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Lyrik

Bertold Brecht, Michael Zoch, Hilde Domin, Werner Friebel

Nietzsche als Songwriter

Nietzsche am Klavier (Fotomontage)

Wer weiß, was Friedrich Nietzsche aus seinen Gedichten gemacht hätte mit den heutigen Produktionsmöglichkeiten? Vertont hat er ja ein paar, wenn auch ohne große Publikums-Resonanz, sein zeitweiliger Künstlerfreund Richard Wagner soll die Liedchen belächelt haben – vielleicht mit ein psychologischer Grund für die späteren Animositäten? Jedenfalls schien Nietzsche die Musik ebenso geliebt zu haben wie die Philosophie („Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“) und so versuchte er sich eben auch gelegentlich als Komponist, als Dilettant im besten Wortsinne. Sein Instrument war das Klavier, und es war nicht das Schlechteste,… Weiterlesen »Nietzsche als Songwriter

Isländische Lyrik von Ragnar Helgi Ólafsson

„Denen zum Trost, die sich in ihrer Gegenwart nicht finden können“ – empfohlen von Björn Eriksson in unseren Buchtipps für untern Baum Die Frage nach den Ursachen, die dazu führten, dass im Land der Dichter und Denker in breiter Masse das Interesse und die Freude an Gedichten verloren ging, wird wohl nie geklärt werden. Verhält es sich doch so, dass ein Gedicht mit wenig Worten einen Kosmos öffnet, aus essentiellen Fragen geboren, und in passende Worte gegossen. Zu Gehör gebracht als Rhythmus und Melodie. Das Ansinnen, ausgerechnet einen Gedichtband für… Weiterlesen »Isländische Lyrik von Ragnar Helgi Ólafsson

Winterabend

  schneeflocken tänzeln herab vom mond und hinauf die wege sind still   : von fern bellt ein hund – die eule im ast plustert wohlig die federn   wf

Hilft der Leipziger Buchpreis der Lyrik-Szene?

Als der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer, der vergangene Woche im Alter von 83 Jahren starb, für sein schmales Å’uvre 2011 den Literaturnobelpreis erhielt, war das gar nicht mal soo sensationell, denn die Kunst der ‚kleinen Form‘ galt dem schwedischen Kommittee schon lang als preiswürdig, unabhängig von Massengeschmack und Marktkonformität. Schon vorher wurden Autor:innen wie Nelly Sachs, Jaroslav Seifert, WisÅ‚awa Szymborska und einige mehr explizit für ihr lyrisches Werk ausgezeichnet, und etliche andere Poeten, wie etwa Bob Dylan, regelmäßig als Preiskandidaten gehandelt. In unserer nationalen Literaturlandschaft tat man sich dagegen bisher schwer… Weiterlesen »Hilft der Leipziger Buchpreis der Lyrik-Szene?

Wo Trolle philosophieren und Lieder aus der Edda singen…

Trolle im Dialog

… da muss Island sein. Und schon beim Flug dorthin könnte es dir passieren, dass so ein Troll mit an Bord ist, auf der Rückreise zu seinem Heimatstein auf der Insel. Denn isländische Trolle reisen gern und oft, um sich in der Welt jener merkwürdigen Wesen umzusehen, über die es sich so trollig lästern lässt. Nicht, um sich über die Andersartigkeit dieser Wesen eitel zu erheben, denn Trolle haben im Gegensatz zu den Wesen großen Respekt vor dem Andersartigen. Eher sind die Trolle unterwegs, um herauszufinden,  warum die Wesen die… Weiterlesen »Wo Trolle philosophieren und Lieder aus der Edda singen…

Outdoor-Philosophie am Schwedenfeuer

schwedenfackel

So langsam wird’s Zeit, dass ihr beim Waldbauern eures Vertrauens ein paar Schwedenfeuer zurecht schneiden lasst für die bevorstehende Saison der Outdoor-Philosophie. Denn nicht jeder Denker verfügt selber über die praktischen Fertigkeiten beim Umgang mit der Kettensäge, um die Luftansaugstutzen für eine funktionierende Schwedenfackel verletzungsfrei und einigermaßen gerade ins Holz zu schlitzen. Offene Lagerfeuer bedürfen heutzutage ja einer feuerpolizeilichen Genehmigungsprozedur, als ob man plane, dabei Hexen zu verbrennen (was zumindest bei uns in Bayern nur noch in erzdiözesanen Hinterhöfen vorkommt), aber so ein mobiles Schwedenfeuer gilt im Privatbereich lediglich als… Weiterlesen »Outdoor-Philosophie am Schwedenfeuer

