Autor (und Mitbegründer des „Literaturbüros“, der „Offenen Schreibwerkstatt“ und der Literaturzeitschrift „außer.dem“) seine eigene Gebrauchsanweisung bis zum Loslassen-Können beherrscht.
Sein Spott in der Dialektik des Sonetts beisst, seine rhythmisch variablen Zeilen- und Strophenumbrüche treiben die semantischen Verschränkungen voran, seine teils gewagte Metaphorik schlägt Salti und kriegt doch immer die Kurve, sein Verzicht auf adjektivisches Schmückwerk erzielt den trockenen Effekt von geradlinigen Boxer-Wirkungstreffern.

Da heult kein larmoryanter Kulturpessimist, sondern es fightet ein, immer auch selbstironisch aufgelegter Grenzgänger mit der Exzentrik eines Engels für das Ahnbare, ja vielleicht Machbare…

Armin Steigenberger – „Gebrauchsanweisung für ein Vaterland“
POP Verlag Ludwigsburg
92 Seiten, ISBN 978-3937139210

wf


Michael Zoch – „Andolina Stereo“

Je schlimmer die (Kultur-)Zeiten, desto mehr muss man für das Schöne, Wahre & Gute werben, also: Der in Braunschweig lebende Lyriker Michael Zoch ist ja kürzlich hier schon mal zu Wort gekommen. Bereits sein erster Gedichtband „Wellenbrand“ hat mich überzeugt, weil er fernab der ausgetretenen Pfade vieler zeitgenössicher Lyriker, alsda der egomanisch fokussierten Innenbeschau einerseits und einer dekonstruktivistischen Perspektivlosigkeit andererseits, eine eigenständige, fast philosophische Gangart der reflektiert-teilnehmenden Weltbetrachtung entwickelt und das Denken á la Husserl für die Transzendenz des Horizonts weitet.

Zoch - Andolina StereoMag zwar die von den Spatzen der Literaturwelt strapaziertgepfiffene Erkenntnis, dass es heute mehr Dichter als Rezipienten von Gedichtetem gäbe, im Allgemeinen zutreffen und damit die Belanglosigkeit von „˜Creative Writing“™-Befindlichkeiten oder der rhythmusgymnastischen Slam- und Pop-Poetry karikieren, so zeigt sich demgegenüber Michael Zochs intentionales Anliegen in der ursprünglichen Bedeutung des „˜Verdichtens“™ von Wahrnehmungen und Gedanken zu assoziationsreichen Bewusstseinsfeldern.
Kein Sammelsurium von eindimensional zersplitterten Sinneseindrücken, sondern sich gegenseitig bedingende „˜Soheits“™-Erfahrungen sind es, aus denen Zochs subjektive Radikalität erwächst, weg von fremdbestimmter Moral und oberflächlichem Zeitgeist zu einer existenziellen Anarchie, deren individuelle Realisierung sich im Mut zum eigenen Ton und Tun offenbart.
Zoch schreibt aus den Treibhausbedingungen des Leidens an einer als lebensfeindlich empfundenen gesellschaftlichen Wirklichkeit, wobei er aber nicht in indifferenter Selbstbeschaulichkeit greint, sondern mit weltzugewandter Empathie die Passion aktiven Teilnehmens und Liebens besingt.
Mit fast magischer Verführungskraft ziehen seine originären Wortschöpfungen und die erfrischende, aber nie überstrapazierte Bildhaftigkeit den Leser in einen Tiefenraum dyonisicher Daseinslust, in dem der selbstironische Spötter und der rauschhafte Utopist mal feinsinnig, mal brachial die Denk- und Handlungsmöglichkeiten eigener Schöpfungskraft und Obsessionen ausloten; auch in erotisierten Stimmungen, die sich lasziv-elegant in Sehnsuchtsmotiven widerspiegeln ohne je pornographisch zu wirken.
Bei seinem Sprachreichtum hat Zoch es nicht nötig, amalgamierte Versatzstücke aus der Metaphernkiste „˜Schongehört“™ rauszukramen oder Worte anzuheuern; sie entwachsen ihm, weil er ganz bei der Sache und bei sich selbst ist.
Dass er zudem über ein elaboriertes kulturelles Repertoire verfügt, blitzt in vielen seiner Texte auf und öffnet unerwartete Interpretationsräume, schafft Konnotationen und eine semantische Komplexität, die zum Immer-wieder-Lesen und weiterem Entdecken reizt.

Was Wir Sind

zeichensprache allenthalben
rückgrat künstlich aufgeschäumt
leuchtraketen wissensbisse
eckzahn am lagunensaum
wir wie strandgut
windgefiedert
wildbrett jeder
wort für wort
sperrgebiete tintenfässer
aufgefüllt mit zeugungswut
binsenweisheit steroide
anabol ins hier gespritzt
warzenschweine segeltücher
zwei in eins durch fünf geteilt
büffelkinder gischtgestalten
wasser tropft auf gänsehaut
trunkenbolde zungenfischer
leberflecken glatt geleckt
zwischenräume untermengen
zirkel du und ich dein kreis

Michael Zoch. Andolina Stereo.
Wiesenburg Verlag 2009
76 Seiten, ISBN-Nr. 978-3-940756-23-7

wf


Ein paar andere interessante Lyrik-Neuerscheinungen habe ich hier in den letzten Monaten eh schon vorgestellt und weil dieser Blog ja bei allem Bemühen um Aktualität auch als ‚zeitloses‘ Lesebuch angelegt ist, kann man gern zurückblättern zu den Rezis der Neuedition von „Brechts Liebesgedichten“, zu Joachim Sartorius‘ „Hí´tel des Étrangers“ oder Hilde Domins „Im Vorbeigehn“.
Wer mit den komplexen Sprachspielen und den ästhetischen Deutungsansätzen der zeitgenössischen Lyrik noch nicht so vertraut ist, sich aber gern annähern möchte, dem sei der poetologische Essay „Grundlegendes zur Lyrik der Gegenwart“ von Frank Milautzcki über die Verständigungsebenen der Lyrik und über Wahrnehmung und Ausdruck intentionaler Kontingenzen in Sprachspielen empfohlen – dort erfahrt ihr auch, was die lyrische ‚Avantgarde‘ mit der Quantenphysik zu tun hat ;-)

© Werner Friebel  2009

(Diese Rezi-Sammlung als PDF)

2 Gedanken zu „Herbstlese – Kurzrezensionen Teil II (Lyrik)“

  1. Die Gedichte von meinem Namensvetter sind in Rumänien inzwischen vom Kult zum Schulstoff aufgestiegen. Das ist vielleicht auch ein Teil von Vergangenheitsarbeit

  2. Nun erhielt eine der ‚Betriebsverweigerinnen‘ der deutschen Lyrikszene quasi auf Umwegen doch mal einen veritablen Literaturpreis: Saskia Fischer wurde für ihren Gedichtband „Scharmützelwetter“ mit dem Verdi-Literaturpreis 2011, der mit 5000 Euro dotiert ist, ausgezeichnet.
    Meine Rezension zu ihrem außergewöhnlichen Gedichtband ist die dritte in der obigen kleinen Auswahl…

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