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2009

Wir irren stündlich (in idiosynkratischen Kontingenzen)

Wer seine Gesinnung öffentlich zur Schau trägt, hat schnell ein paar Spötter im Rücken. Dabei will er doch nur zeigen, wie sehr er sich einer Idee verbunden fühlt, etwa wenn der blaßgesichtige Hänfling im California-Surfing-T-Shirt zur Grillparty kommt oder der beschlipste Banker in der Mittagspause im Dritte-Welt-Café gegenüber den Che Guevara neckisch unter dem lässig geöffneten Jacket hervorblinzeln lässt. Die Symbole eines erträumten oder versäumten Lebens sind freilich auch ergiebige Geldquellen für diverse Textil-Siebdrucker und Logo-Rechteinhaber und vor dem Diskurshintergrund über die Unverkäuflichkeit immateriell-digitaler Werte in der Kostenlos-Mentalität des Internet… Weiterlesen »Wir irren stündlich (in idiosynkratischen Kontingenzen)

Platonisches Alter: das Sommer-Philo-Mathe-Rätsel

Diogenes in der Tonne

Gegen die sommerliche Trägheit im Denken sollte man sich zwischendurch mal eine kleine logische Erfrischung gönnen.  Deshalb gibt’s an dieser Stelle heut mal was zum rätseln (und gewinnen), mit dem Hintergedanken, dass ihr euch auch mal mit alternativen Lebensformen in der Antike vertraut macht ;-) Als der junge Aristoteles eines Tages an Diogenes‘ Tonne vorbeischlenderte, rief dieser den Knaben herbei und stichelte: „Na du kleines Logik-Genie, wollen wir doch mal sehn, wie’s mit deinen Rechenkünsten ausschaut. Traust dich?“ „Nur her damit!“ rief Aristoteles begeistert. „Sie her,“ sprach der Ältere und… Weiterlesen »Platonisches Alter: das Sommer-Philo-Mathe-Rätsel

Kulturelle Bildung in der Schule

„Imagination ist more important than knowledge.“ (Albert Einstein) Für das kommende Schuljahr hat sich die Kulturstiftung der Länder mit ihrer Jugendinitiative KINDER ZUM OLYMP! vorgenommen,  ihr Leitmotiv „Kultur ist nicht  Luxus, sondern Notwendigkeit“ besser als bisher im Bewusstsein von Bildungspolitikern, Pädagogen, Eltern und natürlich den „betroffenen“ Schülern zu verankern – vom schönen Slogan zur Einsicht. Einer der Arbeitsschwerpunkte ist dabei ein jährlicher bundesweiter  Wettbewerb für Schulen, bei dem Kinder und Jugendliche die Möglichkeit erhalten sollen, sich künstlerisch auszudrücken und  Kultur für sich zu entdecken. Dabei können Schüler und Lehrer in Kooperationsprojekten… Weiterlesen »Kulturelle Bildung in der Schule

Überdosis Eleganz

Hôtel des Étrangers: Gedichte

„Hôtel des Étrangers“ – neue Gedichte von Joachim Sartorius Viele gute Gedichte zu kennen, solche sogar mit editorischem Enthusiasmus und literarischer Kompetenz ans Licht der Öffentlichkeit zu heben, kann für einen Lyriker mitunter auch hilfreich sein, um selber Brauchbares zustande zu bringen. Immerhin hat sich Joachim Sartorius schon als Herausgeber der deutschen Werkausgaben von Malcolm Lowry und William C. Williams sowie mehrerer Poesie-Anthologien verdient gemacht und ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Spache und Dichtung„. Gelernt hat Sartorius die Rechts- und Politikwissenschaften, war im deutschen diplomatischen Dienst, persönlicher Referent von… Weiterlesen »Überdosis Eleganz

Playstation Fußball-Bundesliga

Der wahre Fußballfan gilt sich selbst ja bis heute als der Phänotyp des Philosophen im Heraklit’schen Sinne,  so wie er da am Rand des Spielflusses über die vorbeitreibenden Ereignisse reflektiert,  mit den Stammesbrüdern über die Transzendenz göttlicher Spiel-Ideen sinniert, in der Tabellenmathematik als Sinnelixier seines Sports die mögliche Meisterschaft seines Clans antizipiert. Doch auch das wahre Sein des Fußballspiels  unterliegt wie manch anderes Liebgewordene der ‚ontologischen Drift‘ durch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften und bald werden die AAhs und OOhs der Fans bei intuitiven Flanken und spekulativen Grätschen nicht mehr dem… Weiterlesen »Playstation Fußball-Bundesliga

Der Moonwalker tanzt nicht mehr

Gestern Nacht ist Michael Jackson, die Ikone und tragische Figur der letzten drei Popjahrzehnte, in Los Angeles an Herzstillstand in einem Krankenhaus verstorben. Wie immer man zu ihm und seiner Kunst stehen mag, wird man wohl dem Urteil seines jahrelangen Produzenten und Musikmanagers Quincy Jones zustimmen:  „Michael hatte alles – Talent, Anmut, Professionalität und Hingabe.“ Unbestreitbar war er für Pop-Verhältnisse auch ein ausdrucksstarker, kreativer Tänzer – vor Allem aber war er eine schillernde Figur mit einem grenzgängerischen Lebensentwurf zwischen Banalität und Idealismus, Obszönität und Absurdität. Zerrieben zwischen märchenhaftem Reichtum und… Weiterlesen »Der Moonwalker tanzt nicht mehr