Kleiner Kragenplatzer hinsichtlich der Akademisierung der Poesie

Ein verärgerter Essay über die selbstgefälligen und sich-selbst-bedienenden ‚Elitefraktionen‘ in der deutschen Lyriklandschaft – von Michael Zoch In der zeitgenössichen deutschen Lyrik sind zwei Hauptströmungen auszumachen, die sich, gelinde augedrückt, unvereinbar gegenüberstehen. Auf der einen Seite Social Beat im weiteren Sinne in der Nachfolge und Tradition von Bukowski, weitestgehend Epigonentum, von einigen wenigen löblichen Ausnahmen abgesehen, authentisch immerhin zuweilen oder zumindest um Authentizität bemüht, letztenendes aber im Wiederkäuen der immer gleichen Thematiken steckengeblieben. Auf der anderen Seite die Elitesprechfraktion, herrührend bzw. herniedergekommen aus der poststrukturalistisch-medientheoretischen Sprachneujustierungsphilosophie, studierte Poetologen mit der… Weiterlesen »Kleiner Kragenplatzer hinsichtlich der Akademisierung der Poesie

Gegenwartslyrik in allen Facetten

der gelbe akrobat

In der Anthologie „Der gelbe Akrobat“ präsentieren Michael Braun und Michael Buselmeier 100 Gedichte mit poetologisch reflektierten Kommentaren So schlecht kann heutzutage die Zeit für Gedichte in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht sein, wenn sogar Bundespräsident Horst Köhler anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von „lyrikline.org„, dem Internetprojekt für Gedicht-Originalrezitationen, im Oktober 2009 medienwirksam die Bedeutung der Poesie würdigte: „Warum sind für viele Menschen Gedichte so wichtig „“ und vorgelesene Gedichte erst recht? Weil Gedichte die dichteste, anspruchsvollste und subjektivste Art sind, Sprache zu gestalten, die Welt ins Wort zu fassen, die… Weiterlesen »Gegenwartslyrik in allen Facetten

Wer verlegt denn heut noch Gedichte?

Fixpoetry Lesehefte

Die Suche nach interessanter Lyrik gehört heutzutage zu den Kontingenzerfahrungen des real existierenden Poesiefreundes, denn wenn er „Gedichte“ mit der Option „Seiten auf Deutsch“ googelt, spuckt der digital umhergeisternde Suchroboter über fünf Millionen Treffer aus „“ doppelt so viele wie etwa unter „Lotto“. Besorgten noch in der Guten-Alten-Zeit der Deutungsmonopole die Türsteher des feinen Feuilletons oder elitär-hermetische Anthologie-Clans die (natürlich oft ungerechte) Vorsortierung der Dichterhimmel-Anwärter fürs literarisch (ein)gebildete Lesevolk und schöngeistige Buchverlage, kann heute auf dem öffentlichen Krümelacker der Worte jeder Spatz sein Verslein tschilpen und darauf hoffen, für eine… Weiterlesen »Wer verlegt denn heut noch Gedichte?

Tom Waits zelebriert die Nonchalance des Pegeltrinkers

Tom Waits

Der Mann war schon immer der leibhaftige Schwiegermutter-Albtraum, der lallende Penner mit dem infernalischen Gurgeln aus einer Hinterhofmülltonne, und doch hat er Millionen Platten verkauft – denn er singt, krächzt und bluest herzergreifend für all die Verlorenen und Verwundeten, für die Ausgestoßenen der Bürgergesellschaft und alle Hobos im Geiste, die vom American Dream nicht mal mehr träumen. Ein US-Musikmagazin schrieb einmal über Tom Waits, seine Stimme klinge so, als habe sie ein paar Monate in einem Whiskey-Fass gelegen, sei dann geräuchert und zuletzt von einem Auto überfahren worden. Mein persönliches… Weiterlesen »Tom Waits zelebriert die Nonchalance des Pegeltrinkers

Herbstlese – Kurzrezensionen Teil II (Lyrik)

Nun also nach den fünf Prosa-Kurzrezis „Sommerlektüre“ ein paar Takte zu sechs ausgewählten Lyrikbänden, die miteinander verbindet, dass sie sich mit gesellschaftlichen Stimmungen und individuellen ‚Geworfenheiten‘ um die Jahrtausendwende beschäftigen. Da man gute Lyrik ja immer wieder und wieder lesen kann, um all ihre ‚verdichteten‘ Feinheiten und Facetten zu entdecken, dürfte das schon mal den Herbst durch reichen ;-) Mircea Dinescu – „Ein Maulkorb fürs Gras“ Vielleicht errinnern sich noch manche daran, dass es Mircea Dinescu war, der den Sturz des rumänischen Diktators CeauÅŸescu im Dezember 89 als erster im… Weiterlesen »Herbstlese – Kurzrezensionen Teil II (Lyrik)

Überdosis Eleganz

Hôtel des Étrangers: Gedichte

„Hôtel des Étrangers“ – neue Gedichte von Joachim Sartorius Viele gute Gedichte zu kennen, solche sogar mit editorischem Enthusiasmus und literarischer Kompetenz ans Licht der Öffentlichkeit zu heben, kann für einen Lyriker mitunter auch hilfreich sein, um selber Brauchbares zustande zu bringen. Immerhin hat sich Joachim Sartorius schon als Herausgeber der deutschen Werkausgaben von Malcolm Lowry und William C. Williams sowie mehrerer Poesie-Anthologien verdient gemacht und ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Spache und Dichtung„. Gelernt hat Sartorius die Rechts- und Politikwissenschaften, war im deutschen diplomatischen Dienst, persönlicher Referent von… Weiterlesen »Überdosis Eleganz