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Zitate

Sinnsprüche und Scherzhaftes von Lichtenberg, Temptations, Wilson-Schaef, Nietzsche und anderen

Der Trost des Schnuppen-Guckens

Selten waren die Zumutungen und Katastrophenszenarien so schwer zu ertragen: Ukraine-Krieg, Inflation, unsichere Energieversorgung, der Klimawandel samt europaweiter Dürre, Spaltung der Gesellschaft, rückständige Digitalisierung, Dauerversagen der Deutschen Bahn, Rechtspopulisten und Autokraten an der Macht – Wie könnte Mensch all das aushalten ohne ein wenig Trost und Hoffnung… Und seit Alters her war es der Blick nach oben, in die Sterne, in dem Mensch beides suchte und manchmal fand. Besonders beim Sternschnuppen-Gucken, wofür jedes Jahr gegen Mitte August die beste Zeit ist, weil da die Sonnenumlaufbahn unserer Erde die Perseiden, die… Weiterlesen »Der Trost des Schnuppen-Guckens

Neujahrsrätsel 22: Atman rennt

Draisine

Schopenhauers Pudel Atman habt Ihr ja schon bei früherer Rätsel-Gelegenheit hier kennengelernt; das war damals allerdings ein eher schwieriges Sommerrätsel, so dass es diesmal beim Neujahrsrätsel eine leichtere Logelei sein soll. Während der Badischen Revolution liefen sich Schopenhauer und der Erfinder Karl Freiherr von Drais wohl erstmals über den Weg, als Schopenhauer Karlsruhe besuchte und sein Hündchen Atman gar nicht genug davon bekommen konnte, um das seltsame Gefährt, mit dem Herr Drais in der Stadt unterwegs war, herumzuspringen. Weil das gute Tier dabei beinah überfahren wurde, geriet der Dauergrantler Schopenhauer… Weiterlesen »Neujahrsrätsel 22: Atman rennt

Vom Neandertal in die Philharmonie

AltenmíƒÂ¼ller_Musik

Warum der Mensch ohne Musik nicht leben kann, versucht der Musikphysiologe Eckart Altenmüller zu ergründen Der Evolutionspsychologe und Kognitionswissenschaftler Steven Pinker meinte ja mal, dass Musik lediglich „akustischer Käsekuchen“ sei, eine wohlschmeckende Delikatesse zwar, die aber für die menschliche Evolution und Arterhaltung keine Rolle gespielt habe. In der Tat erstaunlich, dass Homo sapiens (und vielleicht auch schon der Neandertaler) vor Zehntausenden von Jahren mit dem Musizieren begonnen hat. Kostet Zeit, die dann zum Jagen und Sammeln fehlt, und verursacht Geräusche, die ungünstigenfalls feindlich gesonnene Artgenossen auf den Plan rufen können.… Weiterlesen »Vom Neandertal in die Philharmonie

Neujahrsrätsel 2020: Philosophinnen

Philosophinnen

Diesmal gibts drei Exemplare des Sonderhefts „Philosophinnen – Eine andere Geschichte des Denkens“ zu gewinnen Wieviele Philosophinnen fielen euch spontan ein, wenn ihr nach dem weiblichen Anteil in der Geistesgeschichte gefragt würdet? Noch immer sind bei den Professuren an den Akademien und Fakultäten der Philosophie die Männer deutlich in der Überzahl, die wiederum hauptsächlich die Ideen anderer „großer Männer“ zum Lehrinhalt machen; in den Kanon der ‚relevanten‘ Denker sind nur wenige Frauen aufgenommen worden. Aber es gab sie seit Anbeginn der Philosophiegeschichte, auch wenn sie schon zu Lebzeiten in einer… Weiterlesen »Neujahrsrätsel 2020: Philosophinnen

