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Startseite » Archive für 2011

2011

Vom (Un-)Wesen der Spielmannszüge

Ob es sich bei den jahresendlichen Aufmärschen der Fanfaren- und Spielmannszüge um gelebte oder im Zappa’schen Sinn verwesende Tradition handelt, sei zunächst dahingestellt. Jedenfalls trommelt sich seit gestern wieder dieses alljährliche Ritual durch unsere Kleinstadt, zunächst noch leise, aus der Ferne sich langsam heran arbeitend, doch mit der sehr konkreten Drohung, auch diesmal unsere Straße nicht zu verschonen. Aber weil man ja um die kommende Unbill weiß, lässt sich Vorkehrung zu einem erträglichen Überstehen treffen, ja sogar ein wenig pädagogischer Nutzen daraus ziehen. Zwar kann ich dem um die jeweilige Zeit… Weiterlesen »Vom (Un-)Wesen der Spielmannszüge

Nietzsche nicht nur zur Weihnachtszeit…

… und Philosophische Vitamine für untern Baum Von allen Philosophen ist wohl Friedrich Nietzsche für begabte junge Menschen der mit dem rockigsten Identifikationspotenzial. Keiner sonst hämmert mit so einer kompromisslosen Verachtung gegen Kleinbürger-Werte und religiöse Popanzerei, keiner sonst beschwört mit solchem Pathos den ‚Übermenschen‘ im künstlerisch-genialen Welteroberer, als der jeder aufmüpfige Jugendliche sich selbst gern imaginiert, bis er sich oft genug die Flügel an den Gittern der Großen Voliere  gestaucht hat und sich dann doch lieber nach einer Philosophie des Scheiterns umsieht. Denn nur wenige traun sich nach den Disziplinierungsmaßnahmen… Weiterlesen »Nietzsche nicht nur zur Weihnachtszeit…

„Wer ist hier der Chef?“ – ein Philo-Bilderlesebuch für jedes Alter

Wunderbar, dass es mittlerweile auch Philosophieunterricht in der Grundschule gibt – allerdings sind das noch seltene Glücksfälle, und so kommen die meisten denk-fürsorglichen Eltern nicht umhin, in dieser Angelegenheit selber Geist anzulegen. Kinder sind ja ohnehin neugierig auf alle existenziellen Fragen, haben Spaß (und manchmal auch Ehrfurcht) bei metaphysischen Spekulationen und können mit ihrer intellektuellen Respektlosigkeit auch schon mal Löcher in die bildungsbewährten Denkmauern der Erwachsenen ballern. Noch besser klappt das, wenn die Atmosphäre dazu passt, und aus eigener Erfahrung kann ich dafür so Sachen wie Zelteln mit Lagerfeuer, ein… Weiterlesen »„Wer ist hier der Chef?“ – ein Philo-Bilderlesebuch für jedes Alter

Ein Literaturfest und das Geheimrezept der Bestseller-Autoren

Derzeit findet in München wieder das Literaturfest statt (10.-27. November), wobei unter dem Motto »Die Welt auf Deutsch« nichts weniger als „die Vielstimmigkeit und Welthaltigkeit der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ gezeigt werden soll.  Zumindest hat der Kurator Matthias Politycki diesen Anspruch und deshalb läßt er die 77 von ihm handverlesenen Kumpels Autoren nicht nur Munich-crossover aus ihren Werken rezitieren, sondern auch ein Bad in der Menge nehmen, mit Schülern diskutieren und sich zum allabendlichen Umtrunk in einem „Salon der lebenden Schriftsteller“ versammeln. Die Qualifikation des Auch-Lyrikers Politycki („Das Kernland der deutschen Literatur… Weiterlesen »Ein Literaturfest und das Geheimrezept der Bestseller-Autoren

Steckt im Okkultismus Innovationspotential?

Das Okkulte

Weil ja kürzlich Halloween und Allerheiligen war und grad geisterhafte Herbstnebel durch unsere Vorgärten und Gemüter wabern, hatte Volker Panzer im letzten ZDF-Nachtstudio (am 6.11.2011) wieder mal ein paar Gäste zum Gespräch über „Okkultismus“ ans elektronische Kaminfeuer eingeladen – ein volksnahes Thema, denn schließlich glaubt jeder siebte Deutsche (zwei Drittel davon Frauen) an Magie, Hexerei und andere übersinnliche Manifestationen. Da wärs keine Schande, wenn auch Sie schon mal Stimmen aus dem Jenseits gehört oder zu Zwecken der Geisteraustreibung einen „Hausentstörer“, so ein Art Kammerjäger für Spukerscheinungen,  bestellt hätten. Nun gibt… Weiterlesen »Steckt im Okkultismus Innovationspotential?

