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Medienkritik

Fernsehen, Zeitungen, Magazine und Internet

Kein geklauter Lovesong für die Army

Die richtig harten und smarten US-Jungs tummeln sich bekanntlich beim American Football. Bester Ort also für die Army zur Rekrutierung ihres Nachwuchses, und als ideale Gelegenheit angesichts des steigenden Bedarfs für den afghanischen Himmel erschien den US-Luftwaffenaquisiteuren die Übertragung des diesjährigen Finalspiels des NFL Super Bowl, bei dem die Air Force einen „mitreißenden Punksong, der das Verliebtsein feiert“ als  Werbespot zeigte. Weil der aber auf einem Gitarrenriff von den White Stripes basierte und man die vorher nicht gefragt hatte, fühlte sich das Duo Meg & Jack White hintergangen und protestierte… Weiterlesen »Kein geklauter Lovesong für die Army

Kleiner Kragenplatzer hinsichtlich der Akademisierung der Poesie

Ein verärgerter Essay über die selbstgefälligen und sich-selbst-bedienenden ‚Elitefraktionen‘ in der deutschen Lyriklandschaft – von Michael Zoch In der zeitgenössichen deutschen Lyrik sind zwei Hauptströmungen auszumachen, die sich, gelinde augedrückt, unvereinbar gegenüberstehen. Auf der einen Seite Social Beat im weiteren Sinne in der Nachfolge und Tradition von Bukowski, weitestgehend Epigonentum, von einigen wenigen löblichen Ausnahmen abgesehen, authentisch immerhin zuweilen oder zumindest um Authentizität bemüht, letztenendes aber im Wiederkäuen der immer gleichen Thematiken steckengeblieben. Auf der anderen Seite die Elitesprechfraktion, herrührend bzw. herniedergekommen aus der poststrukturalistisch-medientheoretischen Sprachneujustierungsphilosophie, studierte Poetologen mit der… Weiterlesen »Kleiner Kragenplatzer hinsichtlich der Akademisierung der Poesie

Tom Waits zelebriert die Nonchalance des Pegeltrinkers

Tom Waits

Der Mann war schon immer der leibhaftige Schwiegermutter-Albtraum, der lallende Penner mit dem infernalischen Gurgeln aus einer Hinterhofmülltonne, und doch hat er Millionen Platten verkauft – denn er singt, krächzt und bluest herzergreifend für all die Verlorenen und Verwundeten, für die Ausgestoßenen der Bürgergesellschaft und alle Hobos im Geiste, die vom American Dream nicht mal mehr träumen. Ein US-Musikmagazin schrieb einmal über Tom Waits, seine Stimme klinge so, als habe sie ein paar Monate in einem Whiskey-Fass gelegen, sei dann geräuchert und zuletzt von einem Auto überfahren worden. Mein persönliches… Weiterlesen »Tom Waits zelebriert die Nonchalance des Pegeltrinkers

Das Einhorn und die Drogen des Fortschritts

Josef H. Reichholf

Manche Leute glauben ja, man wolle ihnen mit der Geschichte vom Einhorn einen Bären aufbinden.  Aber in letzter Zeit wurden wieder vermehrt Einhörner gesichtet und Ihr habt nur noch keins gesehen, weil die sich nur Jungfrauen zeigen, die am Rande eines Einhornwalds sitzen; dann legen sie ihren Kopf in den Schoß der Jungfrau und schlafen ein. Alles Quatsch, Sage und mythischer Religionsersatz? Nicht ganz, denn schon die alten Ägypter versuchten, Einhörner zu züchten, nein, nicht aus Bären, sondern indem sie die beiden sehr engstehenden Hörner der ostafrikanischen Oryx-Antilope nach der… Weiterlesen »Das Einhorn und die Drogen des Fortschritts

Weltfremdes Journalistengeschwätz

 „Die Internet-Kultur, auch die Piraten und Blogger müssen lernen, dass die herrlichen Zeiten, in denen im Internet alles umsonst war, vorbei sind.“ (Jakob Augstein) So hanebüchen weltfremd und reaktionär outete sich der Journalist und Verleger(sohn) Jakob Augstein im 3sat-Interview als geistiger Sideman des Medienmoguls Rupert Murdoch, der bekanntlich die Internetseiten seiner Medien jetzt für alle Suchmaschinen wie Google und ähnliche News-Aggregatoren sperren und Nachrichten im Netz nur noch gegen Bezahlung zugänglich machen will. Denn die Nachrichten vom Weltgeschehen gehören nicht allen, sondern denen mit dem Wissen davon, und Wissen ist… Weiterlesen »Weltfremdes Journalistengeschwätz

Hombach entziffert ‚Signale der Wirklichkeit‘

Auch Bodo Hombach (ehemaliger Bundesminister für besondere Aufgaben und Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe) hat die Transformation der Medien mittlerweile erkannt und sagt nun Dinge wie „Ein neues Zeitalter hat mit dem Internet begonnen. Es bedeutet einen zivilisatorischen Paradigmenwechsel“ oder „Dieses neue Gesamtmedium ist nicht nur Transportmittel und Abbild der vorhandenen Realität, es schafft sich seine eigene“. Er spricht in diesem ursprünglich für die Münchner Medientage verfassten Beitrag von den (untergehenden) medialen Supermächten, die sich mittlerweile in einem asymmetrischen Kampf gegen die kleinen und flinken Konkurrenten um die Claims und Ressourcen der… Weiterlesen »Hombach entziffert ‚Signale der Wirklichkeit‘

