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Das musikalische Chamäleon Herbie Hancock ist auch mit 70 noch innovativ

Eine Karriere als klassischer Klaviervirtuose schien für Herbie Hancock vorgezeichnet, nachdem er schon 1952 als 11-jähriges Jungtalent das 5. Klavierkonzert von Mozart zusammen mit dem Chicago Symphony Orchestra zur Begeisterung vieler renommierter Kritiker aufgeführt hatte.
Doch während seiner High School-Zeit packte ihn der Jazz und da vor Allem die Aufnahmen von Oscar Peterson, dessen Stücke er intensiv studierte und nachspielte. Er fand die Analyse dieser harmonischen Strukturen, rhythmischen Muster und Instrumentierungsweisen so spannend, dass er anschließend nicht nur Musikkomposition, sondern auch gleich noch Elektrotechnik (!) studierte – wohl voraussehend, dass die musikalische Zukunft mehr als die Beherrschung von Akustikpianos und Buschtrommeln verlangen würde.

Sein Ein- und Aufstieg in der Jazzszene war rasant, als er auf seinem 1962er Debütalbum Takin‘ Off (mit Dexter Gordon und Freddie Hubbard), das er für das berühmte Avantgarde-Label «Blue Note» einspielte, mit dem Song Watermelon Man einen vielfach gecoverten Welthit landete.

Miles Davis holte ihn 1963-68 als Pianist in sein legendäres „Zweites großes Quintett“ und die Komposition der Filmmusik von Michelangelo Antonionis Spielfilm Blow Up (Hauptpreis auf dem Filmfestival in Cannes 1967 ) verlieh Herbie Hancock endgültig den Nimbus des innovativen Allrounders.
Doch nach dieser künstlerisch anspruchsvollen und anstrengenden Phase erlaubte sich Hancock einige Jahre lang das Relaxen (und Geldverdienen) mit einem Sound aus der Abteilung ‚Fahrstuhl-Beschallung‘ und bei Werbejingles (u.A. für Chevrolet, Standard Oil und Eastern Air Lines), bevor er sich in den 1970er-Jahren ins Lager der kompositorisch Kreativen zurückberufen fühlte.
Schnell wurde er zum Stilbildner und zur gefeierten Ikone des durch Funk, Rock, Afro und vor Allem durch den Einsatz elektronischer Klangerzeuger erweiterten neuen Fusion-Jazz, auch wenn er sich zwischendurch immer wieder ‚Rückfälle‘ in die ‚Niederungen‘ des Pop erlaubte; nicht nur weil die Gagen im Jazz nie so richtig berauschend waren, sondern weil er sich immer als musikalischer Grenzgänger, als Chamäleon in den Regionen der anspruchsvolleren Unterhaltung empfunden hatte.

Diese Woche feierte der praktizierende Buddhist seinen 70. Geburtstag und hat sich nach seinen zwei Grammys von 2008 noch Einiges vorgenommen, um neue Verbindungswege zwischen Jazz und Pop in der musikalischen Landschaft auszuprobieren – die neuesten computerbasierten Trick- und Sampling-Techniken für Musikeinspielungen und Animationsvideos gehören bei ihm natürlich zum Produktions-Standard.
Aber zwischendurch gibts er’s sich und uns auch gern mal live und mit ‚echten‘ Instrumenten, wie hier bei der relativ frischen Live-Performance seines Hits „Cantelope Island“ mit einem spielfreudigen Pat Metheny an der Klampfe:

Geburtstags-Hommage in der „SZ“

wf

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