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Online über „Die Philosophische Hintertreppe“ einsteigen

Weischedel philosophische Hintertreppe

Wahrscheinlich kennen einige von euch Wilhelm Weischedels populärwissenschaftliches Buch „Die Philosophische Hintertreppe“, haben’s vielleicht gelesen und auch schon das eine oder andere Mal verschenkt an Freunde und Bekannte, die eigentlich Interesse an Philosophie haben, aber nicht so recht wissen, wie und wo in die geistige Schatzkammer einzusteigen sei und sich vor der Hürde des akademischen Fachjargons scheuen. Während heute viele Verlage und Fernsehsender ein reichhaltiges, aber nicht immer schmackhaftes Buffet an Philo-Appetizern anbieten (von denen hier auch schon einige verkostet wurden), war die „Hintertreppe“ bei ihrem Erscheinen (1973) eins der wenigen Angebote dieser Art.
34 bekannte Philosophen vom Griechen Thales bis zu Russell und Wittgenstein werden darin von Weischedel in leicht verständlichen Kurzportraits vorgestellt, ihre Gedankengebäude auf das jeweils Wesentliche zusammengefasst und immer wieder wird ein anekdotischer Blick auf das ‚Menschelnde‘ der Denker gerichtet.
2004 enstand schließlich auch eine Hörbuch-CD-Fassung (gelesen von Jo Brauner), die nun auch den Weg auf YouTube gefunden hat und dort, in die einzelnen Buchkapitel aufgesplittet, kostenlos angehört werden kann.

Zum Reinschnuppern hab ich den Audio-Clip über Wittgenstein rausgesucht (die anderen bereits hochgeladenen findet ihr via Durchklicken zu YouTube); denn das Doppelwerk Wittgensteins ist viel mehr als nur ein Fall für die innerakademische Diskussion, sondern für alle Bereiche sprachlicher Kommunikation von grundlegender Bedeutung. Seinen ursprünglicher Versuch, im „Tractatus“ mithilfe eines analytischen modus mathematicus „die Philosophie von Unsinn und Verwirrung zu bereinigen“, vergleicht er am Ende des Werks selbst mit einer Leiter, welche „weggeworfen“ werden müsse, nachdem man auf ihr „hinaufgestiegen“ sei. Dort ‚oben‘ begann Wittgenstein dann mit seinen Philosophischen Untersuchungen, die heute als eines der Hauptwerke der sprachanalytischen Philosophie angesehen werden können. Darin entwickelt er u.a. das pragmatische Konzept der Sprachspiele („Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“), das auch in der Literatur- und speziell der Lyrik-Interpretation nicht mehr wegzudenken ist (jedes gelungene Gedicht schafft ja sein eigenes Sprachspiel) und auf das sich viele Nachfolger wie etwa Richard Rorty beziehen.

Doch wie immer in der Philosophie gibt es auch zu Wittgensteins Werken bis heute recht unterschiedliche Deutungen, die sich über den kurzen Anstieg einer Hintertreppe natürlich nicht aufdröseln lassen. Deshalb gilt für dieses wie für alle Hintertreppen-Schnupper-Viertelstündchen: Gut geeignet als Basis-Info, aber bitte nicht als ein abschließendes Aha-Erlebnis oder Party-taugliches summa summarum abheften, sondern weitersteigen (z.B. über die hier angebrachten Links) und dann bei ausreichender Kondition am besten zu den Originalwerken greifen…

Aber bitte hütet euch davor, euren philo-interessierten Freunden und Bekannten nun einfach den Link zu diesen YouTube-Rezitationen unter’n Baum zu legen; ist als Geschenk wohl nicht sonderlich passend, und außerdem gibt’s sicher noch viele Leute mit einer ‚altertümlichen‘ Lese-Sozialisation wie mich, die im Bett, in der Badewanne oder im gemütlichen Sessel auf das Haptische nicht verzichten mögen. Solche schickt man am besten mit der neu aufgelegten Jubiläums-Edition auf die „Hintertreppe“:

Weischedel philosophische Hintertreppe

Wilhelm Weischedel
Die philosophische Hintertreppe
Deutscher Taschenbuch Verlag; Jubiläums-Edition
Taschenbuch 336 Seiten

wf

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