Schach als Sport, Kunst, Philosophie und Meditation

Was sind das nur für Leute, die sich sowas antun? Die stundenlang schweigend und mit ausdruckslosem Pokerface an einem Tisch hocken, auf ein kariertes Brett starren, gelegentlich ein Klötzchen darauf verschieben oder herausnehmen und dann auf eine Doppel-Uhr drücken? Und wenn sie gelegentlich aufstehen, wandern sie wenige Meter, um wiederum auf die Bretter ihrer Leidensgenossen zu starren. Nur manchmal verzieht sich ihre Mimik dann kurz zu einer Grimasse, von der man nicht so genau sagen kann, ob sie als Kommentar zu dem Geschehen auf den Brettern oder als Gesichtsentspannungsübung gemeint ist. Erst nach Stunden mal hier ein Handshake, dort ein Schultertätscheln, ein anerkennendes Nicken oder stilles High five. Und im ganzen Raum kein Handy, keine Zigarette, nur draussen vor der Tür ein einsamer Aschenbecher mit ein paar Kippen der letzten Raucher, die sich jeden nervösen Zug von ihrer Bedenkzeit absparen mussten.

Ja, es ist wieder Schach-Wettkampfsaison und ich hassliebe sie – diese familienfeindlichen Sonntage mit teilweise hunderten Kilometern Fahrtstrecke bei manchen Auswärtsspielen im engen Mannschaftsbus, das stundenlange Hirnwinden am Brett, das machtlose Mitleiden am Patzerblues eines unausgeschlafenen Teamkollegen, der Gute-Laune-Knockout nach einer (natürlich vermeidbaren) Niederlage, die psychopathologischen Zudringlichkeiten von versäumten Chancen über Tage und Nächte, der scheinbar sinnlose Befriedigungsversuch des narzisstischen Intellekts, die Liebeszurückweisung Caissas.

Ah was! Is schon klasse, sich ab und an auszuklinken aus dem Weltgeschwurbel, wie in meditativer Trance fokussiert auf das neuronale Gestöber der in vielen Jahren gechunkten Stellungstypen mit Fesselungsmotiven, Killer-Gabeln und multifunktionalen Abzügen. Und wenn’s nach intensivem Kampf schließlich Remis wird, weil beide Kontrahenten ihr Potential ohne Patzer in die Partie einbringen konnten (dank des Brettfolge- und Wertungszahlen-Systems trifft man ja in der Regel auf etwa gleichstarke Gegner), dann stellt sich ein befriedigendes Gefühl des gegenseitigen Anerkennens und sportlicher Wertschätzung ein, eine Resonanzerfahrung. (Noch angenehmer, wenn die eigene Mannschaft am Ende doch gewonnen hat ;-)

Aber was ist Schach denn nun eigentlich? Spiel, Sport, Kunst, Meditationstechnik oder Philosophie? Seit Mitte der 70er Jahre ist es in Deutschland offiziell eine Sportart, als DSB im DSB, wie etwa der Fussball, und in vielerlei Hinsicht zeigen sich Parallelen. Zwar nehmen nur jene die Metapher ‚Rasenschach‘ in den Mund, die dem Gekicke einen Hauch geistiger Weihe verleihen wollen, aber immerhin verbrennt so ein Kicker während eines 90-minütigen Spiels in etwa so viele Kalorien beim Laufen wie ein Schachspieler in einer Wettkampfpartie auf volle Zeitdistanz beim Denken.
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Sommerferienrätsel zum Klimawandel

Erstmal sorry, dass es in den letzten Monaten hier keine neuen Beiträge gab; zu viele verschiedene private und berufliche Engagements ließen mir zu wenig Zeit und Motivation für die aktive Blogbetreiberei, aber das traditionelle Sommerferien-Gewinnspiel sollt ihr nicht missen müssen. Diesmal ist nicht wie sonst üblich die Lösung eines Logikrätsels gesucht, sondern der Mann, der die erste wissenschaftlich begründete Warnung vor einem Klimawandel veröffentlicht hat. Der Gesuchte wurde auf einer Gedenkmünze der Pariser Akademie der Wissenschaften als der „neue Aristoteles“ gefeiert und hielt quasi nebenbei den Höhenweltrekord für Bergsteiger (seiner… Weiterlesen »Sommerferienrätsel zum Klimawandel

Nietzsche als Songwriter

Nietzsche am Klavier (Fotomontage)

