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2008

Der Jazz als Wille und Vorstellung

„Ich improvisiere, also bin ich.“ Hätte Gert Scobel als Motto für seine letzten „Musikalischen Gespräche“ mit einigen Spitzenkönnern der deutschen Jazzszene wählen können, wenngleich der philosophische Anspruch dieser 3sat-Sendung sich im Wesentlichen auf die allegorische Deutung der Improvisation als Sinnbild für das permanente selbstorganisatorische Werden des Lebens beschränkte. Dabei hätte sich der Brückenschlag zu Fragen der Determiniertheit unserer Willensentscheidungen und  den entsprechenden neurophysiologischen Grundlagen geradezu angeboten. Flüssige und kreative Improvisation auf höchstem Niveau setzt die blitzschnelle Antizipation des nächstmomentigen Klangbildes voraus, wobei die Umsetzung dieser Vorstellung dem Musiker einige Wahlfreiheit… Weiterlesen »Der Jazz als Wille und Vorstellung

Colin Goldner gegen Gottkönig und Esoterik-Gurus

Colin Goldner

Der Mann lebt gefährlich. Seit der Veröffentlichung seines Buches „Dalai Lama „“ Fall eines Gottkönigs“ ist Colin Goldner einer endlosen Kette an Beschimpfungen, Schmähungen und Bedrohungen seitens der Pro-Tibet-Szene ausgesetzt, in mehreren Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft, u.A. gegen die Versender von Fäkalienpaketen und  halb verwester Hühner. Anlässlich einer überarbeiteten Neuauflage des Buches und eines kommenden Vortrags am Freitag, 31. Oktober, im Linzer VHS-Wissensturm führten die „Oberösterreichischen Nachrichten“ ein Interview mit dem klinischen Psychologen und enfant terrible der zeitgenössischen Aufklärung. Darin unterstreicht Goldner die provokanten Thesen seines Buchs, etwa dass im… Weiterlesen »Colin Goldner gegen Gottkönig und Esoterik-Gurus

Buchmessen-Nachlese

„Beim Besuch einer Buchmesse ergriff mich eine sonderbare Beklemmung“, schrieb Adorno 1963. „Als ich suchte zu verstehen, was sie mir anmelden wollte, ward ich dessen inne, dass die Bücher nicht mehr aussehen wie Bücher.“ Wenn also schon die Bücher von 1963 nicht mehr wie Bücher aussahen, weil sie „anfangen,  dramatisch Reklame für sich selbst zu machen“, wie hätte es den Mitbegründer der Kritischen Theorie wohl gegraust bei einem Rundgang über die diesjährige Frankfurter Buchmesse – nicht nur wegen der weiter fortgeschrittenen Degenerierung des Buches zum massenkompatiblen Konsumartikel mit allem denkbaren… Weiterlesen »Buchmessen-Nachlese

Vom Sinn der Arbeit

Ludwig Hohl 1945

Der von mir hochgeschätzte, kaum bekannte Schweizer Autor Ludwig Hohl (1904 – 1980), von dem hier schon öfter die Rede war, hat in seinen „Notizen“ dem Thema Arbeit ein ganzes Kapitel gewidmet. Er antizipiert  in seinen assoziationsreichen Reflexionen den Wandel der subjektiv-intentionalen und gesellschaftlichen Qualitäten dieses Begriffs und findet in der Dialektik seiner ‚existenzialistischen Transzendentalphilosophie‘ folgende Essenz als Trost für alle, die sich nach dem Sinn ihres Tuns fragen. So ’nebenbei‘ formuliert Hohl, der sich meines Wissens nicht näher mit der buddhistischen Philosophie beschäftigt hatte, damit auch einen zentralen Aspekt… Weiterlesen »Vom Sinn der Arbeit

Reich-Ranicki lehnt Fernsehpreis ab

Da warn wohl einige von den Socken, als Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki gestern abend den ihm zugedachten Deutschen Fernsehpreis ablehnte. Endlich mal ein süffisant-griffiges Gesprächsthema auf der After-Show-Party! „Blödsinn“ nannte der greise Poltergeist von der Ehrungsbühne aus diese vollkommen beliebige Preisabwurfparade. „Ich nehme diesen Preis nicht an! Ich kann nur diesen Gegenstand, der hier Vielen überreicht wird, von mir werfen!“ Das alte Kampfschwein MRR war im Zustand der Angewidertheit schon immer unberechenbar und tobte gegen (vermeintlichen) Kitsch und geistige Niederungen in der Literatur. Dass er jahrelang selber eine Gallionsfigur des Unterkomplexen-Mediums… Weiterlesen »Reich-Ranicki lehnt Fernsehpreis ab

Die Synergie nach dem „Knacks“

Höchstwahrscheinlich hätte sich die Spezies Mensch ohne das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren nicht entwickeln können. Es bedurfte dieses ‚Knacks‘ in der Evolution, um Neues entstehen zu lassen, der Zusammenbruch als Chance, wie ihn auch die meisten Menschen in ihrem Leben ein- oder mehrmals ‚im Kleinen‘ durchleiden. Der Publizist Roger Willemsen hat sich des Themas in seinem literarischen Essay „Der Knacks“ angenommen und war deshalb zusammen mit dem Psychologen Günter Schiepek und Evolutionsforscher Franz Wuketits zu Gast in der gestrigen Scobel-Sendung. Willemsens Blickwinkel richtete sich mehr auf  den… Weiterlesen »Die Synergie nach dem „Knacks“