So was von Funk und Neues vom „Old Man“

Grad ist das diesjährige Jazzfest Berlin zu Ende gegangen, zum letzten Mal unter der künstlerischen Gesamtleitung von Nils Landgren, dem über die vielen Jahre mit viel Mut zum Risiko eine konzeptionell-stilistische Erweiterung gelungen ist, so dass Festivalbesucher Christian Broecking in der „SZ“ leicht überrascht feststellt: „Jazz ist heute so offen, dass er sich mit jedem musikalischen Thema auseinandersetzen kann.“ Na gut, das ist ja schon länger so, der „Jazz als Wille und Vorstellung“ hat in mäandernden Bahnen inzwischen frische Zuflüsse aus allen Musikkulturen der Welt aufgenommen, so dass den Neotraditionalisten… Weiterlesen »So was von Funk und Neues vom „Old Man“

Die philosophische 1-Minuten-Terrine – heute: Jacques Lacan

Für alle aufmerksamkeitsgestressten User, denen philosophisches Grundlagenstudium im Internet normalerweise zu langatmig ist, hat der amerikanische Pädagoge Mark Fullmer einen Schwung One-Minute-Clips als kleine Appetizer gebastelt und ins Netz gestellt – peppig angerichtet, aber wie’s mit der Sättigungsqualität bei Fast Food nun mal so ist… Alles klar? Wer aber nun tatsächlich Appetit auf mehr bekommen hat und wissen möcht, ob ihm das Gedankenfutter des poststrukturalistischen ‚Querdenkers‘ und Literaturtheoretikers Lacan auch in etwas größeren Portionen mundet, möcht sich doch bittschön hier einen Nachschlag holen. wf

Precht meets Metzinger – zwei Philosophen, die sich einmischen

Metzinger Ego-Tunnel

Der ‚Philosophie-Mediator‘ Richard David Precht interviewt Thomas Metzinger – dabei reden die beiden u.A. auch über ’soziales Schach‘, verteilen einige Spitzen gegen die nur um sich selbst kreisenden Elitezirkel der akademischen Philosophie und wünschen sich von der mehr Weltzugewandtheit Nun also kann Precht mit seiner Berufung zum Honorarprofessor an der Uni Lüneburg zeigen, ob sich seine Vorstellungen von einer zeitgemäßeren Art des Philosophierens auch im akademischen Betrieb umsetzen lassen. Was er dann da so in Seminar- und Bachelorarbeiten schreiben lässt, dürfte zwar kaum Bestseller-tauglich sein, aber sein Thema „Auf der… Weiterlesen »Precht meets Metzinger – zwei Philosophen, die sich einmischen

Verringert die Evolution das menschliche Gewaltpotential?

Der Evolutionsbiologe Steven Pinker glaubt, dass die Menschheit dazulernt und Gewalt als Option für Konfliktlösungen eine immer geringere Rolle spielt Möchte man angesichts der jüngeren Geschichte der Menschheit mit ihren Weltkriegen, Tyrannenherrschaften, Völkermorden und Terrorakten wirklich an die (schöne) These glauben, die Gewalttätigkeit unter humanoiden Artgenossen sei im Lauf der kulturellen Evolution zurückgegangen? Dafür versucht der Evolutionsbiologe Steven Pinker, Professor für Psychologie an der Harvard University und regelmäßiger Autor der „New York Times“,  in seinem neuen Buch „Gewalt – Eine neue Geschichte der Menscheit“ (S. Fischer Verlag) Belege zu liefern.… Weiterlesen »Verringert die Evolution das menschliche Gewaltpotential?

Afrikanische Frauen-Power

Dass es hier nun nach längerer Zeit wieder mal Musik aus einer uns kulturell eher fremden Weltgegend, nämlich aus Westafrika gibt, hat auch a bisserl was mit der Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an drei Frauenrechtlerinnen zu tun. Zwei davon stammen aus dieser Ecke: Die nicht unumstrittene liberianische Staatspräsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und deren Landsfrau und Bürgerrechtlerin Leymah Gbowee. Dabei mag manch einer von uns Europäern seinen humanistisch gepflegten Ranzen zufrieden im Fernsehsessel gestreichelt haben „Ja ja, es geht voran auf der Welt!“ und sich vielleicht sogar das Kalendersprüchlein des Nobelpreiskommitees notiert… Weiterlesen »Afrikanische Frauen-Power

Nichts als Katzen-Content

kater_paul

Der Katzenkulturkenner Detlef Bluhm gibt „Kater Paul – Das Facebook-Tagebuch“ heraus Der Katzenliebhaber Kurt Tucholsky beschwerte sich einmal, die Katze sei das einzige Tier, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber nichts dafür zu tun. Dabei wusste er natürlich sehr wohl, was er an ihr hatte, denn wie vielen anderen Literaten und Künstlern schnurrte die Katze auch ihm als Muse ins Handwerk, gern trat er auch mal als Theobald Tiger oder Peter Panter unter ihrem Namen auf und seinem Kater Mingo schrieb „Tucho“ gelegentlich launige… Weiterlesen »Nichts als Katzen-Content

Des Sommerrätsels Lösung

Obwohl unser Sommerferienrätsel diesmal wohl zu den leichteren seiner hier vorkommenden Art gehörte, war die Anzahl der zugesandten richtigen Lösungen mit gerade mal siebenunddreißig eher druckerfreundlich. Man konnte ja sowohl mit arabisch-pragmatischem als auch mit algebraisch-logischem Denken das Problem lösen, wie sich die siebzehn Kamele des Ibn Ruschd in die Hälfte und je ein Drittel bzw. ein Neuntel auf seine drei Söhne vererben ließen. Erstaunlicherweise hatten die Jungs-Gewinner André S. (Offenbach) und MadMax0815 (München) die lebensweltlich-praktische aufm Zettel: „Man leiht sich von einem Nachbarn ein Kamel aus, teilt die 18… Weiterlesen »Des Sommerrätsels Lösung