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Ist die Welt noch zu retten?

„Wenn ich in einer Welt lebe, in der mit Schneekanonen viel Geld verdient wird, macht es wenig Sinn, meine als einzige abzustellen.“
Mit dieser ökonomischen  Pointierung des ‚Gefangenen-Dilemma‚ aus der Spieltheorie formulierte der Globalisierungsexperte Franz Josef Radermacher selbst einen der Vorbehalte gegen die mögliche Realisierung eines von ihm vorgeschlagenen globalen Marshallplan zur Rettung der Welt. Nichts weniger als diese war gestern das Thema im ersten „Philosophischen Quartett“ nach der Sommerpause.
Natürlich war die aktuelle weltwirtschaftliche und die damit verbundene klimatologische Entwicklung der Hintergrund der Diskussion, die Frage, ob die Verflechtungen des Marktes überhaupt fassbar und beeinflussbar seien. Das von Adam Smith  1776 formulierte Prinzip der „Unsichtbaren Hand“, gemäß der das eigennützige Streben der wirtschaftenden Menschen oder Unternehmen in einem „System der natürlichen Freiheit“ zum Wohl der gesamten Gesellschaft als positives Regulativ fungiere,  habe in der Globalisierung keine Gültigkeit mehr.
Radermacher stellte dabei die These zur Diskussion, dass die Menschheit sich in einer schmerzhaften Übergangsphase zur Struktur eines Superorganismus befinde, in dem die Handlungsintelligenz und Entscheidungsmacht nicht mehr bei den einzelnen Individuen, sondern auf der Systemebene läge.
Der utopischen Vorstellung eines ‚Super-Wir‘ und gleicher Handlungs-Rahmenbedingungen für Alle stellte der Sozialpsychologe und Skeptiker Harald Welzer die ‚Menscheit als Gewimmel‘ gegenüber. Man dürfe die historisch gewachsenen Ungleichheiten nicht übersehen und müsse soziales Handeln nicht nur im Kontext ökonomischen Denkens, sondern in individuellen Beziehungen und kulturellen Prägungen begreifen.

Aber die mit vielen interessanten Aspekten untermauerten Positionen, von Chefmoderator Peter Sloterdijk gut auf dem Stangerl der Nachvollziehbarkeit balanciert,  erwiesen sich in ihrer Vorausdenkbarkeit als gar nicht so unannäherbar: Die von Radermacher in seinem neuen Buch „Welt mit Zukunft“ ausformulierte Utopie eines ‚Global Gouvernment‘ habe ja in der EU schon ein einigermaßen praktikables Vorbild und die Weltangelegenheiten seien eigentlich gar nicht so kompliziert, wenn nicht starke Interessensgruppen konzertierte Aktionen verhindern würden. Und einig war man sich auch, dass zur ‚Rettung der Welt‘ der American Way in Wirtschafts-, Klima- und Weltpolitik überhaupt nichts tauge.
Da hat die Spieltheorie leider recht: Wenn der stärkste Spieler sabotiert, geht halt nix z’samm…

Wiederholung der Sendung am 5.10.08 in „Phoenix“ (17.00 Uhr)

wf

Ein Gedanke zu „Ist die Welt noch zu retten?“

  1. Offenbar handelt es sich um hier um eine interessante Sendung, so daß es sich mal wieder lohnen könnte, die „Fernsehkiste“ anzuschalten. Man muß ja auch nicht immer die „Kritik der zynischen Vernunft“ (Peter Sloterdijk) lesen.

    Ob sich künftig aber wirklich etwas am „American way“ in der Wirtschafts-, Klima- und Weltpolitik grundlegend ändern wird, muß sich erst noch erweisen. Ohne das geschlossene Eintreten der Europäer für ein anderes „System der Freiheit“ wird es wohl nicht gehen.

    Übrigens war Adam Smith in gewisser Weise schon weiter, als das mancher Homo oeconomicus in Wirtschaft und Politik heute ist. Denn für Smith war es unzweideutig klar, daß nur eine in die Gesellschaft und Kultur eingebettete Ökonomie so segensreich wirken kann, wie Smith als „Vater der Nationalökonomie“ dies überschwenglich im „Wohlstand der Nationen“ beschrieben hat.

    Die heutige neoliberal geprägte, vorwiegend wirtschaftliche Globalisierung nimmt auf solche diffizilen Erkenntnisse allerdings bislang kaum Rücksicht. Und das macht die ganze Angelegenheit eben nicht einfacher.

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