André Gorz zeigt Auswege aus dem Kapitalismus

Andre Gorz

 „Eines Tages muss sich der Kapitalismus seine Kunden kaufen, indem er Zahlungsmittel umsonst verteilt.“ (André Gorz) Was der berühmte Philosoph und Soziologe André Gorz da so scheinbar weltfremd in einem Interview schon 2004 in den Denkraum stellte, ist ja nun in Form der Abwrackprämie und anderer alimentierter Konsumermöglichungen Wirklichkeit geworden.  Jetzt ist posthum das letzte Buch des linken Vordenkers, den ich nach seinem Freitod im September 2007 hier schon mal vorgestellt hatte, erschienen: „Auswege aus dem Kapitalismus: Beiträge zur politischen Ökologie“, dessen Texte er kurz vor seinem Tod zusammenstellte. Darin… Weiterlesen »André Gorz zeigt Auswege aus dem Kapitalismus

Bundestags-Petition zu Urheberrecht und GEMA

Dass die Inkasso- und Ausschüttungs-Modalitäten der GEMA im Zusammenhang mit den aktuellen Diskussionen um das Urheberrecht dringend verändert werden müssen, wird von Künstlern, Veranstaltern, Kulturinitiativen und auch vielen Politikern seit langem gefordert. Nun liegt eine entsprechende Petition an den Deutschen Bundestag zur Mitzeichnung (bis 17. Juli 09) vor, die in der laufenden Diskussion ergänzt und verfeinert werden kann. Die Petition wurde bisher von mehr als 62.000 Bürgern gezeichnet (Stand 24.6. – 50.000 erforderlich zur Zulassung) und viele Details und Erweiterungen, auch bezüglich der von uns monierten urheberrechtlichen Freiheit, werden im… Weiterlesen »Bundestags-Petition zu Urheberrecht und GEMA

Selbstironisches Lästermaul

Aus dem Leben eines Lohnschreibers „“ neue Geschichten von Joseph von Westphalen „Am Rande des Literaturbetriebs, abseits der Tröge der Kulturförderung und des Preisvergabegemauschels lungert der Lohnschreiber herum und findet sein Auskommen.“ Und erkennt, weil ihm die Hochkultur vergällt ist: „Wer für Geld schreibt, bekommt keine Literaturpreise. Wer keine Literaturpreise bekommt, muß für Geld schreiben.“ Naheliegend, dass ein Autor mit derart unambitioniertem Schreibverständnis prädestiniert ist, um auf einer „Tutzinger Tagung zur Lage der deutschen Gegenwartsliteratur“ über das Thema „Für Geld schreibe ich alles“ zu referieren und dabei in lustvoller Selbststilisierung… Weiterlesen »Selbstironisches Lästermaul

Des Girl from Ipanema lacht mi o

Weil sich der Sommer und die Madln bei uns aa grad recht lasziv-lächelnd-lässig brasilianisch gerieren und des Synapsen-Gschwerl sich derozweng wieder woanders rumtreibt als der guade Vorsatz,  lass ma heid grad amoi den Kollegen Jim Greeninger aufspuin: „Girl from Ipanema“ , so a impressionistisch angehauchte Bossa Nova von Antí´nio Carlos Jobim wf CD Jim Greeninger „Solo Guitar“

Piraten entern Europaparlament

Nein, der „Piratenpartei“ geht es nicht um eine Lizenz zum Diebstahl, wie das Zetern vieler Urheberrechte-Verweser und Kreativitäts-Abstauber vermuten ließe, sondern um das Grundrecht unserer computergestützten „Wissensgesellschaft“ auf kostenlosen Zugang zu allen digital publizierten Dokumenten. Wie bitte? Kreativitäts-Abstauber? So ist es, denn bei den Angeboten, die traditionelle Medien wie Frankfurter Rundschau, Die Zeit, FAZ, Süddeutsche, Tagespiegel oder andere auf ihren online-Dependancen feilbieten erhalten die Urheber, sprich Autoren,  von den (Werbe-)Einnahmen in der Regel keinen Cent, sondern werden regelrecht enteignet, indem ihre Artikel teilweise als „Mietobjekte“ an andere Webseiten verhökert werden.… Weiterlesen »Piraten entern Europaparlament

Die Wortmagierin des Dennoch

Hilde Domin

Zum 100. Geburtstag von Hilde Domin „Ein Gedicht ist ein gefrorener Augenblick, den jeder Leser für sich wieder ins Fließen, ins Hier und Jetzt bringt.“ Derart pointiert verteidigte die 2006 verstorbene Lyrikerin Hilde Domin schon 1968 in dem Essay „Wozu Lyrik?“ die Poesie gegen ihre Widerredner. Und hielt sich selbst bis zu ihrem Abschiedsband „Der Baum blüht trotzdem“, den die zarte Wortmagierin noch voll auf der Höhe ihrer Kunst 1999 im Alter von 90 Jahren veröffentlichte, an den damit selbstgestellten Anspruch: Ein Dichter muss sein Erleben und sein Leid mit… Weiterlesen »Die Wortmagierin des Dennoch