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Paco de Lucí­a hauchte dem Jazz den Flamenco ein

Die Scheibe Friday Night in San Francisco war schon vor gut einem viertel Jahrhundert ein must have für alle ambitionierten Gitarristen und ist mit weltweit über zwei Millionen Exemplaren bis heute die meistverkaufte Acoustik-Jazzplatte. Die Faszination dieser Live-Aufnahme beruht nicht nur auf der stupenden instrumentalen Spielkunst, sondern entsteht vor allem durch die stilistische Verschmelzung von Folk, Jazz, Blues, Latin, Klassik und eben Pacos Flamenco, der mit seiner auf der phrygischen Scale basierenden Harmonik, tanzbaren Rhythmen und den filigranen und oft percussiven Spieltechniken der Flamenco-Gitarre einen Hauch andalusisches Gitano-Feeling in den World Jazz brachte. Klar, dass diese drei Guitar-Heroes Al Di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucí­a auch auf meiner musikalischen Wegstrecke zu den herausragenden Orientierungspunkten zählten, und ich war als Youngster ganz hin & weg, als ich sie im Sommer 83 im nahegelegenen Augsburg auf einem Open Air live erleben konnte.

 

Paco de Lucia

Paco de Lucia

Gestern starb Paco de Lucí­a mit gerade einmal 66 Jahren während eines Familienurlaubs in Mexico an einem Herzinfarkt.

Den internationalen Durchbruch hatte der Sprößling aus einer andalusischen Musikerfamilie (der Papa war auch sein Gitarrenlehrer) schon im Jahre 1973 mit dem Rumba-Hit Entre dos Aguas geschafft und bald wurde er durch seine Genre-übergreifende Experimentierfreude und perfekte Gitarrentechnik zum musikalischen Guru einer weltweiten Fangemeinde. Nicht nur die Flamenceros, auch die Klassikgemeinde begeisterte er mit seinen Neuinterpretationen von Gitarren-Meisterwerken, etwa von Manuel de Falla, den Kunstliedern Garcí­a Lorcas oder dem Concierto de Aranjuez. Dazu kamen unzählige Eigenkompositionen und Filmmusiken, am bekanntesten wohl die für den Flamenco-Opernfilm „Carmen“ von Carlos Saura, in dem er neben Laura del Sol auch die Hauptrolle spielte, und zwar sich selbst als „Paco, der Gitarrenheld“. 2004 wurde er mit dem renommierten Prinz-von-Asturien-Preis ausgezeichnet.

 

Für uns Gitarrenlehrlinge war in den alten Zeiten, bevor man auf YouTube spicken konnte, das Rausfummeln derartiger Musike nicht so einfach wie heute; oft saßen wir zu zweit abendelang am Platten- oder später dann CD-Player, takteweise und immer wieder von Anfang die chords & lines heraushörend, bis aus einem anfänglichen Gestopsel was einigermaßen Anhörbares destilliert war. So wie bei dem folgendem, vom „Friday Night“- Album wohl bekanntesten Stück „Mediterranean Sundance“, das sich, wenn mans mal „gefressen“ hat, ganz prima als Endlosnummer für das Session-Gedudel einer beliebigen Anzahl qualifizierter Gitarristen eignet, z.B. an einem (ach ja, der Frühling ruft) gemütlichen Schwedenfeuer

Also: gut zuhören und hingucken, Finger locker machen und ran an die Flamenco-Changes, Pacos Musik will gelebt sein!

wf

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