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Tatsächlich, die Wahrheit liegt in der Mitte

Mal ehrlich: wie hat euch der letzte Philosophie-Vortrag gefallen, den ihr besucht habt? Zu dröge, zu abgehoben, zu trocken-akademisch? Dass es auch anders geht, nämlich witzig, ironisch und mit anschaulichen Gedankenexperimenten aus dem Lebensalltag, zeigt „das spekulative Wunderkind“ Markus Gabriel hier auf einem Philosophy Slam an der Uni Bonn. Unter dem Vortragstitel „Was ist Wahrheit“ macht sich der jüngste deutsche Philosophieprofessor auf die Suche nach ebendieser und findet sie tatsächlich in der Mitte zwischen den beiden Polen der ontischen und der ontologischen Betrachtungsweise.
Nebenbei kriegen auf charmante Art ihr Fett weg: Heidegger, Wittgenstein, Platon, die Idealisten & die analytische Philosophie und und und…

A bisserl mitdenken muss man allerdings schon, aber dann sollte sich doch einiges Schmunzelvergnügen einstellen bei diesem halben Stündchen so gar nicht typisch deutscher Philo-Performance.

(wer die Einführung nicht unbedingt hören mag, kann gleich zu Gabriels Auftritt ab ca 4.50 min vorspulen)

wf

9 Gedanken zu „Tatsächlich, die Wahrheit liegt in der Mitte“

  1. Enttäuschend schwacher Vortrag. Viele seiner Metaphern waren für einen Laien wirklich irreführend, die sich ständig wiederholende Vortragsart überflüssig. Mit ein bisschen mehr Klarheit hätte man, trotz allem leicht verständlich, das zehnfache sagen können.
    Weiterhin ist es natürlich absurd, die analytische Philosophie auf eine Korrespondenzth. d. Wahrheit festzunageln, und dann auch noch in so einer naiven Form. Kein Mensch vertritt soetwas und skeptische Argumente mus man nicht als unangreifbar akzeptieren, sondern einfach Teile ihrer Prämissen zurückweisen, was in der Regel auch unproblematisch ist.
    Alles in allem scheint der Mann vor allem eins zu sein: spekulativ, unklar und mit wenig Argumenten.

  2. Wie du ja selber, lieber Philosophiestudent, richtig bemerkt hast, würde kein Mensch und nicht einmal ein Philo-Professor wie Markus Gabriel das weite Feld der analytischen Philosophie auf die Korrespondenztheorie der Wahrheit reduzieren. Und natürlich auch nicht behaupten, er könne die Vortragsfrage „Was ist Wahrheit“ überhaupt zufriedenstellend beantworten. Auf diesem Glatteis der Ironie (die hier eben nicht nur eine rhetorische ist) kann man gedanklich schnell straucheln, wenn man sich an einer seminaristisch eingeübten philosophical correctness festzuhalten versucht. Ein Hinweis auf diese Gefahr steckt ja schon in der Überschrift dieses Blogbeitrags mit dem Ironie-Marker „tatsächlich“.
    Übrigens scheint sich auch das Publikum dieses ‚Philosophy Slam‘ mit den Metaphern und (wohl bewusst gesetzten) Redundanzen von Gabriel zumindest am Anfang etwas schwer zu tun – man erwartet im bildungsbürgerlichen Lager von einem deutschen Prof halt doch was anderes als kleine Sticheleien und spekulative Schnipsel. Aber grad deshalb passt dieser ‚Vortrag‘ so gut in diesen Blog ;-)

  3. Ich bewundere Gabriel für seine Fähigkeit, frei, ohne vom Blatt abzulesen, vorzutragen, witzig und unterhaltsam. Insbesondere schätze ich es, daß er Wahrheit am subjektiven Beteiligtsein festmacht. Abstrakte, alles umfassende Wahrheit ist gleichermaßen sinnlos wie inhaltsleer. Ich habe nicht den Eindruck, daß er irgendwen auf irgendwas festzunageln versucht. Fehlende Differenzierungen sind lediglich der Vortragsweise geschuldet, was man ihr nicht vorwerfen sollte.

  4. Man muss sich fragen, wohin die Philosophie führt und die Antwort auch wagen. Ich kann durchaus die Bedenken des Philosophiestudenten nachvollziehen, wie auch den Witz und Schnipsel gutheißen, womit ich genau dort lande, wo Gabriel steht. Was mir auffällt ist die Art der Argumentation, dieses nach Außen zeigen, dieses Präsentieren…diese plakative Projektion.
    Ob das die richtige Art ist frag ich mich, wohlwissend, dass ich es nicht anders machen könnte.
    Man vertraut keinem mehr, der intensiv denkt, man vertraut einem, der extensiv zeigt.
    Merkt ihr das auch?
    Tolle Musik, Gratulation.
    Kennst Du L. Shankar? Spielte Geige mit John McLaughlin…ach, diese indische unpräzise / präzise Intonation – herrlich. Danke

  5. Natürlich verhält sich Gabriel plakativ, denn genau darum geht es ja in der gesamten Situation, in der er seine Rede hält. Er verhält sich also einfach angemessen, und es gelingt ihm gut. Ansonsten sprichst Du aber ein Problem an, das ich von Plessner her als „Doppelaspektivität“ bezeichnen möchte. Wir stehen immer an der Grenze von Innen und Außen, uns selbst gegenüber und auch der Welt gegenüber. Problematisch wird das in einer Mediengesellschaft, wenn nur noch das Außen-Sein, das Sich-Zeigen etwas zählt, weil die Doppelaspektivität dann verloren geht und sich in Eindimensionalität auflöst. Dabei geht das verloren, was Plessner „Seele“ nennt: sich gleichzeitig zeigen wollen und davor zurückzuschrecken, auf eine bestimmte Sichtweise festgelegt zu werden. Beides zusammen macht die Seele aus: innen und außen.

  6. Geht klar, – keine Trennung dazwischen. Sehe ich auch so. Aber von einer ‚Schwelle‘ sollte man schon reden, ähnlich der Schwelle an einem Höhlenausgang (Blumenberg), wo es immer ein wenig am Kippeln ist, wohin es umschlagen wird: nach innen oder nach außen. :)

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