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Bayern

Die Kleinstadt, der Revoluzzer und die Medien

Erinnert ihr euch noch an den bundesweiten Medienhype, den vor ein paar Wochen die Kandidatur eines etwas unorthodox auftretenden und ‚verwegen‘ aussehenden jungen Mannes zur Bürgermeisterwahl im oberbairischen Lech-Städtchen Schongau auslöste? Nun ist das, einige Leserinnen wissen’s ja, seit Jugendtagen meine Heimatstadt, und so wurde ich von meinem auswärtigen Bekanntenkreis in jener Zeit auch öfter mal so Sachen gefragt wie Oops, was geht denn da bei euch ab? Spinnts ihr jetzt, ihr Schongauer? Ja, das Geschehen mag von außen betrachtet als ziemlich schräge Nummer dahergekommen sein, auch manchen Schongauern schien… Weiterlesen »Die Kleinstadt, der Revoluzzer und die Medien

Dieter Hildebrandt, der Sokrates des politischen Kabarett, ist tot

Gutes Kabarett ist immer auch Philosophie. Und Dieter Hildebrandt, der gestern seiner Krebserkrankung erlag, war dessen Sokrates. Im Habitus scheinbarer Biederkeit und eines Sich-dumm-Stellens ließ er die Phrasen der Ideologen und Machtverwalter auflaufen, bearbeitete und zerlegte sie auf den dekonstruktivistischen killing fields des Zögerns, Stammelns und Stotterns, der gezielten Auslassungen, Versprecher und Wortverdrehungen, bis sich ihre Aporien wie von selbst aufdeckten. Dabei hatte Hildebrandt wie Sokrates nicht die Bekehrung von Leuten zum Gegenteil ihrer vorherigen Meinung im Sinn (was beide für ein vergebliches Unterfangen hielten und weil beide wussten, dass… Weiterlesen »Dieter Hildebrandt, der Sokrates des politischen Kabarett, ist tot

Vom bairischen Grantler zum Begriffsanalytiker

Gerhard Polt

Kleine Laudatio zu Gerhard Polts Siebziger Der bairische Grant ist als humoristischer Exportartikel in die nicht-bajuwarische Unterhaltungswelt nur bedingt geeignet, auch wenn böse Zungen behaupten, der Grant sei nur eine Erfindung der Tourismusindustrie. Stimmt natürlich nicht, denn der Grant gehört seit jeher zum kulturellen Habitus des Bayern und speist sich einerseits aus einem naturgegebenen Querdenken in Fragen der sozialen Rollenverteilung und andererseits aus einer leicht depressiven, aber warmherzigen Melancholie, die von wahren Bayern-Verstehern mit Recht auch als  „Blues des Südens“ bezeichnet wird. Wenn ein bairischer Grantler aber über sein angestammtes… Weiterlesen »Vom bairischen Grantler zum Begriffsanalytiker

Von den metaphysischen Freuden des Rauchens

Raucher

Mit Larifari-Politik gewinnt man in Bayern keine Wahlen, und so war es nicht zuletzt der Schlingerkurs im Streit ums Rauchverbot, mit dem sich die CSU den lästigen gelben Fleck auf der schwarzen Weste selber eingesuppt hat. Nun soll per Volksentscheid am 4. Juli eine klare Linie zum Nichtraucherschutz her, wobei jetzt schon feststeht, dass unabhängig vom Abstimmungsentscheid auch auf dem nächsten Münchner Oktoberfest das Qualmen in den Saufzelten straffrei bleiben wird; aus der Jubiläumswiesn wird per oberbürgermeisterlichem Dekret (der übrigens SPD-ler ist) eine sog. „Übergangswiesn“. Na, mir kann des eigentlich egal… Weiterlesen »Von den metaphysischen Freuden des Rauchens