Wer weiß, was Friedrich Nietzsche aus seinen Gedichten gemacht hätte mit den heutigen Produktionsmöglichkeiten? Vertont hat er ja ein paar, wenn auch ohne große Publikums-Resonanz, sein zeitweiliger Künstlerfreund Richard Wagner soll die Liedchen belächelt haben – vielleicht mit ein psychologischer Grund für die späteren Animositäten? Jedenfalls schien Nietzsche die Musik ebenso geliebt zu haben wie die Philosophie („Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“) und so versuchte er sich eben auch gelegentlich als Komponist, als Dilettant im besten Wortsinne. Sein Instrument war das Klavier, und es war nicht das Schlechteste,… Weiterlesen »Nietzsche als Songwriter

Ein Lob des Fatalismus

drobinski_lob_des_fatalismus

Irgendwann lernen es alle, so sehr sie sich auch abstrampeln in der Hoffnung, ihres eigenen Glückes Schmied zu sein: Das Unplanbare und Unvorhersehbare gehört zum Wesen dieser Welt, zu den Lebensrisiken, gegen die man sich nicht versichern kann. Der naive Glaube, man könne jederzeit alles unter Kontrolle halten und sich in sorgfältig geknüpften Sicherheitsnetzen unbeschadet durch seine Planspiele schaukeln lassen, blättert einem in den Hin-und-Her-Geworfenheiten des konkreten Lebens nach und nach von der Seele. Manche verzweifeln daran, andere resignieren, einige sehen sich als Opfer böser Mächte – aber es gibt… Weiterlesen »Ein Lob des Fatalismus

Die Renaissance der Heimat

dorfladen

Wie viel Heimat braucht der Mensch? Wie viel kann er ertragen? Und wo ist sie überhaupt, diese Heimat? Der Heimat entkommt man nicht. Und schon gar nicht in diesen Zeiten, da eine inflationäre, nervensägenartige Beschwörung von „Heimat“ aus allen Kanälen, aus Feuilletons, Buchhandlungen, Talkshows und Polit-Stammtischen dräut. Da trauen sich nicht nur die Untoten einer völkisch-rassistischen Blut-und-Boden-Ideologie, die Heimat-Tümler und Ewiggestrigen ans Licht – der Begriff „Heimat“ scheint sich aus seiner Verleimung mit dem Gefühlsschwulst früherer Jahre gelöst zu haben und neue Bedeutung zu gewinnen als raunend formulierter Sehnsuchtsort der Globalisierungsflüchter… Weiterlesen »Die Renaissance der Heimat

Kleine Philosophie der Mathematik

Bernulf Kanitscheider

Der Naturphilosoph Bernulf Kanitscheider lotet die Kontaktzone von Philosophie und Mathematik aus Seit die Menschen Mathematik betreiben, wird auch die Frage diskutiert, ob es sich bei ihr nur um einen Werkzeugkasten mit Instrumenten für technologische, statistische und konstruktivistische Anwendungen handle, also um einen Artefakt des menschlichen Verstandes, oder ob mathematischen Objekten und Verfahrensweisen eine eigenständige ontologische Realität zukomme. Unter den Mathe-Realisten wiederum finden sich einerseits die „Platoniker“, für die alle mathematischen Gegenstände und Sätze losgelöst von der materiellen Welt (ante rem) und unabhängig von Raum und Zeit existieren (zusammen mit anderen… Weiterlesen »Kleine Philosophie der Mathematik

Grenzgänger zwischen Philosophie und Literatur

Paul ValíƒÂ©ry Cahiers

In seinen >Cahiers< nimmt uns der intellektuelle Abenteurer Paul Valéry mit in sein Denklaboratorium einer lebensphilosophischen Selbsttherapie Nicht selten kommt es vor, dass eine zufällig aufgeschnappte Bemerkung, ein irgendwo gelesener Satz mir spontan Lust darauf macht, aus dem eigenen Bücherregal wieder mal etwas herauszuziehen, das als Verwandtes oder als exemplarisch dafür erinnert wird. Nun stöberte ich an diesem Schlechtwetter-Ostern in der aktuellen Ausgabe des Literaturmagazins poet nr. 22, in dem auch einige Gespräche mit darin vertretenen Autor*innen über ihre Beschäftigung mit philosophischen Themen und deren Einfluss auf ihr Schreiben festgehalten sind. Darunter… Weiterlesen »Grenzgänger zwischen Philosophie und Literatur