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Lösung des Neujahrsrätsels 2021

Auch unser diesjähriges Neujahrsrätsel war wieder mal eine Abwandlung eines Klassikers der vergnüglichen Logeleien. Im Original, das wohl aus dem arabischen Raum stammt, vermacht ein Beduine seinen drei Söhnen 17 Kamele, von denen der Älteste die Hälfte, der Mittlere ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel erhalten soll.

Vor dem gleichen Problem standen Hegel, Hölderlin und Schelling bei der Aufteilung ihres gemeinsamen Weinvorrats von 17 Flaschen, als sie ihre WG auflösten.

Dazu erreichten uns wieder einige originelle Lösungsvorschläge, aus denen ich exemplarisch die von Wolfhart Berger zitiere:

17 Flaschen Wein unter drei Philosophen aufzuteilen ist per se nicht ganz einfach (auch wenn die Mathematik als Kind der Philosophie hier in erster Linie gefragt wäre). Angesichts der drei Charaktere, um die es hier geht „“ der gelassene Hegel, der hin- und hergerissene Hölderlin und jugendliche Hitzkopf Schelling – ist es schon ein Wunder, dass sie sich auf einen „Verteilerschlüssel“ einigen konnten (was Schelling angeht, trifft diese Formulierung wohl nur bedingt zu), der aber eben nicht in ganzen Zahlen respektive Weinflaschen umsetzbar war. Jedenfalls nicht ohne Hilfe von außen.

An dieser Stelle kommt der in der Literatur sträflich vernachlässigte Vertreter des Rependenten im Tübinger Stift ins Spiel, der im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten mit den Idealen der Französischen Revolution sympathisierte und sich unseren Protagonisten daher innerlich verbunden fühlte. Auf die Nachricht von ihrem baldigen Auszug hin machte er sich sogleich auf den Weg, um mit ihnen eine letzte Flasche Wein zu leeren, die er zur Feier des Tages oder besser aus diesem traurigen Anlass spendieren wollte.

Bei seinem Eintreffen fand er die drei in ungewohnter Ratlosigkeit um den Tisch sitzen, in dessen Mitte sich eine halbe Armada an Weinflaschen befand. Etwas befremdet stellte er seine mitgebrachte Flasche daneben und nahm auf dem letzten freien Stuhl Platz.

Erstaunt musste er jetzt mit ansehen, wie sich die Mienen der drei schlagartig erhellten. Hegel zog neun der Flaschen zu sich herüber, Hölderlin griff sich weitere sechs und schob dem Jungen, also Schelling, zwei Flaschen zu. Der Rependentenvertreter begriff zwar nicht, was diese Aktion zu bedeuten hatte, nahm aber erfreut den augenblicklichen Stimmungswandel seiner Schützlinge wahr. So kam es, dass die verbliebene Flasche Wein doch noch gemeinsam geleert wurde und am Ende alle vier zufrieden waren, selbst der temperamentvolle, aber letztlich etwas benachteiligte Schelling.

Es handelt also nicht um einen „Trick“, sondern, wie bei Philosophen eigentlich ungewöhnlich, um „Geschick“. Nicht auszudenken, wie sich die Philosophie in Deutschland entwickelt hätte, wenn der Retter mit seiner Weinflasche nicht gerade rechtzeitig erschienen wäre und die Drei sich an jenem Tag wegen der mathematischen Herausforderung und der merkwürdigen Ressourcenverteilung die Köpfe eingeschlagen hätten.

Lieber Werner, ich weiß, ich bleibe jetzt den historischen Nachweis für diesen Engel, den Retter in der vertrackten Situation schuldig. Ich kann nur sagen: Das hat mir ein Freund erzählt, der selbst in Tübingen studiert hat. Und als Jurist ist er der Wahrheit verpflichtet.

Die drei ausgelosten Gewinner*innen werden per Email benachrichtigt und die nächste Logelei gibts dann hier wie üblich zu Beginn der Sommerferien in Bayern. Wär auch nett, wenn wieder mal aus dem illustren Kreis der Blog-Leserschaft eine Rätselgeschichte dazu vorgeschlagen würde – gegen kleine „Belohnung“ versteht sich…

wf

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