Wenn’s im Vatikan mal nicht so läuft, wie man das als hochrangiger Gläubiger dank mühselig absolvierter Gebetsstunden vom Lieben Gott erwarten könnte, muss irgendeine Teufelei, sprich infame Verschwörung, die heiligen Angelegenheiten hintertrieben haben. Die christliche Teufelsmythologie ist die Blaupause sämtlicher Verschwörungstheorien, in denen alles Böse auf eine eindeutige, identifizierbare Quelle zurückgeführt wird „“ ob bei den Juden (die erstmals im Johannes-Evangelium als „Kinder des Teufels“ benannt werden), bei Luther, den Hexen, Freimaurern oder zeitgenössischen Religionskritikern.
Nun also sollen zwei französische, kirchenkritische Lesbierinnen daran schuld sein, dass sich über dem Vatikan der Skandal um den Holocaust-Leugner Richard Williamson und die Pius-Bruderschaft derart zusammenbrauen und entladen konnte. Die Journalistinnen Caroline Fourest und Fiammetta Venner hätten das Interview im schwedischen Fernsehen mit Williamson derart lanciert, dass dessen Ausstrahlung so peinlich mit der Aufhebung der Exkommunikation Williamsons zusammenfiel.
Das zumindest suggeriert eine interne Dokumentation des Vatikan – obwohl den Kirchenoberen schon eine Woche vor der TV-Ausstrahlung der entlarvende „SPIEGEL“-Bericht vom 19. Januar und die Aufnahme von Vorermittlungen durch die Regensburger Staatsanwaltschaft bekannt war und sogar bei Radio Vatikan publiziert wurde. Da wäre die Aufhebung von Williamsons Exkommunikation noch zu stoppen gewesen.
Die Soziologie-Professorin hat sich dafür in den französischen Medien einen Namen gemacht. Ihre Bücher analysieren Gemeinsamkeiten fundamentalistischen Denkens in der christlichen, jüdischen und muslimischen Religion – zum Beispiel die Frauenfeindlichkeit. Ihr letztes Buch „Die neuen Soldaten des Papstes“, in dem sie u.A. Papst Benedikt vorwirft, vom Zweiten Vatikanischen Konzil abzurücken, war schon im September 2008 erschienen und der ursprüngliche Anlass für das Medieninteresse.
Fourest und Venner arbeiten auch für die satirische Zeitschrift „Charlie Hebdo“, die neulich auf ihrem Titelblatt die Angst des Teufels und des lieben Gotts vor Skribenten karikierte und die wenig Rücksicht auf religiöse Gefühle nimmt.
„Das Verletzen religiöser Gefühle hat die Welt vorangebracht“, so Fourest. „Sie wurden Privatsache, und die Trennung vom Staat befreit die Religion von politischer Instrumentalisierung.“
Caroline Fourest glaubt, dass sie und ihre Freundin nun als Sündenböcke herhalten sollen. Zumal die beiden im Vatikan wenig Freunde haben dürften.
wf / 3sat – Kulturzeit
Wetten, daß die katholische Kirche auch diese „Teufelei“ überstehen wird? Das Papsttum und die Vatikanbürokratie haben im Laufe der Geschichte schon größere Fehler begangen (wie auch an Giordano Bruno). Aber, wer ohne „Sünde“ ist, werfe den ersten Stein.
In einem Papstbrief zu diesen Vorgängen an die „Lieben Mitbrüder im bischöflichen Dienst“ versucht sich Benedikt nun doch an so etwas Ähnlichem wie einer Rechtfertigung/ Entschuldigung.
Hier in der FAZ findet ihr das Schreiben bei Lektürebedarf in voller Länge:
http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E330C9B48B4CA45018539B4AE62D1F961~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Und hier gibt`s noch mehr vom „Papa“und über den Papst:
http://www.die-tagespost.de/2008/index.php
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