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Der anständige Bayer und sei anständige Maß Bier

Rechtzeitig zum Großen Anzapfen auf dem Münchner Oktoberfest hat der (noch) amtierende bairische Ministerpräsident Beckstein allen verzagten Bierherzen seiner Landsleute und sich selber ein letztes Mütchen eingehaucht. Um die Rettung des Anstands ging’s in seiner Ansprache, um das Wählen der CSU also, um deretwillen der anständige Bayer auch ruhig zwei anständige Maß Bier trinken und danach noch ganz anständig Auto fahren könne.

Maß BierDie durch und durch anständige Hypothese, dass sich nicht nur die Kultur der Bayern, sondern der gesamten Menschheit  auf fröhlichen Gelagen mit dem Gerstensaft begründe,  erhielt soeben auch prominente wissenschaftliche Unterstützung durch den Evolutionsbiologen Josef H. Reichholf. Der nämlich erklärte kürzlich im ZDF-Nachtstudio und in seinem neuen Buch „Warum die Menschen sesshaft wurden“, dass Homo Sapiens in Zeiten des Überflusses die Neigung entwickelt habe, ausschweifende Feste zu feiern und Getreide sowie Obst zu stimulierenden Getränken zu verarbeiten – zum dauerhaften Funktionieren menschlicher Sozialstrukturen. Diese Logik erschließt sich auch heute noch leicht jedem Teilnehmer an der Sesshaftigkeits-Kultur in einem Oktoberfest-Bierzelt oder bei einem CSU-Parteitag. Bei letzterem allerdings sollte man sich auch der Mahnung Gottfried Benns erinnern: „Wen Bier behindert, der trinkt es falsch.“

In Bayern gibt es himmiherrgottseidank auch einige anständige Vereine, die sich maßkrugjustiziabel für den Erhalt grundsätzlicher kultureller Errungenschaften einsetzen, so etwa in München den brauereifreien „Verein gegen betrügerisches Einschenken e.V.„, der Beckstein für seine anständige Maß-Ansprache die Ehrenmitgliedschaft angetragen hat.
Greif nur zu, Beckstein, aber nur als bierselige Repräsentationsaufgabe für die Rentnerzeit, denn auch mit deren 4000 Wählerstimmen wirst a anständige CSU-Wahlschlappe nimmer verhindern…

wf

4 Gedanken zu „Der anständige Bayer und sei anständige Maß Bier“

  1. Wenn es denn so sein sollte, daß der Homo sapiens (heißt das heute nicht Homo oeconomicus?) in Zeiten des Überflusses ausschweifende Feste (an den Börsen dieser Welt ist diese Neigung besonders ausgeprägt) feiert und diese auch noch zur Festigung menschlicher Sozialstrukturen – in Wahlkampfzeiten auch zwischen Politikern und Wahlbürgern (!) – beitragen sollen, dann stellt sich für die CSU spätestens am Abend der kommenden Landtagswahl die spannende Frage, ob eine Maß Bier halb voll oder halb leer ist, wenn die magische 50%-Marke bei den abgegebenen Stimmen nicht auf die Christ-Sozialen entfallen sein sollte.

  2. Pingback: Philosophische Schnipsel

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