Journalisten-Vorurteile gegen die Philosophie des Geistes

Metzinger Ego-Tunnel

Es ist ein überholtes Vorurteil, eine mittlerweile einfach falsche Behauptung, der Gegenwartsphilosophie zu unterstellen, sie habe „die Naturalistische Wende im Menschenbild durch die Neurowissenschaften verpasst“. Im Gegenteil: die Diskussion zu den Erweiterungen der Selbst- und Welterkenntnis hat sich in den letzten Jahrzehnten in zahlreichen Interaktionen zwischen den Neurowissenschaften, der Philosophie und anderen Fachbereichen entwickelt – vor allem zwischen Neurowissenschaften und der Kognitionswissenschaft, der Psychologie und insbesondere der Philosophie des Geistes, die beispielsweise im Bereich der Selbstbestimmungstheorie der Motivation auf Erkenntnisse der Neurowissenschaften zurückgreift. Das Interesse der Philosophen an der Funktionsweise… Weiterlesen »Journalisten-Vorurteile gegen die Philosophie des Geistes

Völkermord ist schlimmer als Krieg

Der Soziologe und Politikwissenschaftler Daniel Jonah Goldhagen untersucht in seiner Film- und Buchdokumentation „Schlimmer als Krieg“ politische und massenpsychologische Ursachen und Zusammenhänge von organisierten Genoziden Einer der grausigsten und unvorstellbarsten Völkermorde ereignete sich 1994 in Ruanda, als in nur knapp 100 Tagen Angehörige der Hutu-Mehrheit fast eine Million Männer, Frauen und Kinder der Tutsi-Minderheit abschlachteten. Das ist wörtlich zu verstehen, da noch vielen Verwundeten, die sich davonschleppen wollten, die Glieder eins nach dem anderen mit Macheten abgehackt wurden bis sie verblutet waren. Obwohl damals vor Ort Friedenstruppen der Vereinten Nationen… Weiterlesen »Völkermord ist schlimmer als Krieg

Pimp your brain mit happy pills

Happy Pills

Kontroverse Diskussion zu den Möglichkeiten und Gefahren des Neuro-Enhancement Wenn Sie sich wundern, dass ihr langjähriger Schachpartner, bisher immer ein dankbares Opfer für die Kibitze der Caféhaus-Galerie, Sie plötzlich mit kombinatorischen Feuerwerken vom Brett fegt, könnte es daran liegen, dass er zu den Pillentestern eines neuen Zweigs der Pharmaindustrie gehört: den Herstellern von Wirkstoffen für das sogenannte Neuro-Enhancement. Denn wenn es nach deren Vorstellungen geht, sollen in Zukunft nicht nur psychische Störungen mit der Chemiekeule angegangen werden, sondern auch die kognitive Leistungsfähigkeit und psychische Belastbarkeit von eigentlich gesunden Menschen damit… Weiterlesen »Pimp your brain mit happy pills

Dodo für das ZDF

Dodo des Monats

Nicht immer, aber doch gelegentlich weisen wir hier auf den „Dodo des Monats“ hin, der von den „Brights“ allmonatlich an öffentliche Einrichtungen oder medienwirksame Personen für besonders volksverdummende, anti-aufklärerische oder esoterische Inhalte verliehen wird. Für September 09  wurde per Website-Abstimmung das ZDF  (schon zum zweiten Mal!) mit dem Titel bedacht, und zwar als „medialer Nachttopf, der von den Esoterikern regelmäßig befüllt wird“. Diesmal gibts zum üblichen polemischen Tonfall der Laudatio auch ZDF-internes mail-Material, welches das mitunter merkwürdige Selbstverständnis des Senders hinsichtlich seines  öffentlich-rechtlich finanzierten ‚Bildungsauftrags‘ erhellen soll. Laudatio zur Dodo-Verleihung… Weiterlesen »Dodo für das ZDF

Unseriöse Literaturkritik

‚Was hat der Mann wohl dafür bekommen?‘ mag sich mancher verwundert fragen, wenn er eine lobhudelnde Rezension zu einem Buch, das er selbst schon als grottenschlechtes Machwerk enttarnt hat, in seinem als glaubwürdig geachteten Lieblings-Feuilleton liest. Natürlich traut man dem ‚gemeinen Literaturkritiker‘ zu, dass er sich von Verlagen, ja vielleicht sogar von manchen eitlen Autoren selbst, für ein wenig Schönschreibe schmieren lässt, ohne achtbare Kritik schließlich kein Verkauf und kein Ansehen, aber wie so oft ist auch diese Verschwörungs-Vermutung ziemlich haltlos, von Teilen der Reise-, Esoterik- und Wellness-Verlagsbranche mal abgesehen… Weiterlesen »Unseriöse Literaturkritik

Netter Versuch des „grünen Piraten“

Zum Thema Zugangsfreiheit und Urheberrecht im Internet haben ja auch „Die Grünen“ mittlerweile eine dezidierte Meinung (auch im Parteiprogramm) entwickelt. Dass sie dabei von den Vorstellungen der Piratenpartei nicht arg weit weg sind, war zwar zu vermuten, aber die Art, wie nun Malte Spitz aus dem Bundesvorstand von Bündnis 90/ Die Grünen via Carta die Cyber-Klientel anbuhlt, erinnert an einen Hechtsprung zur Rettung  einiger davonschwimmender Felle (= Jungwählerstimmen). Zumal nach der kürzlichen, doch erstaunlichen Belobhudlung der Piraten als „digitale Intelligenz“ und „größte Macht der modernen Gesellschaft“ durch den FAZler Schirrmacher… Weiterlesen »Netter Versuch des „grünen Piraten“