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Journalismus

Wie der Jazz mich mit Roger Willemsen versöhnte

Manchmal stimmt es ja, dass der erste Eindruck, den ein Mensch auf uns macht, sich später bestätigt; oft aber führt der erste Eindruck nur zu einem voreiligen Abhaken, zu einem der Kontingenz ungünstiger Umstände entwachsenen Vorurteil, zu dessen Revision es erst neuer, anderer Situationen bedarf, in denen die Voreingenommemheit durch ein positives Überraschungsmoment außer Kraft gesetzt wird. So war es mir bei Roger Willemsen ergangen, den ich anfangs einfach unsympathisch fand, vielleicht nur aus einem unbewussten Neidreflex auf seine überbordende Eloquenz (über die ich damals selber, wenn auch nur in… Weiterlesen »Wie der Jazz mich mit Roger Willemsen versöhnte

Besser bloggen mit Karl Kraus

Karl_Kraus

Die Medienschelte ist so alt wie die Medien selbst, und häufig gab und gibt es auch berechtigten Anlass dazu, wenn monetäre oder ideologische Verstrickungen zwischen Journalisten und den Spin Doctors von Politik/ Wirtschaft/ Religion/ etc. ruchbar werden. Aber oft genug müssen „die Medien“ pauschal als Projektionsflächen für Verschwörungstheoretiker herhalten, die Alles für bedrohlich und böse halten, was jenseits ihrer geistigen Kleingartenhecke geschieht, weil sie über die ja nicht hinaussehen können und folglich nur über ein imaginiertes ‚Weltbild‘ mit unterkomplexen Erklärungsmustern verfügen. Ein geistiger Kleingärtner oder Verschwörungstheoretiker war der Wiener Satiriker… Weiterlesen »Besser bloggen mit Karl Kraus

Ein paar Wahrheiten über Wahrheit und Lüge

Friedrich Nietzsche

Notiz zur Scobel-Sendung „Was ist die Wahrheit wert?“ und ein Filetstück von Nietzsche „Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Urteile über die Dinge.“ Epiktet Nicht wahr ist, dass diese Erkenntnis des alten Stoikers von Gert Scobel in seiner September-Sendung „Was ist die Wahrheit wert?“ richtig zitiert wurde; und es ist auch nicht wahr, dass diesmal das dekorative 3sat-Schachbrett richtig aufgestellt war (hier im Filmbeitrag über Edward Snowden waren Dame und König vertauscht, wahrscheinlich wars wieder der Azubi „ich-mache-was-mit-medien“). Aber da wollen wir nicht kleinlich sein und erst… Weiterlesen »Ein paar Wahrheiten über Wahrheit und Lüge

Die Kleinstadt, der Revoluzzer und die Medien

Erinnert ihr euch noch an den bundesweiten Medienhype, den vor ein paar Wochen die Kandidatur eines etwas unorthodox auftretenden und ‚verwegen‘ aussehenden jungen Mannes zur Bürgermeisterwahl im oberbairischen Lech-Städtchen Schongau auslöste? Nun ist das, einige Leserinnen wissen’s ja, seit Jugendtagen meine Heimatstadt, und so wurde ich von meinem auswärtigen Bekanntenkreis in jener Zeit auch öfter mal so Sachen gefragt wie Oops, was geht denn da bei euch ab? Spinnts ihr jetzt, ihr Schongauer? Ja, das Geschehen mag von außen betrachtet als ziemlich schräge Nummer dahergekommen sein, auch manchen Schongauern schien… Weiterlesen »Die Kleinstadt, der Revoluzzer und die Medien

Satirische Underground-Cartoons als Waffe der Arabellion

Warum glaubt man denen wohl nicht, die beim Barte des Propheten feierlich Demokratisierung und gesellschaftlichen Wandel versprechen? Die „Arabellionäre“ lassen sich jedenfalls nicht täuschen, wollen ihre Vorstellungen von einer offenen Gesellschaft nicht marginalisieren lassen und rufen nun über ihre Internet-Medien zu einer Wiederbelebung des Volksaufstands gegen die (immer noch) herrschenden Autokraten- und Fundamentalisten-Cliquen. Genau zu diesem 23. Oktober 2012, dem Tag, an dem die Verfassungsgebende Versammlung in Tunesien (dem „Anschieber“ der arabischen Revolte) für ein volles Jahr im Amt gewesen sein wird. Die Vorreiterrolle Tunesiens bei der Arabellion hat auch… Weiterlesen »Satirische Underground-Cartoons als Waffe der Arabellion

Wie man einen fetten Literaturpreis gewinnt

Möglicherweise haben ja Sie, lieber Blogleser, eh schon einen Literaturpreis. Schließlich werden jährlich in Deutschland, in Frankreich, Italien oder Spanien jeweils etwa 1000 derartige Ehrungen von Autorenclubs, Literaturmagazinen, Schreibinstituten und Automobil-Zulieferbetrieben unterm schreibenden Volk verteilt, auf dass der Preisverleiher eine günstige Presse habe und sich anlässlich eines dabei auszurichtenden Festbanketts seiner Teilhabe an der Kulturelite vergewissern darf. Ein wenig hatten Sie natürlich auch dazu beigetragen, vielleicht sogar mit viel Herzblut ein respektables Werk verfasst und irgendwie zur Drucklegung gebracht (ist ja heut nicht mehr so teuer), und dafür mindestens eine… Weiterlesen »Wie man einen fetten Literaturpreis gewinnt