Mordanklage gegen George W. Bush

Kein Wirrkopf, sondern die Legende der amerikanischen Strafverfolgung, Staranwalt Vincent Bugliosi, bereitet eine Anklage wegen Mordes gegen den scheidenden US-Präsidenten George W. Bush nach dessen Amtszeit und Auhebung der Immunität vor. Wie Bugliosi beweisen zu können glaubt, habe sich Bush mit bewussten Lügen die Zustimmung der amerikanischen Öffentlichkeit und seiner gewählten Repräsentanten für den Irak-Krieg geholt. Das bestgehütete Geheimnis des Irak-Krieges, die gefallenen US-Soldaten, ist für Bugliosi der entscheidende Anklagepunkt. Dass sie, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, in den Tod geschickt wurden, sieht er dokumentiert, etwa mit den „kriegstrommelnden“ Reden über… Weiterlesen »Mordanklage gegen George W. Bush

Fähnleinträger der Gegenaufklärung

Ethik

Der theologisch angefütterte Kulturjournalist und Buchautor Alexander Kissler („Der deutsche Papst“) wäre hier eigentlich keiner Erwähnung wert, hätte er sich nicht über seine restaurativen Kreise hinaus mittlerweile öffentliche Aufmerksamkeit in TV-Diskussionen und auch des öfteren als Feuilletonist in der von mir sonst so geschätzten „Süddeutschen Zeitung“ erschlichen verschafft.. Tritt er dort meistens mit angezogener Handbremse auf, so bot ihm nun das Katholische Magazin „Die Tagespost“ ein Forum für einen Eigenwerbe-Essay mit den Grundthesen seines neu erschienenen Buchs „Der aufgeklärte Gott“, in dem Kissler den Naturalismus in der Philosophie als Selbstkasteiung… Weiterlesen »Fähnleinträger der Gegenaufklärung

Bairische FDP verschwindet im Suff

Kurz vor der Landtagswahl liegt die CSU umfragetechnisch zwar weit unter 50%, die SPD um die 20% und die Grünen wie auch FDP wärn im Landtag – bei halbwegs nüchterner Stimmabgabe. Weil der Wahltag aber mitten ins Oktoberfest gelegt wurde, kanns nach ein paar Maß ganz anders kommen, wie eine (fast) repräsentative Umfrage des BR-Magazins Quer unter volltrunkenen Oktoberfestbesuchern zeigte. So also täts dann ausschaun nach der mehr als anständigen dritten Maß Bier – man beachte die noch vorhandene Differenzierung auf immerhin drei Parteien. Die epigenetische Prägung durch die letzte… Weiterlesen »Bairische FDP verschwindet im Suff

Ist die Welt noch zu retten?

„Wenn ich in einer Welt lebe, in der mit Schneekanonen viel Geld verdient wird, macht es wenig Sinn, meine als einzige abzustellen.“ Mit dieser ökonomischen  Pointierung des ‚Gefangenen-Dilemma‚ aus der Spieltheorie formulierte der Globalisierungsexperte Franz Josef Radermacher selbst einen der Vorbehalte gegen die mögliche Realisierung eines von ihm vorgeschlagenen globalen Marshallplan zur Rettung der Welt. Nichts weniger als diese war gestern das Thema im ersten „Philosophischen Quartett“ nach der Sommerpause. Natürlich war die aktuelle weltwirtschaftliche und die damit verbundene klimatologische Entwicklung der Hintergrund der Diskussion, die Frage, ob die Verflechtungen… Weiterlesen »Ist die Welt noch zu retten?

Der anständige Bayer und sei anständige Maß Bier

Rechtzeitig zum Großen Anzapfen auf dem Münchner Oktoberfest hat der (noch) amtierende bairische Ministerpräsident Beckstein allen verzagten Bierherzen seiner Landsleute und sich selber ein letztes Mütchen eingehaucht. Um die Rettung des Anstands ging’s in seiner Ansprache, um das Wählen der CSU also, um deretwillen der anständige Bayer auch ruhig zwei anständige Maß Bier trinken und danach noch ganz anständig Auto fahren könne. Die durch und durch anständige Hypothese, dass sich nicht nur die Kultur der Bayern, sondern der gesamten Menschheit  auf fröhlichen Gelagen mit dem Gerstensaft begründe,  erhielt soeben auch… Weiterlesen »Der anständige Bayer und sei anständige Maß Bier

Urheberrecht, Creative Commons und die GEMA

„Wissen, Ideen und Erfindungen können in der Natur kein Gegenstand von Eigentum sein. Ideen sollen sich frei über den ganzen Globus verbreiten, von einem zum anderen, zur moralischen und wechselseitigen Belehrung des Menschen.“ Ginge es also nach dem Staatstheoretiker und US-Präsidenten Thomas Jefferson (1743-1826), von dem dieses Zitat stammt, wären die verworrenen Streitigkeiten um die Verwertung von Urheberrechten in Kunst und Wissenschaft, vor Allem in den digitalen Medien obsolet. Ganz in Jeffersons Sinn formierte sich vor ein paar Jahren die Creative Commons – Bewegung unter Führung des Juristen Lawrence Lessing… Weiterlesen »Urheberrecht, Creative Commons und die GEMA