Fahrrad-Abwrackprämie

Ude Stadtradeln

Da staunte der überzeugte Radel-Bayer in mir nicht schlecht, als heute in der Süddeutschen Zeitung auf Seite eins vermeldet wurde, dass Mannheim als erste deutsche Großstadt eine Abwrackprämie für Fahrräder eingeführt hatte: 50 Euro für jedes alte Zweirad, das aber bei der Rückgabe noch einigermaßen fahrtauglich sein muss. Ausgerechnet Mannheim, wo man laut Joy Fleming doch über de Brück‘ geht statt zu radeln! Denn eigentlich sind ja wir Bayern in Radelangelegenheiten seit Jahrzehnten führend, von der Erfindung der „Radlermaß“ durch den  sozialdemokratischen Radlerklub auf dem Oktoberfest von 1894 bis hin… Weiterlesen »Fahrrad-Abwrackprämie

Bairische FDP verschwindet im Suff

Kurz vor der Landtagswahl liegt die CSU umfragetechnisch zwar weit unter 50%, die SPD um die 20% und die Grünen wie auch FDP wärn im Landtag – bei halbwegs nüchterner Stimmabgabe. Weil der Wahltag aber mitten ins Oktoberfest gelegt wurde, kanns nach ein paar Maß ganz anders kommen, wie eine (fast) repräsentative Umfrage des BR-Magazins Quer unter volltrunkenen Oktoberfestbesuchern zeigte. So also täts dann ausschaun nach der mehr als anständigen dritten Maß Bier – man beachte die noch vorhandene Differenzierung auf immerhin drei Parteien. Die epigenetische Prägung durch die letzte… Weiterlesen »Bairische FDP verschwindet im Suff

Der anständige Bayer und sei anständige Maß Bier

Rechtzeitig zum Großen Anzapfen auf dem Münchner Oktoberfest hat der (noch) amtierende bairische Ministerpräsident Beckstein allen verzagten Bierherzen seiner Landsleute und sich selber ein letztes Mütchen eingehaucht. Um die Rettung des Anstands ging’s in seiner Ansprache, um das Wählen der CSU also, um deretwillen der anständige Bayer auch ruhig zwei anständige Maß Bier trinken und danach noch ganz anständig Auto fahren könne. Die durch und durch anständige Hypothese, dass sich nicht nur die Kultur der Bayern, sondern der gesamten Menschheit  auf fröhlichen Gelagen mit dem Gerstensaft begründe,  erhielt soeben auch… Weiterlesen »Der anständige Bayer und sei anständige Maß Bier

Die Drachentöterin der CSU

Dodo

In Bayern gehört nicht viel Mut dazu, die ‚Christliche Leitkultur‘ gegen allfällige Attacken der feuerrot züngelnden grünen Drachen zu verteidigen – gut verschanzt in den schwarzen Trutzburgen der Gegenaufklärung und des Katholizismus lässt sichs gut mit dumm-dumm-Geschwafel von den Kanzeln geifern und angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen im Trüben nach Stimmen bei den Unterkomplexen fischen. Dafür hat nun die CSU-Generalsekräterin von Hubers Gnaden, Christine Haderthauer, den allmonatlich von den Mitgliedern der deutschen „Brights“ demokratisch vergebenen  „Dodo des Monats“ August erhalten. Der wird ausschließlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die sich… Weiterlesen »Die Drachentöterin der CSU

Künstlerische Rauch-Freiheit in Bayern

Raucher

Wusste ich’s doch: die vielgepriesene „Liberalitas Bavariae“ schützt zuverlässig die Freiheit der Kunst, insbesondere der Künstler, wie nun in der vom Landtag beschlossenen Ergänzung zum Gesundheitsschutzgesetz nachlesbar ist. Art. 5 Ausnahmen Das Rauchverbot nach Art. 3 Abs. 1 gilt nicht: 3. bei künstlerischen Darbietungen, bei denen das Rauchen als Teil der Darbietung Ausdruck der Kunstfreiheit ist. Na dann werd ich wohl, wann immer mich in der Kneipe der Drang nach einem nikotinhaltigen Ausdruck meiner Künstlerpersönlichkeit überkommt, einen coolen Table-Dance oder eine lässige Easy-Rider-Parodie zur Aufführung bringen… wf