Nachnotiz zur unsäglichen Sarrazin-Debatte

Man hofft ja doch immer, dass unsägliche Zustände ein baldiges Ende nähmen, doch von einem Abebben der Debatte um Sarrazins dümmlich-krude, faschistoide Thesen konnte in den letzten Tagen keine Rede sein. Mag jemand einwenden, dass die kollektive Empörung über so einen Schwachsinn doch ein gutes Zeichen für einen funktionierenden öffentlichen Diskurs seien, so halte ich entgegen, dass diese Debatte erstens zu den tatsächlichen Sachfragen in Integrationspolitik so gut wie nix beiträgt und dass zweitens ohne die Aufmerksamkeit der wasweißichwievieltausend politisch korrekten Zeitungs- und Blogartikel der Herr S. wenigstens auf dem… Weiterlesen »Nachnotiz zur unsäglichen Sarrazin-Debatte

Vom Füllen des Sommerlochs

So genau lässt sich nicht mehr feststellen, wann das erste Sommerloch aufgetaucht ist und wer es entdeckt hat. Schriftlich überliefert ist es erstmals auf einem ägyptischen Papyrus aus dem Jahr 2593 v. Chr., als der Steinetransport auf dem Nil zum Bau der Cheops-Pyramide wegen einer sommerlichen Flaute unterbrochen werden musste. Dieses Windloch vertrieb damals als Gesprächsstoff ein wenig die Langeweile in den Bierschänken der halbfertigen Pyramide. Ab dem Beginn der Neuzeit wurden von namhaften Wissenschaftlern wilde Theorien zu Herkunft und Funktion verschiedener Sommerlöcher aufgestellt. Etwa von dem holländischen Astronomen Christiaan Huygens,… Weiterlesen »Vom Füllen des Sommerlochs

Die Zukunft des Journalismus ist investigativ und vernetzt

Gay Talese

In vielen Medienhäusern wächst mittlerweile die Einsicht, dass die Zukunft des professionellen Journalismus nicht in der schnellen Information, der Sensationsheische oder boulevardesker Unterhaltung liegt – sowas kann das geschmeidige Netz mit seinen Millionen Augenzeugen und ehrgeizigen Schreib- und Foto-Amateuren flotter, lauter, bunter und billiger. Durch die sofortige, gleichzeitige und globale Verfügbarkeit aller „Nachrichten“ verlieren Presseagenturen, Tageszeitungen, Radios und Fernsehsender ihre Exclusivität und somit ihre Konsumentenbindung, wie das stetige weltweite Absinken der Auflagen und Einschaltquoten bereits seit einigen Jahren – vor allem in den USA – zeigt. Für die leicht und… Weiterlesen »Die Zukunft des Journalismus ist investigativ und vernetzt

Steht uns die Große Krise, eine Dritte Depression, erst noch bevor?

Nicht nur an Stammtischen befürchten viele, dass die (scheinbar) gerade leicht abflauende Finanz- und Wirtschaftskrise nur das Vorgeplänkel für eine richtig heftige weltweite Große Krise sein könnte. So schwierig es ist, die Komplexität ökonomischer Vernetzungen zu durchschauen, lassen sich doch konkrete Entwicklungen hin zum worst case, zu einer Dritten Depression, beobachten. Auch wenn man sich an heißen Sommertagen wie diesen vielleicht lieber der Denk-Faulenzerei hingeben mag, lohnt es sich m.E. doch, die beiden folgenden, klugen Essays von Paul Krugman (Professor of Economics and International Affairs at Princeton University) in der… Weiterlesen »Steht uns die Große Krise, eine Dritte Depression, erst noch bevor?

Print-Journalismus kann überleben

„Viel mehr Leute interessieren sich für Tweets über Paris Hilton als über eine tiefschürfende Analyse der afghanischen Wahlsituation.“ (Ben Hammersley) Na, das is ja nix Neues, aber ansonsten bringt der Multimediajournalist Ben Hammersley, der Chief Editor von Wired UK, einige interessante Aspekte in die laufende Diskussion zum Medienwandel im Journalismus. Der ehemalige Guardian-, Times- und BBC-Profi  spricht im DCTP-Interview über nicht angenommene intellektuelle Herausforderungen sowohl bei Print- wie auch Online-Medien, über die Zukunft des hochwertigen, aber teuren investigativen Journalismus und über die mangelnde Einbindung von Werbeprofis bei gewinnorientierten Internetangeboten. Er… Weiterlesen »Print-Journalismus kann überleben

Bloggerin Yoani Sánchez gekidnappt und verprügelt

Vor ein paar Tagen wurden die kritische kubanische Bloggerin Yoani Sánchez und ihr Kollege Orlando Luis Pardo mitten in der Hauptstadt Havanna von einem Schlägertrupp in ein Auto gezerrt, beleidigt und krankenhausreif geschlagen. Die 34-jährige Autorin ist eine der meist gelesenen Bloggerinnen der Welt und wurde für ihre Zivilcourage, mit der sie über gesellschaftliche und politische Missstände in Kuba berichtet, schon vielfach ausgezeichnet – natürlich nur außerhalb ihrer kubanischen Heimat, deren Castro-kontrollierte Medien nicht einmal über den brutalen Übergriff berichteten. In ihrem Blog www.desdecuba.com/generaciony  schilderte sie die Tat und die… Weiterlesen »Bloggerin Yoani Sánchez gekidnappt und verprügelt